VorRisse

Rassismus und Sexismus sind auf komplexe Art miteinander verknüpft. Erst durch das Zusammenwirken auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen entfalten sie die Macht, Frauen und MigrantInnen in bestimmter Weise zu markieren, um sie dann ein- oder auszuschließen.

Rassismus und Sexismus sind auf komplexe Art miteinander verknüpft. Erst durch das Zusammenwirken auf unterschiedlichen gesellschaftlichen Ebenen entfalten sie die Macht, Frauen und MigrantInnen in bestimmter Weise zu markieren, um sie dann ein- oder auszuschließen. Das von Rosa Reitsamer und Doris Wagner organisierte "Symposium zu interkultureller Kulturarbeit, Gendermainstreaming und antirassistischer Öffentlichkeitsarbeit in Kulturinitiativen" (24./25. Oktober 2003 in Steyr, Oberösterreich) fragte nach antirassistischen feministischen Alternativen im Kulturbereich und nach deren Anwendungsmöglichkeiten auf die Organisationsstrukturen von Kulturinitiativen.

Der Schwerpunkt "antirassistisch-feministische Interventionen" präsentiert einen Teil der auf dem Symposium vorgetragenen Artikel; der zweite Teil wird im Mai in der KUPF-Zeitung erscheinen. Die hier vorliegenden Artikel fragen nach den Rollen und Positionen von Schwarzen Frauen, von MigrantInnen und von weißen Frauen im kulturellen Feld. Sie thematisieren Unterschiede, Asymmetrien, aber auch Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Und sie zeigen, dass die Frage nach dem Nicht-Markierten, dem weiß- und männlich-Sein, zu stellen ist, wenn Rassismen und Sexismen wirksam entgegen getreten werden soll.

Ishraga Mustafa Hamid und Beatrice Achaleke analysieren die (Klischee-)Bilder, die sich die weiße Mehrheitsgesellschaft von Schwarzen Frauen, Männern und Kindern macht. Hamid zeigt, dass die (Nicht-)Anerkennung der Kunst- und Wissensproduktion Schwarzer Frauen in Österreich auf die rassistischen und sexistischen Strukturen der Dominanzgesellschaft zurückzuführen ist. Achaleke benennt den Profit und die Privilegien, die weiße MehrheitsösterreicherInnen oder auch weiße MigrantInnen aus den rassistischen und sexistischen Strukturen ziehen. Auch die Möglichkeiten und Bedingungen feministischer antirassistischer Kooperationen im Kulturbereich werden zur Diskussion gestellt.

Rosa Reitsamer nimmt jene Position in den Blick, die meist unsichtbar und unbenannt bleibt: den weißen heterosexuellen EUropäischen Mann. Sie untersucht Prozesse der Stereotypisierung in der Rock- und Popmusik und macht die Schnittstellen von weiß-Sein und Männlichkeit in populärkulturellen Kontexten explizit.
Tine Plesch untersucht die aktuellen Rollen von Frauen im Popbusiness. Plesch stellt fest, dass sich Frauen heute immer noch zwischen Ausgrenzung und Vermarktung bewegen. Sie fragt nach den popkulturellen Taktiken, die Frauen einsetzen, um wahrgenommen zu werden. Und sie beschreibt feministische Strategien wie z.B. die Ladyfeste, die den maskulin dominierten Status Quo im Musikbusiness unterwandern.

Vina Yun adressiert die Frage nach der (Un-)Sichtbarkeit von Frauen in der Clubkultur. Yun konstatiert, dass die Kritik am Ausschluss von Frauen nicht ausreicht. Vielmehr sind die Mechanismen zu analysieren, mit denen bestimmte Praktiken als Kultur ausgewiesen werden und andere nicht. Sie diskutiert Frauennetzwerke in der elektronischen Musik und setzt den Spaß, den Frauen haben, als Potenzial für gesellschaftspolitische Veränderung.

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Es gibt gute Gründe, sich mit Migrationspolitik auseinanderzusetzen. Diese reichen vom menschenrechtlich fragwürdigen bis mörderischen Umgang mit AsylwerberInnen bis hin zur Unfähigkeit auf supranationaler Ebene, mit den Migrationsbewegungen umzugehen, mit denen die westlichen Industriestaaten und alle anderen auch konfrontiert sind. MigrantInnendiskurse haben daher Konjunktur.
William Gibson soll einmal gesagt haben: "The future has already happened, it’s just unequally distributed." Normalerweise wird dies verstanden als Hinweis darauf, dass verschiedene gesellschaftliche Gruppen unterschiedlich weit voran geschritten seien in ihrer Adaption der Technologie, der Zukunft eben. Während sich einige bereits die Welt nicht mehr ohne Internet vorstellen können, sehen andere nach wie vor nicht ein, wieso sie sich die Mühe machen sollten, sich mit diesem Computer mehr als nur oberflächlich auseinanderzusetzen.
Je "einfacher" und "übersichtlicher" sich die Welt präsentiert, desto schwieriger lässt sie sich dekonstruieren. Oder: Wie vermittelt man gut 200.000 Studierenden möglichst einfach, dass das Computerprogramm, das sie tagtäglich mit der Selbstverständlichkeit des scheinbaren Fehlens an Alternativen benützen, plötzlich "böse" sein soll?