Praxis

Ein Thema wie die Prekarisierung könnte entlang eines bestehenden ideologischen Geflechts aufgebaut werden, das die europäische Gesellschaft seit je wie ein Myzel durchwächst: dem Christentum. Nicht erschrecken, nicht lachen, sondern aufgreifen: Gerechtigkeit und Gleichheit sind (auch) christliche Grundwerte.
Der Countdown läuft. Bis zum Jahresende kann sich SchwarzBlauOrange noch schützend vor den Kunstmarkt stellen, um ihn vor Folgerechtsabgaben zu bewahren. Danach bricht das Folgerecht auch über Österreich herein: Bildende KünstlerInnen werden ab 1. 1. 2006 einen Anspruch auf finanzielle Beteiligung am Wiederverkauf ihrer Werke haben. Jedes Mal, wenn der Kunstmarkt für einen EigentümerInnenwechsel eines Kunstwerks sorgt (ausgenommen ist der Erstverkauf ), soll die KünstlerIn wenige Prozent vom Verkaufserlös erhalten.
Als im Oktober 1999 die FPÖ als zweitstärkste Partei mit einem Stimmenanteil von über 27 Prozent aus den Wahlen zum österreichischen Nationalrat hervorging und im Februar 2000 schließlich von der ÖVP als Koalitionspartnerin in die Regierung geholt wurde, zog dies auch einen neuerlichen Politisierungsschub innerhalb des kulturellen Feldes sowie eine grundsätzliche Neupositionierung der IG Kultur Österreich im Verhältnis zum "gewendeten Staat" nach sich.
theater als praxis zum erlernen von bedingtem handeln. das theater der zukunft ist ein theater von/für tätige/zuschauer. dieses theater setzt spielräume für tätigkeiten. das ziel dieser theatralen handlungsräume ist die aktivität einer physisch-sozialen praxis, die kreativität anwendet auf die erfindung neuer rituale und gebaren, die die bestehenden habituellen konventionen "öffentlicher orte" mitbearbeiten.
"Meine Arbeit enthält für jeden etwas, und wenn es die Wurst am Imbissstand ist."
Mittwoch, 29. August 2001. Salzburg, Neue Residenz, Kaigasse 2. Wolfram P. Kastner und Martin Krenn ergänzen im Rahmen des Projekts "Rückgabe" mit Studierenden der "Internationalen Sommerakademie für Bildende Kunst Salzburg" das Zitat auf der Gedenktafel für Theodor Herzl um einen entscheidenden Satz aus Herzls Tagebuch. Während auf der Tafel ausschließlich geschrieben steht "In Salzburg brachte ich einige der glücklichsten Stunden meines Lebens zu", fügen die KünstlerInnen folgenden Nachsatz handschriftlich hinzu: "Ich wäre auch gerne in dieser schönen Stadt geblieben; aber als Jude wäre ich nie zur Stellung eines Richters befördert worden."
Anders sieht die Sache selbstverständlich auf der Seite der ArbeitgeberInnen aus. Für sie kommt es zu abrechenbaren Vorteilen, fallen die Lohnnebenkosten doch weg bzw. sinken beträchtlich. Ein klassisches Konfliktmuster also, für das sich traditionell die Gewerkschaften verantwortlich fühlen sollten. Die allerdings können mit der neuen marginalisierten Schicht bisher wenig anfangen und haben das Problem daher bisher großteils ignoriert
Die Schlüsselebene der Kulturpolitik hat sich - naturgemäß - durch die Verwerfungen im politischen System Österreichs radikal verändert. Die einzige Kontinuität ist die fatale Ausgangsposition der Defensive in Sachen Kulturförderung, bedingt durch eine breite politische Achse, die schon vor dem Wechsel von der großen zur ganz kleinen Koalition auf Sparefrohpolitik und Rücknahme von Förderungen aller zivilgesellschaftlicher Formationen ruhte.
Eine einfache und dennoch komplexe Tatsache ist, dass die Entwicklung des Neuen sich nicht ohne Spannungen vollzieht. Auch die politisch ambitionierte Neugründung einer Institution wie des Tanzquartier Wien, des ersten Tanz- und Performancehauses Österreichs, kann sich nicht geräuschlos vollziehen, zu stark sind die Identifikationen mit dem Bestehenden und Gewohnten, zu groß die Ängste und Projektionen gegenüber einem entstehenden Gebilde, das als Novum seine Position in einer sich über Jahre kaum verändernden, gleichsam zementierten Subventionslandschaft behauptet.
Open Source, Free Software, Linux, Apache. Das alles sind Namen, die in den unterschiedlichsten Bereichen für Verwirrung und Aufsehen sorgen. Spätestens seit dem Boom des freien Betriebssystems Linux und der Ausrufung von Apache zum beliebtesten Webserver der Welt wird das Phänomen Open Source ernst genommen.
Nein, der 40-jährige Choreograph Bert Gstettner bespielt mit seinem Tanz*hotel nicht im Alleingang die Stadthalle. Nein, das 20-jährige Tanztheater Homunculus (geleitet von Manfred Aichinger und Nikolaus Selimov) performt nicht im Hanappi-Stadion. Helmut Ploebsts Satire (siehe Kulturrisse 04/ 01) ist nicht zur Realität geworden. Oder doch? Jedenfalls hat sie prophetischen Charakter bewiesen.
Seit kurzem gibt es in Wien zwei neue Hallen, in denen Tanz stattfinden kann: Die Halle G im Museumsquartier und die Halle 1030 im 3. Bezirk. Jede Tanzfreundin kann sich über neue Spielstätten nur freuen. Spielstätten für Tanz sind nämlich äußerst rar.