TC Roma

Der Diskurs um die Rolle der Frau aus der Roma und Sinti Community in der europäischen Gesellschaft hat verschiedene Aspekte. Die Situation unterscheidet sich in den europäischen Ländern und ebenso ihre historische Grundlage, gleichzeitig gibt es auch Einflüsse aus einem gemeinsamen europäischen Erbe. Das Projekt versucht diese Fragen aufzunehmen und ihre Aufbereitung in die Initiation eines Netzwerkes münden zu lassen, dass die Handlungsmacht der Betroffenen in Gegenwart und Zukunft stärken soll.

Was hat Geschichte mit meinem Leben zu tun? Wie beeinflussen politische Strukturen meine persönlichen Chancen? Was sind gemeinsame Werte in der EU und wo finden Roma und Sinti ihren Platz?

Das Situation der Roma und Sinti und ihr Bild in der Gegenwart sind durch die geschichtlichen Ereignisse und deren Aufarbeitung geprägt. In Österreich überlebten einige die Konzentrationslager des zweiten Weltkrieges, mussten sich aber mit Diskriminierung in der Republik Österreich zurechtfinden. Die Frauen waren dabei auch von geschlechterbasierter Ungleichbehandlung betroffen. In Spanien hingegen kämpften Roma gemeinsam mit Nicht-Roma gegen Franco und kamen als WiderstandskämpferInnen in französische Konzentrationslager und nach Ravensbrück. Wir erkennen also verschiedene Umstände einer umfassenden Katastrophe – eine europäische Geschichte mit verschiedenen Strängen.

Frauen verschiedener Generationen haben in diesem Projekt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten des geschichtlichen Erbes und seines Einflusses auf ihr heutiges Leben ausgearbeitet und ihre Sicht darauf festgehalten. Die ZeitzeugInnen aus den jeweiligen Ländern erzählten aus ihrem Leben, bedeutungsvolle historische Stätten wurden besichtigt, ExpertInnen gaben Einsichten zu Erinnerungskulturen, aber auch Einrichtungen wurden besucht, die gegenwärtig für das Thema relevant sind. Der Austausch zwischen persönlicher Erfahrung und Lebenseinstellungen, historischer Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der heutigen Situation in verschiedenen europäischen Ländern im Kontext der Frage, wie historische Ereignisse das heutige Leben dieser Frauen beeinflussen, veranschaulicht nicht nur Intersektionalität gut, sondern brachte auch vielfältige thematische Aspekte auf. Die Vielfalt der Teilnehmenden, nämlich ZeitzeugInnen, WissenschafterInnen, Kulturschaffende, AktivistInnen, PolitikerInnen, MultiplikatorInnen, etc., sorgt zusätzlich für eine Vielfalt an Perspektiven.


Die IG Kultur Österreich und FAGIC Barcelona bereiteten gemeinsam ein Programm in Österreich und Spanien auf, das ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verschiedenen Disziplinen in Wissenschaft, Politik und Kunst beinhaltete. 25 TeilnehmerInnen in Österreich und 30 TeilnehmerInnen in Spanien setzten sich intensiv mit dem Thema auseinander, trafen Vertretende der Roma, Sinti und jüdischen Community, besuchten die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Mauthausen, trafen Aufarbeitungsvereine zum spanischen Bürgerkrieg und Angehörige der Verfolgung durch das Franko Regime, besuchten historische Stätten, wie den Ort eines ehemaligen Frauengefängnisses in Barcelona, sprachen mit ZeitzeugInnen, Angehörigen, ExpertInnen. Sie führten Fototagebücher,  produzierten eine Radiosendung und Dokumentationsvideos, um ihre Perspektiven zu vermitteln. Ein langfristiges Ziel des Projektes ist die Initiation eines Netzwerkes von Frauen aus der Community der Roma und Sinti, das eine Bewusstseinsschaffung und Einflussnahme auf politische Strukturen und Prozesse anstoßen und Projekte und Maßnahmen zum interkulturellen Dialog entwickeln kann.

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Damit schließt das Projekt auch an einen Impuls aus dem Projekt Romani Lives an. Aus einem Workshop zur Rolle der Frau in der Roma und Sinti Community, der im Zuge des Projektes stattfand, kam die Idee zur Netzwerkbildung auf. Hier ein Video zum Workshop: