Keine Verbesserung der Lage!

Pressemitteilung der IG Kultur Steiermark zu den mehrjährigen Förderverträgen des Landes Steiermark

Pressemitteilung der IG Kultur Steiermark zu den mehrjährigen Förderverträgen des Landes Steiermark

Es ist zu begrüßen, dass es bei den kürzlich beschlossenen Mehrjahresförderverträgen des Landes Steiermark zumindest annähernd eine Inflationsanpassung des Budgets gegeben hat. Bei einem Plus von 1,93% (Inflation 2017: 2,08%) kommt keine Jubelstimmung auf, denn für den Großteil der Kunst-/Kulturschaffenden ist keine Verbesserung ihrer Lage zu erkennen.

Uns ist bewusst, dass es diesem Fördersystem inhärent ist, Gewinner*innen und Verlierer*innen hervorzubringen. Somit scheinen die Ergebnisse auf den ersten Blick nicht bedenklich. Dass „Neues ermöglicht wird“, also neue Initiativen die Chance bekommen durch mehrjährige Förderverträge Stabilität aufzubauen, ist erfreulich, aber nicht auf Kosten jener, die seit vielen Jahren wesentlicher Bestandteil des steirischen Kulturlebens sind. Von 204 Anträgen wurden über 40 Anträge negativ beurteilt. 77 Initiativen müssen mit deutlich weniger Budget arbeiten als bisher. Die Folgen sind Kündigungen, programmatische Einschnitte und mehr unbezahlte Arbeit durch die Kunst-/Kulturschaffenden. Zu den „Verlierer*innen“ zählen ebenso Kulturinitiativen, denen große strukturelle Bedeutung zukommt, da sie die Arbeit vieler anderer Kulturinitiativen fördern, begleiten oder überhaupt erst ermöglichen. Durch die spezielle und stark vernetzte (und vernetzende) Position, die sie in der hiesigen kulturellen Landschaft einnehmen, droht ihre Destabilisierung eine Kettenreaktion in Gang zu setzen, die viele weitere Initiativen erfassen und gefährden könnte.

Berücksichtigt man, dass die Förderpolitik nicht nur zentraler Gestaltungsfaktor für das kulturelle Feld ist, sondern auch die generelle Ausrichtung der Kulturpolitik widerspiegelt, ist es alarmierend, dass zentral bedeutende Initiativen der lokalen Kulturszene von Streichungen oder Kürzungen bedroht sind. Kleinere Kulturinitiativen, die oftmals für die "kulturelle Basisarbeit" verantwortlich sind und den steirischen Kulturboden seit Jahr-zehnten auch für die "Leuchtturmprojekte" aufbereiten, sind wie schon seit Jahren mit stagnierenden oder massiv geringer werdenden Budgets konfrontiert. Diese Tendenz ist fatal! Der Dauerdruck, der auf vielen, unter prekärsten Umständen arbeitenden Kulturinitiativen lastet, ist nicht mehr haltbar. Der Kultursektor ist der am schnellsten wachsende Sektor im EU-Raum. Gleichzeitig ist die soziale Lage von Kulturarbeiter*innen erschreckend.

Weit unter dem Fair-pay Schema liegende Gehälter, unbezahlte Überstunden, unbezahlte Praktika, unfreiwilliges Ehrenamt und ein Leben an oder unter der Armutsgrenze sind leider der Regelfall. Dies muss endlich ausreichend budgetär berücksichtigt werden! Ansonsten ist in Kürze sowohl ein Wegbrechen der kulturellen Grundversorgung, als auch eine Destabilisierung der lokalen kulturellen Produktion zu befürchten.

Gerade in demokratiepolitisch schwierigen Zeiten ist eine starke, vielfältige Kultur-landschaft essentiell, um für die vielseitigen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen Antworten zu finden und integrativ-niederschwellige Partizipations-möglichkeiten zu bieten. Eine wesentliche Erhöhung des Kulturbudgets ist daher dringend vonnöten und sollte alsbald umgesetzt werden!


22.06.2018

Ähnliche Artikel

Der Kulturbericht 2023 liegt vor und die IG KiKK hat diesen mit Fokus auf die freie Szene analysiert. Der Kulturbericht 2023 liegt vor und die IG KiKK hat diesen mit Fokus auf die freie Szene analysiert. Das Kulturbudget 2023 zeigt, dass es mit vorhandenem politischem Willen möglich ist, Budgetniveaus zu halten. Durch die Erhöhungen war es möglich, die außerordentliche Inflation auszugleichen und die Kaufkraft des Kulturbudgets zu erhalten. Dabei ist positiv zu beurteilen, dass der Anteil für die öffentlichen Einrichtungen nicht vergrößert wurde, sondern die Erhöhung anteilsmäßig auch der freien Szene zugutekam. Dennoch zeigt sich eine Verteilungsproblematik, die viele Fragen aufwirft. Die gestarteten Kulturstrategie könnte die Antworten darauf bringen.
Unter dem Titel "Das Einzige, das krisensicher ist!" veröffentlicht die Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft in der Februarausgabe einen Kommentar von IG Kultur Vorarlberg-Geschäftsführerin Mirjam Steinbock zum Vorarlberger Kulturbudget 2025.
Einschnitte in der Kulturfinanzierung unter FPÖ-ÖVP Koalition geplant (c) Glen Carrie via Unsplash Noch gibt es wenig Klarheit. Eine Excel-Liste aus dem Finanzministerium zeigt aber, dass auch Kunst und Kultur auf der von FPÖ-ÖVP an die EU-Kommission übermittelten Liste zu geplanten Sparmaßnahmen für das Budgetjahr 2025 stehen. Der Kulturrat Österreich fordert die Absicherung der Kunst- und Kulturfinanzierung durch den Bund. Denn jeder kurzfristig eingesparte Euro kostet auf Dauer weitaus mehr. Zur Stellungnahme.