ungeordnete gedanken
... oder was es noch alles zu diskutieren gäbe

nun hat die linke zu emotionen in der politik zu recht ein gespanntes verhältnis, immerhin wurden auch figuren wie stalin „geliebt“. doch eine emotionsfreie politik funktioniert allem anschein nach nicht.

eigentlich gibt es soviel über die kaum existierende linke zu sagen, dass ich mich auf ein paar unzusammenhängende absätze beschränken will, weil aus jedem einzelnen mindestens ein artikel entstehen müsste. die herrschende meinung hat es, wie die meinung der herrschenden mit der linken, noch selten gut gemeint. spätestens seit 1989 meint sie nur mehr schlechtes von der linken – und diese hat das sosehr verinnerlicht, dass sie sich nur noch für ihr mickriges dasein entschuldigend durch die politische landschaft bewegt, so sie sich überhaupt noch bewegt. zufällig waren vor der nationalratswahl im orf-mittagsjournal knapp aufeinanderfolgend ein bericht über eine pressekonferenz der linken und ein interview mit dem wirtschaftskammerpräsidenten zu hören, die schlagwortartigen forderungen beider der sich politisch fern stehenden gruppen klangen ganz ähnlich, denn beide forderten sie staatliche eingriffe. eine der eigenschaften linker politik ist es, vom staat eingriffe in die wirtschaft zu gunsten der allgemeinen chancengleichheit zu verlangen, seien es verstaatlichungen von betrieben oder preis- und tarifkontrollen aller art. wenn aber jetzt, angesichts der börsen- und bankenkrise, ausgerechnet die wirtschaftskammer oder – international – banken- und börsenmanager verstaatlichungen fordern, und ausgerechnet die usa diese schon realisieren, da müssen die linken schlagworte genaueren formulierungen platz machen.

wenn in einem über leicht zu durchschauende tarnungen der kpö gehörenden lokal das personal gekündigt wird, weil es einen betriebsrat gründen will, dann hat dieser teil der linken wichtige dinge nicht verstanden oder schon wieder vergessen. und dann sind da noch die grünen, auf die sich immer wieder alle möglichen hoffnungen richten, weil sie wenigstens für eine einigermaßen akzeptable behandlung von asylsuchenden eintreten. andererseits trompeten die grünen genau dieselben mittelstandsparolen heraus, wie die anderen parlamentsparteien auch. irrtümlich halten sich die grünen selber für linke, wenigstens einige von ihnen – und werden auch allgemein für solche gehalten. dass die grünen keine linkspartei sind, beweisen sie allerdings so gut wie täglich, man und frau müssten nur aufpassen. daran, dass die grünen eine bürgerliche partei sind, ändert auch die tatsache nichts, dass alle möglichen freischwebenden linken in der zeit grüner aufbruchstimmung und -spaltung (VGÖ und ALÖ) in eben dieser partei untergekommen sind. in sachen frauen- und bildungspolitik vertreten die grünen gelegentlich brauchbare standpunkte, doch kommt mir manchmal vor, dass es beim damenfeminismus für den mittelstand bleibt. wer gehört überhaupt zum mittelstand? da fehlt mir die analyse. interessant ist, dass jene, die ein wort wie „klasse“ nicht in den mund nehmen würden, gern vom mittelstand schwafeln, zu dem es offenbar kein gegenteil gibt. stehen die mittelständlerInnen auf ihre mittel? Wenn ja, welche mittel sind das? eher lebensmittel oder eher produktionsmittel? vor kurzem hörte ich wieder einmal das lied grandola, die hymne der portugiesischen nelkenrevolution von 1974. ich bin immer noch gerührt, wenn ich es höre, denn es ist ein symbol für eines der wichtigsten linken ereignisse, soweit ich zurückdenken kann. ebenso geht es mir, wenn ich free nelson mandela höre.

nun hat die linke zu emotionen in der politik zu recht ein gespanntes verhältnis, immerhin wurden auch figuren wie stalin „geliebt“. doch eine emotionsfreie politik funktioniert allem anschein nach nicht. die täglichen, später donnerstäglichen, demos gegen schwarzblau waren auch keine rein rationalen ereignisse, da gab es bei vielen leuten die wut über diese art der politik und regierungsbildung. aber gibts heutzutage noch positive linke emotionen? wer soll denn von einer linken politik überhaupt angesprochen werden? und wie? welches medium gibts? es gibt keines, schlecht. welches hätten wir denn gern? und wer ist „wir“? ist „wir“ das kleine häuflein der wahren aufrechten linken, die sich von anderen kleinen häuflein abgrenzen, freilich von solchen, die ebenso für sich in anspruch nehmen, die einzig wahren und aufrechten zu sein? und wenn die einen linken die anderen ständig auf etwaige abweichungen vom schmalen dornigen pfad linker lebensführung hin belauern, ist das nicht hilfreich für die politische praxis. zwischen den positionen „weltrevolution heute“ und „hundstrümmerlbekämpfung im beserlpark jetzt“, das eine zu großspurig, das andere definitiv die schmalspurbahn, muss es auch andere möglichkeiten politischer ziele geben. haider, strache und co. zu bekämpfen wäre schon eines. dass dazu donnerstagsdemos etc. nicht ausreichen wissen wir schon. dass es darüberhinaus keine nachhaltigen aktivitäten gegeben hat, wissen wir spätestens seit der letzten wahl. wie solche aktivitäten aussehen könnten, offenbar nicht. wenn ich an vielleicht kommende diskussionsveranstaltungen zu diesem thema denke, fallen mir die vielen plena, bei denen ich schon halbe nächte versumpert bin, ein und die unzulänglichen sanitäreneinrichtungen an den meisten dieser diskussionsorte – auch kein verlockender gedanke. übrigens halte ich die verwendung der „neuen rechtschreibung“, immerhin von einer ministerin gehrer vorgeschrieben, nicht für eine linke tugend, wenngleich gerade linke und feministische zeitungen davon ziemlich begeistert scheinen.

el awadalla war von 2000 bis 2007 mitorganisatorin von 364 widerstandslesungen gegen die schwarzblauorange regierung.

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