Schüler*innen zu ihren Erwartungen an die Arbeit im Kulturbereich

Anlässlich der Schwerpunktausgabe des IG Magazin zum Thema "Generationenwechsel – Übergabe Kultur" haben wir die Schüler*innen des 5. Jahrgangs für Kultur- und Kongressmanagement der HLW Schrödinger in Graz eingeladen, uns ihre Erwartungen an das Arbeiten im kulturellen Feld aufzuzeigen und zu erläutern, warum ihnen genau diese Punkte besonders wichtig sind.

Wordcloud - Erwartungen von Schüler*innen an die Arbeit im Kulturbereich

 

Lebensrealitäten und -vorstellungen von Menschen unterliegen einem durchgängigen Wandel und sind stark von gesellschaftlichen Veränderungsprozessen geprägt. Sie unterscheiden sich speziell zwischen verschiedenen Generationen mitunter stark voneinander. Vor diesem Hintergrund wollten wir den Erwartungshaltungen und Wünschen der wirklich jungen Nachfolgegeneration im Kulturbereich im Magazin Raum bzw. eine Möglichkeit des Ausdrucks bieten, um Kulturinitiativen und -akteur*innen aufzuzeigen, was jungen Menschen in Bezug auf ihre zukünftige Arbeit besonders wichtig ist. Dazu haben wir die Schüler*innen des 5. Jahrganges für Kultur- und Kongressmanagment (Klasse 5HLKa) der HLW Schrödinger in Graz darum gebeten, uns drei Stichworte zu ihren Erwartungen an das Arbeiten im kulturellen Feld zu nennen und in einem kurzen Absatz zu erläutern, warum ihnen genau diese Punkte besonders
wichtig sind.
 

  • Ich würde mir wünschen, dass die Arbeit fair bezahlt ist, vor allem für Frauen und Männer gleich. Außerdem wäre es gut, wenn man die Möglichkeit hätte, Ideen einzubringen und kreativ zu sein.
     
  • Ich hätte gerne eine faire Bezahlung, generell im Kulturbereich und zwischen Männern und Frauen. Außerdem bevorzuge ich geregelte Arbeitszeiten, ich denke, das sollte auch im Kulturbereich möglich sein. Wichtig ist mir auch, dass die Arbeit anerkannt wird, ernst genommen wird und Aufmerksamkeit bekommt, egal, wie klein das Konzert ist oder wie klein die Veranstaltung ist, weil es immer sehr viel Arbeit ist.
     
  • Mir ist es ein Anliegen, dass die Arbeit im Kulturbereich fair bezahlt wird und der Arbeitsmarkt somit für eine breitere Masse attraktiver wirkt. Der kreative Freiraum sollte weiter gefördert werden, ohne, dass der finanzielle Aspekt immer im Vordergrund stehen muss. Der Kulturbereich sollte Raum für Vielfalt, Experimente, neue Ideen, verschiedene Kulturen und Perspektiven bieten und schaffen.
     
  • Ich denke, dass viele junge Leute sehr stark auf feste Arbeitszeiten achten werden, da viele von ihnen in diesem Bereich wissen, wie es ist, nicht zu wissen, wann man am Abend nach Hause kommen wird und wann man am nächsten Tag wieder da sein muss.
     
  • Offener – das denke ich, weil die meisten der jungen Menschen schon mit einer so offenen Einstellung durchs Leben gehen.
     
  • Lockerer – die ganze Generation ist schon so locker und nimmt nicht mehr alles allzu ernst. Das findet die ältere Generation meist nicht so gut, aber wenn alle zusammenkommen, die diese Einstellung haben, könnte das ganz gut klappen.
     
  • Der Kulturbereich lebt mitunter von Kontakten und Freundschaften, wodurch man leichter aufsteigen kann. Man sollte also gute soziale Fähigkeiten aufweisen.
     
  • Ich freue mich vor allem darauf, spannende Personen, z.B. Künstler*innen, kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten.
     
  • In dieser Branche ist es beinah Voraussetzung, kreativ und flexibel zu sein. Dadurch kann man seine Individualität entfalten und ausleben.
     
  • Von einem Job im Kulturbereich erwarte ich mir eine faire Bezahlung, die den Arbeitsaufwand wert ist und motiviert, weiterzumachen. Außerdem soll der Arbeitsalltag abwechslungsreich sein, also nicht immer nur das Gleiche. Damit ist nicht gemeint, dass ich jeden Tag einen komplett anderen Job möchte, sondern einfach regelmäßig die Gelegenheit bekomme, mich auch in anderen Arbeitsbereichen zu verbessern und zu bewegen. 
     
  • Ganz wichtig ist mir, dass der Job mich persönlich weiterbringt. Ich möchte Erfahrungen machen und Aufgaben erledigen, von denen ich lernen kann und von denen ich das Gefühl habe, dass sie sinnvoll sind.
     
