Was ist ein "dritter Ort"?

Dritte Orte sind Häuser von Kultur und Begegnung, die als Ankerpunkt für kulturelle Vielfalt einen Beitrag der Kultur zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bieten. Darüber wird am 8. November im Kulturhaus Brotfabrik diskutiert. 

Dritter Ort

8. November, ab 17:00


Kulturhaus Brotfabrik, Wien

 

Es gibt kaum noch Treffpunkte auf den Wegen des alltäglichen Lebens, und dies schafft ein Terrain von Entfremdung mit der Gefahr von Individualisierungs- und Vereinzelungstendenzen. Darum geht es in der Dialogveranstaltung, einer Kooperation der IG Kultur Österreich, 10 Jahre Kulturhaus Brotfabrik und Junge Theater Wien, ab 17.00 im Kulturhaus Brotfabrik in Wien. 

 

Das Konzept der dritten Orte

Die Soziologie geht davon aus, dass der Verlust authentisch erlebbarer örtlicher Sozialräume durch das Schaffen informeller Treffpunkte der Kommunikation auf den Alltagswegen zwischen „Zu Hause“ und „Arbeit“ kompensiert werden soll. Dies können Cafes, Kulturhäuser, Friseursalons, Buchläden, Bars, Gasthäuser, Büchereien, Kinos, leerstehende Geschäfte, etc. sein. Sie bieten einen neutralen Boden für lokale Gemeinschaften, sind Anlauforte für Neuhinzugezogene und informelle Orte des öffentlichen Lebens.

Die Wirksamkeit von „Dritten Orten“ besteht in städtebaulichen Resilienzen. Quartiere mit lebendigen Treffpunkten weisen laut Ray Oldenburg ( amerikanischer Soziologe, der den Begriff „Dritte Orte“ prägte) höhere Entwicklungschancen und gesellschaftliche Resilienz angesichts sozialer Herausforderungen auf. Sie haben eine gemeinschaftsbildende und demokratiefördernde Funktion inne und stärken die Ortsbindung durch soziales Zusammenkommen. Dieses Zusammentreffen mit Menschen vermittelt Nähe und „Heimatlichkeit“ im öffentlichen Raum des eigenen Lebensumfelds.

 

 

Programm

 

17.00 Einlass KULTURHAUS BROTFABRIK -Ankersaal
 

17.30 Startfest JUNGES THEATER FAVORITEN

...stellt sich vor! - “meet & talk” , “music & drinks”
Mit Veronica Kaup – Hasler | Stadträtin für Kultur und Wissenschaft, Marcus Franz | Bezirksvorsteher, Stephan Rabl | JUNGE THEATER WIEN, Tilman Fromelt | Programmleiter Kulturhaus Brotfabrik sowie Vertreter*innen aus Kultur, Bildung, Soziales, Freizeit und Politik
 

18.30 Dialog DAS KONZEPT DER “DRITTEN ORTE”

  • Anmol Yasmin AhmedKulturhaus Brotfabrik
  • Tilman Fromelt | Kulturhaus Brotfabrik über 10 Jahre gelebtes Kulturzentrum in Favoriten als ein „Dritter Ort“
  • Yvonne Gimpel | Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich über soziokulturelle Räume und Zentren in Österreich
  • Gerald Gröchenig | Leitungsfunktion in Kulturorganisationen von Freier Szene wie IG Kultur oder Europäischer Theaternacht bis zum Kulturamt einer österreichischen Mittelstadt über Ray Oldenburgs Theorie der „Dritten Orte“ und die Modellregion Nordrhein-Westfalen
  • Sara Kowal | Kulturverein- Bar-Cafe "Henriette" das Konzept eines 3. Ortes im 20. Bezirk über die private Initiative einen 3. Ort zu schaffen - aus der Sicht einer Künstlerin und Technikers aus dem Kulturbereich
  • Bertram Meusburger | Projektbüro "landstadt vorarlberg" über das Konzept ""Dritte Orte" im Rahmen der Aktion "LANDSTADT erforscht VORARLBERG"

Moderation: Stephan Rabl, Leiter "JUNGE THEATER WIEN
 

20.00 Konzert WEMIMO - Acoustic Session

Die vielseitige Singer-Songwriterin und Musikerin WEMIMO verzaubert zum Abschluss das Publikum mit gefühlvollen Akustikklängen. Mit ihrem Programm-Mix aus eigenen Liedern und Pop & RnB Cover- Klassikern, vereint WEMIMO Elemente aus Rap, Folk und Pop und war damit heuer schon beim Frequency Festival zu Gast.

