"Klimaschutz ist ein Gebot der Stunde!"

Ein Interview mit Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer betreffend Nachhaltigkeit & Klima.
Klimaschutz Andrea Mayer

Wie können Potentiale des Kulturschaffens genutzt werden, um zu einer ökologischen nachhaltigen Gestaltung der Gesellschaft beizutragen? 

Zunächst einmal: Künstlerische Positionen bieten die Möglichkeit, relevante, aktuelle gesellschaftliche Fragen zu stellen und Herausforderungen im öffentlichen Bewusstsein zu verankern sowie Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Künstler*innen setzen sich ja schon seit langer Zeit mit dem Klimawandel und der Zerstörung unserer Natur in vielfältiger und auch aufrüttelnder Weise auseinander. Ich bin überzeugt, dass diese öffentlichkeitswirksame Rolle der Kunst eine wichtige Übersetzungsleistung für eine klimagerechte Welt erbringt. Man muss jedoch sagen, dass die Erreichung von ambitionierten Umwelt- und Klimaschutzzielen nur dann gelingt, wenn sie zu einem gesamtgesellschaftlichen Projekt werden und in allen Bereichen – auch der Kunst und Kultur – wirksame Maßnahmen gesetzt werden. Es darf nicht vergessen werden: Der Kunst- und Kultursektor ist nicht nur Impulsgeber, sondern verbraucht selbst auch Ressourcen und erzeugt CO2. Einigen Kunstsparten haben mehr, andere weniger damit zu kämpfen. Klar treten gewisse Umweltbelastungen auf, insbesondere durch Transport, Energieverbrauch und Abfall. Wir im Kunst- und Kulturministerium stellen jedenfalls eine intensive Auseinandersetzung unserer Fördernehmer*innen mit diesem Thema fest – nicht nur auf künstlerischer, inhaltlicher, sondern auch auf strategischer und operativer Ebene. Die vielen Bestrebungen des Kulturbereichs, hier klimafitter zu werden, wollen wir in den kommenden Monaten noch gezielter unterstützen.

 

Welche Rolle kann das BMKOES beim Ziel einer klimagerechten Kulturpolitik einnehmen?

Klimaschutz ist ein Gebot der Stunde. Die Kulturpolitik trägt dementsprechend Mitverantwortung für eine ökologisch nachhaltige Entwicklung. Damit das gelingt, braucht es den Dialog und die enge Zusammenarbeit aller Akteur*innen in der Kultur. Ich sehe das BMKÖS hier als Mitgestalterin, indem wir passende Rahmenbedingungen und Unterstützungen zur Verfügung stellen. Und nicht zu vergessen, Österreich hat sich mit dem UN-Beschluss der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung verpflichtet, die 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) in relevante Strategien und Programme zu integrieren und dementsprechend auch Maßnahmen auszuarbeiten. Kunst und Kultur tragen zu allen 17 globalen Nachhaltigkeitsziele bei – also auch zum Klimaschutz. In diesem Sinne ist es für mich selbstverständlich, dass sich das Bundesministerium für Kunst und Kultur aktiv damit auseinandersetzt und hier auch einen Beitrag leistet.

 

Warum macht sich das BMKOES für Belange der Nachhaltigkeit stark?

Kultur ist ja eine wesentliche Dimension in der Debatte von Nachhaltigkeit. Insofern müssen wir Kultur immer gemeinsam mit Wirtschaft, ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit denken und dementsprechend handeln. Für mich ist klimagerechte Kulturpolitik demnach ein wichtiger, gesamt gesehen aber nur ein Baustein für nachhaltige Entwicklung. Es geht neben Klimagerechtigkeit nämlich auch um soziale Themen, wie Fairness im Kulturbetrieb, Diversität und Inklusion sowie die Wertschätzung unserer kulturellen Vielfalt und unseres kulturellen Erbes. Und gerade in diesen schweren, kritischen Zeiten ist eine Kultur des Friedens maßgeblich für nachhaltige, demokratische Entwicklung. In Bezug auf Klimagerechtigkeit sehe ich unsere Rolle im Ministerium stark in der Kommunikation, in der Herstellung von Sichtbarkeit für das Thema und in der Mitgestaltung von Maßnahmen.

 

Zizat Andrea Mayer Klimaschutz

 

Haben Sie Beispiele zu diesen Maßnahmen?
Es gibt zahlreiche Beispiele. Die Zertifizierung vieler Bundesmuseen mit dem Österreichischen Umweltzeichenist bereits gelungen, künftig sollen auch die Bundestheater folgen. Gleiches gilt für österreichische Filmproduktionen, die mit dem Green Producing Vorreiter in diesem Feld sind. Hier bin ich sehr froh über die gute Zusammenarbeit mit dem federführenden Klimaministerium. Auch mit dem Österreichischen Kinopreis, den wir 2021 erstmals vergeben haben, setzen wir mit der Kategorie Nachhaltigkeit ein Zeichen. Diese Maßnahmen sind auch Teil unserer aktiven Thematisierung der UN-Nachhaltigkeitsziele in allen Bereichen des Kunst- und Kultursektors. Ein schönes Beispiel ist aktuell das Projekt „17 Museen x 17 SDGs“. Hier arbeiten 17 österreichische Museen inhaltlich und strategisch an den Nachhaltigkeitszielen der UNO – ich bin auf die Ergebnisse sehr gespannt. Auch mit unserer Veranstaltungsreihe „Kultur Politik International“ treiben wir den breiten Diskurs mit Stakeholdern aus dem Kulturbereich voran und unterstützen die Transformation mit Impulsen für konkrete Maßnahmen. Und nicht zu vergessen: Es ist auch Thema bei unserem österreichweiten Dialogprozess im Rahmen des Kunst- und Kulturstrategie.

 

Mit welchen weiteren Maßnahmen kann das BMKOES den Wandel zu einer klimagerechten Nachhaltigkeitskultur unterstützen, insbesondere in Hinblick auf die zuvor angesprochene organisatorische Ebene?

Unbestritten ist, dass Kunst- und Kulturbetriebe durch ein umweltfreundliches Energie- und Ressourcenmanagement zum Klimaschutz beitragen können. Auch hier werden wir als Ministerium schwerpunktmäßig aktiv. An der Schnittstelle zwischen Denkmalschutz und Klimaschutz setzen wir etwa mit dem Volkskundemuseum Wien und den Bundesateliers im Prater zwei ökologische Sanierungen um, die beispielgebend für ähnliche Vorhaben in der Modernisierung von Kulturinfrastruktur sein sollen. Darüber hinaus gibt es den Fördertopf Klimafitte Kulturbetriebe mit einer Gesamtdotierung von 15 Millionen Euro. Dieser wird bereits in diesem Jahr für ökologische Investitionen in Kulturbetrieben in ganz Österreich und in allen Sparten zur Verfügung stehen. Wir werden dabei die Kulturbetriebe in der Umstellung auf beispielsweise erneuerbare Energieträger, Optimierung von Heizung und Beleuchtung oder Fassadenbegrünung unterstützen. Mit dieser Initiative hoffe ich, wichtige Impulse setzen zu können und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Kunst- und Kulturbetriebe bestmöglich einzugehen.

 

 

 

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