  • Mir ist eine faire und gerechte Bezahlung im Verhältnis zu meinen Arbeitsstunden wichtig. Mir ist Vielfalt wichtig, beispielsweise viele verschiedene Kulturbereiche zu entdecken und diese zu fördern. Ebenfalls erwarte ich mir, einen kreativen Freiraum zu besitzen, in welchem neue Ideen und Projekte geschaffen werden können.
     
  • Ich erwarte mir, dass die Bezahlung im Kulturbereich besser geregelt wird, sodass alle Beteiligten fair bezahlt werden. Außerdem wünsche ich mir viele verschiedene Einblicke in verschiedene Berufe, die mit einem Kulturbetrieb zu tun haben.

 

  • Ich würde mir wünschen, dass die Arbeit, die man im Kulturbereich leistet, fair bezahlt wird und man von dem verdienten Geld auch gut leben kann. Außerdem sollte neben der fairen Bezahlung das Zeitmanagement beachtet werden. Das heißt, man soll auch einmal frei haben und nicht fast jeden Feierabend oder an freien Tagen doch arbeiten müssen. Des Weiteren ist
    Kreativität für mich wichtig, die soll in der Kulturszene nicht untergehen, denn wir alle brauchen Kreativität, um neue Ideen zu entwickeln.
     
  • Ich erwarte, dass die Arbeit im Kulturbereich die kulturelle Vielfalt und Kreativität fördert und den Menschen verschiedene Teilhabemöglichkeiten bietet. Kultur sollte uns Menschen verbinden und neue Perspektiven öffnen.
     
  • Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Spontanität in der Kunst- und Kulturbranche sehr oft gefragt ist, da so gut wie immer unvorhersehbare und ungeplante Dinge dazwischenkommen. Dabei ist es dann wichtig, im Team zusammenzuarbeiten, um Lösungen zu finden. Der Respekt untereinander sollte unbedingt vorhanden sein, um die Arbeit nicht zu erschweren. Für den ganzen Aufwand, die Zeit und Energie, die man in die Arbeit hineinsteckt, sollte auch eine faire Bezahlung für alle herausspringen, wo meiner Meinung nach der Lohn noch besser angepasst werden kann.
     
  • Ein faires Gehalt ist entscheidend, da im Kulturbereich häufig viel geleistet wird, ohne dass das Gehalt dem entspricht. Die Arbeit wird oft nicht ausreichend wertgeschätzt oder als „einfach“ angesehen, obwohl viele Dinge geleistet werden, die im Hintergrund passieren und die keiner sieht. Ausreichende Arbeitsplätze fördern effizientes Arbeiten, damit nicht ständig die Angst besteht, von jemand Besserem ersetzt zu werden.
     
  • Ich bin mir sicher, dass vor allem im Kulturbereich viel Arbeit auf uns zukommen wird, aber ich nehme auch die damit kommenden Möglichkeiten wahr. Mir ist es wichtig, dass man sich immer weiterbilden kann und die Möglichkeit hat, etwas Neues zu lernen oder sein Wissen zu vertiefen.
     
  • Bei der Arbeit im Kulturbereich ist Kreativität und die Passion für Kunst und Kultur besonders entscheidend. Die Erwartung, die hier im Vordergrund steht, ist das Einbinden von Diversität, Nachhaltigkeit und eine offene kommunikative Organisationsstruktur.
     
  • Am wichtigsten bei der Arbeit im Kulturbereich ist, dass man fähig ist, im Team zu arbeiten. Auch die Kreativität spielt in dieser Branche eine große Rolle. Die Kunstschaffenden verfügen über Engagement und kennen sich im Bereich Kunst, Kultur, Theater etc. sehr gut aus.
     
  • Die Kulturarbeit wird noch digitaler werden. Sie wird offener werden und fördert somit die Vielfalt und den Austausch unter den verschiedenen Kulturen. Wichtig ist, dass sie Menschen weiterhin verbindet und nachhaltig ist.
     
  • Eine gute Bezahlung für die viele Arbeit ist nur fair und zeigt so auch, dass die Arbeit geschätzt wird und einen Teil zur Gesellschaft beiträgt. Wichtig, um eine noch bessere Arbeit zu leisten, sind Veranstaltungen/Events, die einen interessieren und bei deren Inhalten man sich auskennt.
     
  • Dieses Arbeitsfeld bietet viel Abwechslung sowie Improvisationsspielraum, was für viele ein wichtiges Kriterium bei der Jobsuche ist (vor allem ab der Midlifecrisis).

 

 


Coverbild: Wordcloud der 5HLKa / HLW Schrödinger Graz zu Erwartungen an die Arbeit im Kulturbereich


Cover IG Kultur Magazin Ausgabe 1.25: Übergabe Kultur © Patrick Kwasi, erstellt mit KI-Unterstützung



Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.25 „ÜBERGABE KULTUR“ des Magazins der IG Kultur Österreich - Zentralorgan für Kulturpolitik und Propaganda erschienen.
Das Magazin kann unter office@igkultur.at (5,50 €) bestellt werden. 


 

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