Leerstand aktivieren! Aber wie?
Räume für Kunst und Kultur sind mehr als Orte – sie sind soziale, kulturelle und demokratische Infrastrukturen. Doch während Leerstand wächst, wird Raum für freie Kulturarbeit zunehmend zur Mangelware. Die Frage nach Quadratmetern ist längst eine Frage der Teilhabe: Wer gestaltet Stadt, wer hat Zugang und wer bleibt außen vor?
vlnr: Pioniernutzung Rösselmühle Graz, Talstation Innsbruck, Semmelweisklinik Wien © Johanna Lea Lassnig
Raum 117, Graz
Pioniernutzung Rösselmühle
Oeverseegasse 11, 8020 Graz
2 Wohneinheiten im Arbeiterhaus der Arbeiter:innen der Rösselmühle
Zwischennutzung ehemalige Stahl-Eberhart-Halle
Waagner-Biro-Straße 117, 8020 Graz
Hallenfläche ehemaliges Verwaltungsgebäude der Stahlfirma Eberhart in der Smart City
Wir nutzen die Orte als Ateliers oder vermieten sie niederschwellig weiter an Künstler*innen und öffnen sie mit kulturellen Veranstaltungen für die Öffentlichkeit.
Von 2021 bis 2024 haben war unsere Arbeit zu 100% ehrenamtlich und seit wir 2024 das Kunstraum Steiermark Stipendium haben können wir teilweise Stunden vergüten, obwohl man dazu sagen muss, dass ein Teil der geleisteten Stunden im Rahmen der Freiwilligenpauschale erbracht wird und ist somit nicht vergütet wird. Wir schätzen, dass wir trotzdem ca zwischen 20-100 Stunden pro Person kommen arbeiten. Manche Arbeiten mehr, manche weniger.
Am Anfang waren wir einfach nur eine Gruppe motivierter Menschen, die sich ein Atelier teilten. Doch schnell wurde uns klar: Es braucht mehr niederschwellige Räume für Kunst und Kultur. Also fingen wir an, mit viel Elan eigene Veranstaltungen zu organisieren. Das Interesse von außen wuchs stetig – und spätestens beim ersten großen Event, einem mehrtägigen Graffiti-Festival mit über 60 Künstler*innen teilweise aus Europa, das die Wände der Smart City bemalten, wurde spürbar: Wir sind Teil von etwas, das wachsen will.
⇒ Learnings zum Weitergeben
Durch unsere zahlreichen Veranstaltungen haben wir in einem geschützten Rahmen gelernt, was es bedeutet, Projekte eigenständig zu planen, zu organisieren und umzusetzen. Dabei haben wir nicht nur unsere Fähigkeiten im Teamwork und in der Kommunikation geschärft, sondern auch gemerkt, wie wichtig ein gemeinsames Werteverständnis ist – denn genau das bildet für uns die Grundlage für unsere gelungene Zusammenarbeit.
⇒ Unsere Wünsche
Wir wünschen uns, dass die Leerstandsthematik von Politik und Eigentümer:innen ernster genommen wird und das Potenzial niederschwelliger Räume für die junge Kunst- und Kulturszene erkannt wird. Vor allem braucht es mehr Planbarkeit und Sicherheit für Zwischennutzende – nur so kann nachhaltiges und langfristiges Arbeiten überhaupt möglich werden.
Semmelweisklinik, Wien
Hockegasse 37, 1180 Wien
Das Gebäude war als Wirtschaftsgebäude Teil des Ensembles der Frauenklinik und davor Teil des Kinderheims. mit ca. 2.850 m2 innen / Außen nur innerhalb des Bauzauns. Wir bieten Ateliers, Gemeinschaftsräume, Werkstätten, Räume für Events sowie ein eigenes Eventprogramm mit Veranstaltungen.
Seit Juni 2022, ursprünglich bis 2024 begrenzt, 2x verlängert, aktuell bis Ende Nov. 2026 ca. 600 auf viele Personen aufgeteilt. Sind durch den Open Call der Kreativen Räume Wien zusammengekommen, haben das Gebäude besucht, uns anschließend online vernetzt und während der Lockdowns per Zoom ein Nutzungskonzept entwickelt und den Verein gegründet. Im zweiten Durchgang hat unser Konzept von der BIG den Zuschlag bekommen. Danach folgten knapp 6 Monate Vertragsverhandlungen, während wir uns mit dem Haus vertraut gemacht haben. Seit Sommer 2022 läuft unsere Nutzung, die Mitgliederzahl ist seitdem beständig gewachsen und umfasst nun mehr als 100 Personen, die teilweise Mieter*innen sind, teilweise als Externe projektbezogen mitgestalten.
⇒ Learnings zum Weitergeben
Wir haben gelernt, dass es zusätzlich zu geeigneten Orten (hinsichtlich Bausubstanz, Erreichbarkeit, Nahversorgung, Infrastruktur, Leistbarkeit) auch geeignete Menschen braucht. Menschen, die Lust haben, eigenständig und in Koordination mit anderen gemeinsam Projekte ins Leben zu rufen, und gleichzeitig für das gemeinsame Ganze Sorge zu tragen. Die unsichtbare Care-Arbeit, die jenseits von Events und Veranstaltungen in die Pflege und den Erhalt des Gebäudes und der Community fließt, ist ganz zentral für deren gelingen.
⇒ Unsere Wünsche
Mut und Vertrauen. Mut, gemeinsam Neue Wege auszuprobieren, sich etwas zu trauen, miteinander zu experimentieren und füreinander Sorge zu tragen. Wir wünschen uns Möglichkeiten, wie erfolgreiche, etablierte Zwischennutzungen auch langfristig bestehen bleiben dürfen, wir wünschen uns Ansprechpartner aus Bund und Stadt und Land, die sich mit dieser Praxis auskennen und helfen können, solche Projekte einfacher und mit klaren Rahmenbedingungen fahren zu können.
Kommt zu unserer Wintervaganza! Kunsthandwerk trifft auf Musik, Variété, und Gaumenfreuden am 13. und 14. Dezember.
Verein Junge Talstation
Rennweg 41, Innsbruck
Jugend-Kulturzentrum von 2014 bis Februar 2022 in der Standseilbahntalstation (Innen 700qm)
100 Geschätzte ehrenamtliche Stunden pro Monat.
Ideenwettbewerb der Stadt, wegen Leerstand. Bahn schloss 2005 und stand dann leer und verkam.
⇒ Learnings zum Weitergeben
Man darf sich vor der Politik nicht in die Hose machen. Networking in der Szene ist wichtig
⇒ Unsere Wünsche
Transparenz, Kommunikation auf Augenhöhe, Respekt