EU-Förderprogramme für den ländlichen Raum in Österreich

In einer Reihe von EU-Förderprogrammen gibt es die Möglichkeit, Kunst- und Kulturprojekte in ländlichen Räumen umzusetzen. Im Rahmen der Schwerpunktausgabe "Land Kultur Arbeit" des IG Kultur Magazins haben wir die Abteilung für europäische und internationale Kulturpolitik des Kulturministeriums (BMKÖS) gebeten, eine Überblick über die wichtigsten EU-Förderprogramme für Kulturprojekte im ländlichen Raum zu geben.  

Der Förderkompass von „Europa fördert Kultur“ www.europa-foerdert-kultur.eu/ bietet Orientierung, gewährt einen guten Überblick und stellt aktuelle und vergangene Projektbeispiele aus Österreich und Deutschland vor. Für Kulturprojekte im ländlichen Raum in Österreich können insbesondere die Programme LEADER, INTERREG, Creative Europe und der Europäische Fonds für regionale Entwicklung von Interesse sein:

1. LEADER
 

Um was geht es?

  • Entwicklung des ländlichen Raums und Erhalt/Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum.
  • Umsetzung von Initiativen und Transformationsprozessen auf der lokalen Ebene.
  • Vernetzung der lokalen Bevölkerung und von örtlichen Akteur*innen.
  • Stärkung des wirtschaftlichen, sozialen, umweltpolitischen und kulturellen Bereichs.

Programmschienen

Leader wird in sogenannten „Leader-Regionen“ umgesetzt. In Österreich gibt es 83 Leader-Regionen, die jeweils eine Entwicklungsstrategie mit relevanten Themen und Handlungsfelder definiert haben, auf deren Basis Projekte gefördert und umgesetzt werden. Die inhaltlichen Schwerpunkte können somit je nach Region variieren.

Grundsätzlich werden Projekte unterstützt, die

  • innerhalb einer Leader-Region
  • als Kooperationen zwischen den einzelnen Regionen und
  • als Kooperationen zwischen Regionen verschiedener Länder
  • (Leader transnational) umgesetzt werden.

Welche Kulturprojekte sind förderbar?

Das Spektrum der förderbaren Projekte reicht von Kulturerbe (z.B. Schutz oder Wiederherstellung des kulturellen Erbes oder zur Entwicklung neuer, digitaler und barrierearmer Zugangsmöglichkeiten) über die Verbesserung kultureller Infrastrukturen und Erweiterung bzw. Diversifizierung kultureller Angebote in der Region, die Steigerung der kulturellen Teilhabe bis hin zur Stärkung des Kulturtourismus in ländlichen Räumen.

Beispiel: So wurde unter anderem eine Jugend-Filmakademie und ein Filmfestival, bei dem Jugendliche verschiedener Nationen mit Expert*innen der Filmbranche transnationale Kurzfilme produzierten, gefördert (Leader Transnational). Im Bereich der bildenden Kunst wurden bildende Künstler*innen und Handwerker*innen durch die Ausstellung von Kunstwerken an öffentlichen Plätzen und Räumen sichtbarer gemacht, während es bei einem inklusiven Tanzprojekt mit Senior*innen, Migrant*innen, Schüler*innen und Menschen mit Behinderung darum ging, einen neuen Umgang miteinander zu lernen und ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen.

Kontakt & Infos
Übersicht über die Fördermaßnahmen inkl. Fristen und Kontaktdaten: www.ama.at/dfp/foerderungen-fristen

 

 

2. INTERREG
 

Um was geht es?

  • Ausgleich von wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden
    zwischen Regionen und Ländern.
  • Steigerung der Lebensqualität, Solidarität und des sozialen Zusammenhalts.
  • Stärkung der regionalen Zusammenarbeit in verschiedenen Grenzgebieten.

Unterstützt wird eine sehr große Bandbreite kultureller Aktivitäten: von grenzüberschreitenden Netzwerken für kulturellen Austausch und künstlerische Zusammenarbeit über Denkmalschutz bis hin zu Tourismus.