 

Dritte Orte...

  • sind regionale Ankerpunkte
  • richten sich an die Bedürfnisse vor Ort
  • fördern die Demokratie
  • sind identitätsstiftend
  • vernetzten Angebote von Kultur und Bildung
  • können Lücken schließen (wo z.B. kulturelle Angebote fehlen)
  • bündeln Angebote bzw. können die Qualität und Nachhaltigkeit bereits bestehender Bildungs-, Kultur- und Sozialprojekte stärken
  • ermöglichen zwanglose Begegnungsmöglichkeiten mit Menschen des sozialen Umfelds und somit Gemeinschaft und Kommunikation
  • erlauben unabgesprochene und regelmäßige Treffen
  • geben Impulse für kreative Tätigkeit
  • sind offen für alle und individuell nutzbar
  • sind mit geringen Kosten verbunden
  • sind offen an Abenden und Feiertagen
  • sind fußläufig erreichbar
  • bieten ein intellektuelles Forum

 

Dritte Orte sind nicht bloß eine Addition der darin tätigen Projekte und Initiativen, sondern stärken durch gezielte Kommunikation und Vernetzung die Identität aller und tragen so zum Gemeinwohl bei.

„Dritte Orte“ sprechen kleinräumige, lokale Gemeinschaften an, sind Anlauforte für Neuhinzugezogene sowie Verhandlungsorte örtlicher Politik und des informellen öffentlichen Lebens.

 

Wer kann sich in diesen sozialen Treffpunkten aufhalten?

Bewohner:innen, Schach- und andere Spieler:innen, kleine und große Runden von NGO’s, Projektteams, Sprachlernende, Leser:innen, Pause-Macher:innen. Handy-Auflader:innen, Ratsuchende, Arbeitssuchende, Lehrlinge, Personen in Umschulungen, Kulturpublikum, Senior:innen,...

 

Ähnliche Artikel

Am 6. November wurde bei der konstituierenden Sitzung im Vorarlberger Landhaus die schwarz-blaue Regierung angelobt. Die bei der Landtagswahl am 13. Oktober stimmenstärkste ÖVP wählte die FPÖ als Regierungspartner und legte unter dem Motto "Der Vorarlberger Weg - mit Mut und Verantwortung für unser Land" ein knapp 100-seitiges Arbeitsprogramm für die nächsten fünf Jahre vor. Welche Inhalte für Kunst und Kultur in dieser Zeit fokussiert und umgesetzt werden sollen, haben wir uns im Detail angesehen.
Die Kulturarbeit steht europaweit am Scheidepunkt – so das Fazit der ersten kollaborativen Bestandsaufnahme im Rahmen des EU-Projekts „FULCRUM. Visions for the Future“. Ein Nachbericht über das erste Brainstroming-Treffen, der nachdenklich stimmt bzw. stimmen würde, hätten wir die Zeit dafür. Denn auch das kam klar heraus: so individuell die Herausforderungen von Kulturinitiativen auch sein mögen, so teilen sie doch alle das Gefühl, stets sofort das nächste dringliche „Feuer“ löschen zu müssen – oder zumindest zu versuchen, einen Teil dazu beizutragen. Was sind die Herausforderungen? Wie können wir ihnen begegnen?
Wie sieht eure sozio-kulturelle Arbeit in der Zukunft aus? Wie sollte sie aussehen? Was ist die gemeinsame Vision für eine zukunftsfähige Kulturarbeit in ganz Europa und wie kommen wir dorthin? Nehmt teil an einem europaweiten Austauschprozess zwischen Kulturinitiativen, bei dem wir aufbauend auf euren Erfahrungen und Erwartungen gemeinsam an „Visions for the Future“ arbeiten. Kick-Off ist am 5. März 2024, Anmeldung bis 29.2. erforderlich.