Politik, Medien und Wissenschaft feiern begeistert einen neuen Lieblingsbegriff: die Creative Industries. Warum dieser Begriff notwendig war, was er umfasst oder beschreibt, darüber wird noch gestritten. Eines Morgens war er eben da. Der Terminus erfüllt mustergültig alle Anforderungen zeitgeistiger Mediensprache - obwohl englisch, doch nahe genug am Deutschen, dass er auch bei Uneingeweihten angenehm positive Assoziationen weckt: Industrie lässt an blühende Wirtschaftszweige denken, die Wohlstand und Frieden über’s Land bringen; das aber nicht in das öde Grau ausgelaugter Industriegebiete getaucht, sondern in die schillernde Folie der Kreativität.
Öffentliche Debatten haben eine bemerkenswerte Eigenschaft: Sie hinterlassen Reste. Diese Reste bilden zuweilen - wie auch immer sie im Einzelnen zu bewerten sein mögen - einen nicht unwesentlichen Teil der "Produktivität" solcher Debatten, indem sie etwa in Form von Gemeinplätzen in die Sekundärverwertung eingehen. Letzteres lässt sich nicht zuletzt regelmäßig an Österreichs Meisterfeuilletondenkern beobachten, deren Recycling solcher Gemeinplätze - vom Huntingtonschen "Kampf der Kulturen" bis zur Walserschen "Moralkeule" - von höheren Politikweisen schon mal für einen "Paradigmenwechsel" gehalten wird.
Offensichtlich habe ich einen Modewechsel verpasst - Überlegungen zu Zielen und Methoden kulturpolitischen Handelns sind out, klingen verstaubt und total uncool; in sind hingegen ganz eindeutig die creative industries (oder cultural industries oder copyright industries) mit ihrem Anklang an die grenzenlose Freiheit des Marktes.
Als die IG Kultur Österreich im Sommer 2000 eine Umfrage unter 150 Kunst- und Kultureinrichtungen durchführte, stellte sich heraus, dass zahlreiche Institutionen und Projektträger über das genaue Schicksal ihres Antrages im Bundeskanzleramt nicht Bescheid wussten. Viele konnten nicht Auskunft darüber geben, ob ihr Ansuchen durch einen Beirat behandelt wird und in welchem Stadium der Erledigung es sich befindet.
"Ich habe nichts gegen regierungskritische Institutionen, aber eine Institution, die sich als Kampforganisation gegen Schwarzblau sieht, will auch ich nicht unterstützen." - Anfang März lehnte sich im Standard-Chat ausgerechnet jenes Mitglied des ÖVP-Bundesparteivorstandes weiter als andere aus dem Fenster, das noch vor einem Jahr als Gegenstimme zur Regierungsbildung mit der FPÖ in den eigenen Reihen aufgefallen war.
Kopftuchdebatte Wo es ums Kopftuch geht, werden Leute, die sich nie um feministische Anliegen bemüht haben, plötzlich zu VerfechterInnen von Frauenrechten.
Richtig: Den Gutmenschenhohn habe ich in meinen Sätzen zwar keineswegs direkt Karl-Markus Gauß zugeschrieben. Aber indirekt kann der Leser dessen Zugehörigkeit dazu entnehmen, wenn er, wie offensichtlich Gauß, keinen Sinn für Sprachfiguren entwickelt hat. Es liegt nämlich eine Kreuzstellung vor mit Bezug "Gutmenschenhohn - Liessmann" und "Antifaschismus werde heute versaut zum Schimpfwort - Gauß".
Man solle den Antifaschismus in Österreich nicht im Jahre 2000 beginnen lassen, sondern sich gefälligst der antifaschistischen Traditionen besinnen.
Angetan von der Marchartschen Farbenlehre, die sich als ihre eigene Parodie in der Trivialität ihrer blassgrauen Aussage spiegelt, fragen wir: Was will dieser Text von uns? Er will nicht aussagen. Er will uns rühren. Das tut er.
Oliver Machart, der Philosoph, holt in den Kulturrissen 0101 zu einer heftigen Fundamentalkritik an den Grünen aus. Er bezichtigt die Grünen der Standpunktlosigkeit, vor allem in zwei "zentralen politischen Fragen" des vergangenen Jahres und stellt fest, die Grünen hätten sich "in den nationalen Schulterschluss eingereiht".
Weil es wieder lau wird auf den Wiesen, soll auch in dieser Zeitschrift ruhig einmal was über Sportplätze zu lesen sein. Seit langem schon, spätestens aber seit Habermas, bin ich nämlich für Gerechtigkeit - auch im "außermoralischen Sinn". Und so möchte ich jetzt gegen das Verhalten von Nörglern oben auf den Rängen protestieren.
Es entsteht der Eindruck, als wären die Hauptgegner nicht die Rechten, die an der Macht sind, sondern die jeweils anderen oppositionell Gesinnten, deren vermeintliche Unfähigkeit, das "wahre", das "richtige" politische Projekt zu erkennen oder zu entwickeln, mit viel Emphase, ja fast Schadenfreude gegeißelt wird.