Programmschienen

INTERREG A
INTERREG B
INTERREG C


INTERREG A: grenzübergreifende Zusammenarbeit

Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit von aneinandergrenzenden Regionen und benachbarten Gebieten. In Österreich gibt es insgesamt 7 Programme:

  • Programm ÖSTERREICH – UNGARN
  • Programm SLOWAKEI – ÖSTERREICH
  • Programm ÖSTERREICH – TSCHECHIEN
  • Programm ÖSTERREICH – DEUTSCHLAND/BAYERN
  • Programm ALPENRHEIN – BODENSEE – HOCHRHEIN
  • Programm ITALIEN – ÖSTERREICH
  • Programm SLOWENIEN – ÖSTERREICH

Beispiel: In INTERREG A wäre beispielsweise eine Literaturbörse entlang der bayrisch-oberösterreichischen Grenze denkbar, die die regionale literarische Vielfalt sichtbar macht und Impulse für literarischen Austausch in der Region setzt.

Kontakt & Infos für INTERREG A:
www.oerok.gv.at/eu-fonds-2021-2027/efre/ziel-etz-grenzueberschreitend

INTERREG B: transnationale Zusammenarbeit

Förderung von Kooperationen im gesamten Gebiet der EU sowie in angrenzenden Regionen. Europaweit gibt es 14 Unterprogramme, wobei Österreich an drei Unterprogrammen teilnimmt:

  • Programm ALPINE SPACE
  • Programm CENTRAL EUROPE
  • Programm DANUBE REGION

Beispiel: Für ein Projekt in INTERREG B könnten sich z.B. verschiedene industriegeprägte Regionen innerhalb eines Programmraumes zusammentun, um eine lebendige Industriekultur und attraktive Orte für Arbeit, Leben und Erholung zu schaffen.

Kontakt & Infos für INTERREG B:
National Contact Point ÖROK, Anna-Maria Kramann
Tel.: +43 (0)1 535 34 44 – 21, E-Mail: @email www.oerok.gv.at/kooperationen/info-service-oesterreich-ncp


INTERREG C: interregionale Zusammenarbeit

Förderung der Vernetzung sowie des Wissens- und Erfahrungsaustauschs, um politische Strategien und Maßnahmen für die Bürger*innen und Gemeinschaften vor Ort zu entwickeln sowie deren Zusammenleben zu verbessern. Insbesondere sind folgende zwei INTERREG-C-Unterprogramme für Organisationen aus dem Kultur- und Kreativsektor zugänglich:

  • INTERREG EUROPE richtet sich insbesondere an kommunale und regionale Verwaltungen.
  • URBACT IV richtet sich insbesondere an Städte und Gemeinden aller Größen.

Beispiel: Kulturprojekte in INTERREG C drehen sich oftmals darum, wie Kunst und Kultur dabei helfen können, den Lebensraum in Städten und Regionen inklusiver und nachhaltiger zu gestalten. So werden z.B. verschiedene europäische Städtenetzwerke gefördert, die sich damit befassen, wie europäische Metropolen Kultur(politik) zugänglicher gestalten können oder wie kleine Städte ihr kulturelles Erbe wahren und in die nachhaltige Stadtentwicklung einbinden können.

 

 

3. CREATIVE EUROPE
 

Um was geht es?

  • Umsetzung von grenzüberschreitenden Kooperationen in allen Kultur- und Kreativsektoren
  • Förderung der kulturellen und sprachlichen Vielfalt und des Kultur- und Spracherbes
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des wirtschaftlichen Potenzials des Kultur- und Kreativsektors

Programmschienen

  • Europäische Kooperationsprojekte:
    Zusammenarbeit von Organisationen im Kulturbereich
  • Europäische Plattformen:
    Förderung von Nachwuchskünstler*innen
  • Europäische Netzwerke:
    Förderung von Interessensvertretungen verschiedener Kultursparten
  • Literarische Übersetzungen
  • Culture Moves Europe:
    EU-Mobilitätsstipendien
  • Perform Europe:
    Unterstützung kleinerer Projekte im Bereich darstellende Kunst

Welche Kulturprojekte sind förderbar?

Es werden grenzübergreifende, breitenwirksame Projekte aus allen Kunst- und Kultursparten gefördert, die nachhaltig gestaltet sind und einen europäischen Mehrwert bewirken.

Beispiel: Ein Projekt wurde unterstützt, das Festivals und Aktionen in dezentralisierten europäischen Regionen miteinander verband. In gemeinsamen Workshops, Veranstaltungen und Kunstprojekten zu lokalen Mythen und Geschichten wurden zeitgenössische, regionale und europäische Narrative entwickelt und das immaterielle kulturelle Erbe neu interpretiert.

