Erstes Vorarlberger Demokratie Repaircafé & Kunst erfolgreich absolviert

Das neue und künstlerisch angereicherte Kooperationsformat zur Beteiligung junger Menschen an Politik und Demokratie, das Demokratie Repaircafé & Kunst, fand erstmals in der privaten katholischen Mittelschule Ludesch statt und überzeugte in seiner Wirkung. Sowohl die IG Kultur Vorarlberg und IG Demokratie als auch die kooperierende Schule für globales Lernen, die Workshopleiter und die 30 Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren äußerten den Wunsch nach Fortführung des Beteiligungsprojekts.

„Demokratie ist, wenn mehrere Leute abstimmen und zu einem Ergebnis kommen. Ohne Demokratie würde fast gar nichts gehen.“  
Pia, 13 Jahre

Das Demokratie Repaircafé & Kunst, ein neues Workshopformat zur kreativen Beteiligung junger Menschen an Politik und Demokratie, wurde erstmals an der privaten katholischen Mittelschule in Ludesch umgesetzt. Auf Initiative der IG Kultur Vorarlberg in Zusammenarbeit mit der IG Demokratie beschäftigten sich 30 Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren an zwei Tagen intensiv mit Chancen und Herausforderungen demokratischer Prozesse. Beim eigenständigen Erforschen wichtiger Fragen, Diskutieren auf Augenhöhe und Experimentieren mit Bildender Kunst, Literatur und Zirkuskunst wurden sie von fünf Workshopleiter:innen unterstützt. Vor allem die mangelnde Gleichberechtigung von Frauen rückte bei den engagierten jungen Menschen in den Fokus.

  • Darf eine Partei, wenn sie gewählt wird, alles machen, was sie will?
  • Kann Politik außerhalb von Europa uns betreffen?
  • Wenn Österreich eine Diktatur wäre, wie würde es sich auf die Menschen auswirken?
  • Was passiert in der Zukunft?
  • Warum gibt es nur so wenige Frauen in der Politik? 

Das sind einige der Fragen, die von den Jugendlichen selbst gestellt wurden und in lebhafte Diskussionen führten. Sowohl in Kleingruppen als auch klassenübergreifend im Plenum erörterten die jungen Menschen die für sie relevanten Themen. Jede eingebrachte Frage fand Gehör und die Fokusthemen Diktatur, Einfluss von Medien, Zukunft und mangelnde Gleichberechtigung von Frauen wurden demokratisch gewählt.

Die von Stefan Schartlmüller (IG Demokratie) und Mirjam Steinbock (IG Kultur Vorarlberg) moderierte Demokratiewerkstatt am ersten Tag beinhaltete Methoden wie das verzwickte Fragespiel, Dynamic Facilitation oder systemisches Konsensieren. Anschließend erhielt die Gruppe Einblick in drei Workshopateliers mit Poetry Slam-Landesmeister und Sozialarbeiter Ivica Mijaljovic, dem bildenden Künstler, Buchautor und Demokratie-Aktivisten tOmi Scheiderbauer und dem Artisten, Zirkuspädagogen und Zirkushalle-Leiter Sebastian Gerer.

Am zweiten Tag reflektieren die Jugendlichen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern das am Vortag Erarbeitete, bevor sie sich in den von ihnen gewählten Kunstateliers mit Malen, Zeichnen, Formen, Schreiben, Vortragen, Jonglieren, Balancieren und Choreografieren beschäftigten. Währenddessen erprobten die Schülerinnen und Schüler demokratisch und politisch wichtige Methoden wie Zuhören, Hinterfragen, Zusammenarbeiten, Probieren und Unterstützen und verknüpften sie kreativ mit den zuvor bearbeiteten Inhalten. Eine Präsentation zum Abschluss der Workshops veranschaulichte die tiefe Auseinandersetzung mit den Themen und zeigte auf beeindruckende Weise die Resultate politischer Fehlstellen und den Bedarf von Mitspracherecht und Gleichberechtigung.


Stimmen der Schüler:innen

„Demokratie ist, wenn jeder ein Mitspracherecht hat, egal, welches Geschlecht man hat oder wieviel Geld.“ - Lauro, 14 Jahre

„Für mich ist Demokratie, wenn Menschen diskutieren und Lösungen finden. Aber auch, dass sie nicht immer gute Entscheidungen treffen.“ - Valentina, 14 Jahre

„Demokratie ist eine Sache, die sich in alles einmischt und wichtig ist auf unserer Welt.“ - Luis, 14 Jahre

„Ich habe gelernt, dass es manchmal etwas länger dauern kann, bis man eine Lösung findet oder auch manchmal, bis man eine Idee hat. Außerdem habe ich gelernt, dass nahezu jedes Thema sich mit Politik oder Demokratie verbinden lässt.“ - Mathilde, 14 Jahre

„Ich habe gelernt, dass Männer besser auf Frauen achten müssen, da sie einen Nachteil haben, z.B. im Job.“ - Leander, 15 Jahre

„In meinem Poetry Slam geht es um Frauenrechte. Umso mehr ich schrieb, umso mehr habe ich erkannt. Ich habe erkannt, dass es schlimmer ist als ich dachte. Ich habe für diesen Poetry Slam auch recherchiert und konnte viel herausfinden, und auch über Demokratie.“ - Jana, 13 Jahre


Fazit des Projektteams

„Der Workshop ging weit über Vermittlung hinaus und hatte ein enorm berührendes Wesen. Wir waren uns sympathisch, haben uns wahr- und ernst genommen, viel gelernt und gemeinsam etwas für die Zukunft kreiert. Und alle, inkl. der jungen Menschen, wollen das Format weiterführen, besser geht´s nicht.“ - Projektinitiatorin Mirjam Steinbock, IG Kultur Vorarlberg

„Das neue Wagen. Für die Welt, in der wir leben wollen. Es war vielfältig, freudig, herausfordernd, einfach voller Leben: Dieses Projekt hat genau das verkörpert. Es zeigt, was möglich ist, wenn wir gemeinsam Zukunft gestalten.“ - Schulleiterin Susanne Krämer-Alge

„Es war eine coole Erfahrung, zu sehen wie vielschichtig und kreativ sich die Schüler:innen mit Themen der Demokratie auseinandergesetzt haben. Viele Diskussionen, die im Rahmen des Prozesses entstanden sind, z.B. über KI, haben mich sehr positiv überrascht." - Ivica Mijajlovic, Workshopleiter Poetry Slam

„Ich bin dankbar für dieses Format und die Begegnungen mit den Jugendlichen. Dabei bewahrheitete sich, was in der Pädagogik immer noch zu wenig in die Mitte gestellt wird, und was auch einen Wesenspunkt der Demokratie beschreibt: Um wirklich lernen zu können, sollten wir vom Bewusstsein ausgehen, dass wir in jeder (!) Beziehung wechselwirksam lernen." - tOmi Scheiderbauer, Workshopleiter Bildende Kunst, Verein PippiFinn

„Die Jugendlichen haben mitgezogen, sind über ihren Schatten gesprungen und haben ihre Anliegen performativ gut rübergebracht. Das hat auch mir Spaß gemacht und Lust auf mehr.“ - Sebastian Gerer, Workshopleiter Zirkuskunst, Verein Zack & Poing

 

Das Projekt wurde im Rahmen von Culture Connected, einem OeAD-Förderprogramm für Kooperationen zwischen Kultureinrichtungen und Schulen, vom 22. bis 23. April 2025 an der privaten katholischen Mittelschule Ludesch umgesetzt. 
 

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