Grüne Handschrift in der Kulturpolitik? Fehlanzeige!

Presseaussendung / 30.4.2022

Die Grünen feiern ihre Regierungsbeteiligung am Bundeskongress während unbemerkt von der eigenen Basis und der Öffentlichkeit ihr Versprechen, für strukturelle Verbesserungen der prekären Lebensbedingungen der Kulturschaffenden zu sorgen, gebrochen wird.

Grüne Gebrochene Versprechen

“Fair Pay wurde von den Grünen im Hinterzimmer abgefrühstückt. Was bleibt ist eine einmalige unzureichende Budgeterhöhung, die nicht einmal den Teuerungsraten entspricht“, befindet Gabriele Gerbasits von der IG Kultur Österreich.

Die Freie Szene wurde zwei Jahre lang im Rahmen eines vom BMKOES gesteuerten Fairness-Prozesses mit Nebenthemen beschäftigt und im Kern der Sache hingehalten. Die Ankündigung der Einrichtung von Arbeitsgruppen zur Entwicklung einer fairen Förderpolitik wurde nie umgesetzt. Zwei eintägige Fokusgruppen funktionierten nur als Problemsammelstellen ohne weitere Prozess- oder Lösungsperspektive.

Kulturakteur*innen und Kultureinrichtungen hatten sich von dem Grünen Regierungsversprechen eine „Fair Pay-Strategie“ zu entwickeln, einen Strukturwandel erwartet. Dieser Strukturwandel sollte auch von einer neuen Form der Zusammenarbeit getragen werden und grüne Werte wie Transparenz, Partizipation und Fairness widerspiegeln. Bekommen haben die Kulturtätigen Althergebrachtes: Sonntagsreden.

Grüne Bundeskulturpolitik fokussiert wie bereits ihre Vorgänger*innen auf bürgerliche Hochkultur und Eliten. Neue Investitionen im zweistelligen Millionenbereich für Angebote die weniger als 10% der Bevölkerung nutzen, stehen einer einmalige Ausschüttung von 6,5 Mio € für Honorare und Gehälter in der Freien Szene gegenüber. Auf den Konten der Betroffenen schlägt sich das mit einer Erhöhung von geschätzt durchschnittlich 20 € nieder. Und wir sprechen hier über Menschen die vielfach unter der Armutsgrenze leben und arbeiten und trotzdem kulturelle Angebote für breite Bevölkerungsgruppen bieten.

Die Entwicklung einer Fair Pay Strategie, nur widerwillig abgearbeitet und als „Pilotphase“ bezeichnet, ist irgendwo im Behördendschungel abgestürzt! Wir fordern Kulturminister Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer zum wiederholten Male auf, Grüne Grundwerte ernst zu nehmen. „Nur weil etwas als „Dialog“ oder als „partizipativer Prozess“ gelabelt wird, ist es noch keine Beteiligung“, konstatiert die IG Kultur Österreich.

 


 

Mehr Informationen: 

Grüne Handschrift in der Kulturpolitik? Fehlanzeige!

Das Fairnessdilemma der Kulturpolitik

Kulturministerium baut Fair Pay auf Sand

Zum FAIR PAY Manifest
 

Ähnliche Artikel

Kulturvereine werden durch die Sparmaßnahmen aktuell mit zusätzlichen Existenzsorgen konfrontiert. Vor allem auf Gemeindeebene stehen hohe Kürzungen im Raum, die dem prekär arbeitenden Kultursektor schwer zusetzen. Dass es hier nicht nur um persönliche Existenznöte seitens Künstler:innen und Kulturvereinen geht, sondern Kommunen, Land und Staat mit weitreichenden Folgen konfrontiert werden, bleibt unterschätzt.
Es ist keine Weltreise von Vorarlberg nach Ulm, man sollte viel öfter hin. Die süddeutsche Universitätsstadt an der Donau hat Charme. Und sie hat mit dem ROXY ein etabliertes soziokulturelles Zentrum in der Größe des Spielboden Dornbirn, wie wir im Rahmen des Zukunftsforums der Stadt Ulm diesen Herbst erfuhren. Grund genug mal nachzufragen, wie die deutschen Kulturkolleg:innen sich mit zunehmend kleineren Kulturbudgets zwischen Herausforderungen und Chancen bewegen.
Der Honorarspiegel der "TKI – Tiroler Kulturinitaitiven" für freie, selbständige Kulturarbeit 2026 bietet unverbindlichen Stundenrichtsätze für einen fairen Unternehmer*innenlohn im Kunst- und Kulturbereich, bezogen auf organisatorische, konzeptuelle und leitende Tätigkeiten im Rahmen eines Werkvertrages.