Kontakt & Infos
Creative Europe Desk Austria
BMKÖS, Elisabeth Pacher
Tel.: +43 (0)1 716 06 – 851 115,
E-Mail: @email www.creativeeurope.at

 

 

4. Europäischer Fonds für regionale Entwicklung: Investitionen in Beschäftigung und Wachstum (IWB/EFRE)
 

Um was geht es?

  • Reduktion der sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten in Europa.
  • Unterstützung von Innovation, Nachhaltigkeit, regionaler Entwicklung und dem Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft.

Umfasst sind ökonomische und soziale Fragen, wie auch ökologische und kulturelle Aspekte.

Programmschienen

  • Ausbau der Forschungs- und Technologieinfrastruktur
  • Stärkung der Forschungs- und Transferkompetenzen
  • Gestaltung regionaler Innovationsökosysteme
  • Förderung innovativer und produktiver Investitionen in Unternehmen
  • Förderung der Nutzung klimarelevanter Technologien und Dienstleistungen
  • Unterstützung angewandter Forschungs- und Demoprojekte sowie von Ökoinnovationen für mehr Energieeffizienz
  • Integrierte nachhaltige städtische Entwicklung & Stadtregionen
  • Smart regions - Integrierte Regionalentwicklung mittels CLLD (Community-Led Local Development)
  • Förderung von Investitionen für Beschäftigung und Nachhaltigkeit
  • Unterstützung von Forschungs- & Entwicklungs-, Demo- und Innovationsprojekten

Welche Kulturprojekte sind förderbar?

Sowohl interaktive, kulturelle Projekte als auch Maßnahmen, die zur Instandhaltung oder Restaurierung von Kulturräumen dienen, können gefördert werden. So wurden in der Vergangenheit mit diesen Mitteln brachliegende Flächen in Räume für kulturelle, kreative oder soziale Tätigkeiten umgewandelt und es wurden Besucherzentren sowie Umbaumaßnahmen, die den barrierefreien Zugang zu Kulturstätten ermöglichen, realisiert. Kulturprojekte mit touristischen Aktivitäten sind ebenso förderbar wie Maßnahmen, um bestehende kulturelle Angebote nachhaltiger und digitaler zu gestalten.

Kontakt & Infos
EU-Förderung für regionale Entwicklung:
www.efre.gv.at/foerderstellen
 

 

 


Cover des IG Kultur Magazins, Ausgabe 2023



Dieser Artikel ist erstmals in der Ausgabe 1.23 „LAND KULTUR ARBEIT“ des Magazins der IG Kultur Österreich – Zentralorgan für Kulturpolitik und Propaganda erschienen.

Das Magazin kann unter @email (5 €) bestellt werden. 

 

Ähnliche Artikel

Ihr habt eine Projektidee, die sich gut für eine EU-Förderung eigenen würde – aber euch schrecken die Anforderungen ab? Ihr seid unsicher, welche EU-Förderschiene für eure Idee passend ist? Ihr habt noch keine Erfahrung mit EU-Einreichungen und bräuchtet Unterstützung in der Antragstellung? Dann bewerbt euch für das Incubator 2024 Programm – dem Mentoringprogramm für Kulturinitiativen zur Entwicklung erfolgreicher EU-Projekteinreichungen, inkl. Intensivtraining in Valetta/Malta.
Netzwerkarbeit und Bewusstseinsbildung unter Frauen im ländlichen Raum stößt immer wieder auf tief verankerte Einschränkungen, Vorurteile und Probleme. Frauennetzwerke wie etwa die murauerInnen (Murau) oder Iron Women (Steirische Eisenstraße) bieten Frauen aus unterschiedlichen sozialen Milieus die Möglichkeit, sich zu vernetzten und auszutauschen und somit die eigene Position in der Region zu stärken.
Wie lässt sich das Kulturangebot in ländlich geprägten Regionen und kleineren Städten weiterentwickeln? Und wie können sich Kulturinstitutionen vor Ort für neue Aufgaben, Inhalte und Kooperationen öffnen? Das Programm „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ unterstützt in Deutschland Regionen dabei, ihre Kulturorte und ihr Kulturangebot dauerhaft zu stärken. Ein Bericht zu Erfahrungen aus acht Jahren TRAFO-Förderung in Deutschland.