migration

Auf den zweiten Blick wird allerdings schnell klar, dass hinter dem Titel und der Fragestellung nicht die erwartete Provokation steckt, sondern dass es sich hier um einen weiteren affirmativen Beitrag handelt, der „bürgerliches“ Engagement aufgrund einer maroden Sozialstaatlichkeit zur Aufrechterhaltung des „deutschen Lebensstandards“ ausnützen will.
Der Inhalt des Buches entwickelt sich von einer Auseinandersetzung mit den Rassismustheorien in Deutschland über die Frage der Geschichtsschreibung im Kontext von Rassismus und Migration in unterschiedlichen Gesellschaftsformationen und entlang einer „singulären Geschichte“ der Kämpfe der Migration. Die Migrantinnen und Migranten werden als HandlungsträgerInnen und gleichzeitig als materielle geschichtliche Formationen aufgefasst.
Wenn im letzten Jahr in europäischen Medien über aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklungen in Italien berichtet wurde, so waren dies meist durchaus Besorgnis erregende Nachrichten: Der klare Wahlsieg der Rechten bei den Parlamentswahlen vor einem Jahr, die Zersplitterung und Unfähigkeit der Mitte-Links Parteien, das historische Rausfliegen der Rifondazione Comunista aus dem Parlament, Pogrome gegen Roma in neapolitanischen Ponticelli, die Stationierung von Militärkräften in den italienischen Metropolen, neuerliche Gewinne der Rechten bei den Regionalwahlen in Sardinien oder die Wiedereinrichtung von „Bürgerwehren“ in vielen italienischen Städten.
Es ist der Zugang der Filmemacherinnen, nicht die Art, wie sie ihr Thema aufrollen, sondern die Art, wie sie ihre Bilder wählen und gestalten, Schnitte setzen. Dieser Zugang, der sich in den oftmals viel zu langen Standbildern äußert, ist für mich nur mit den Worten ethnologisch aufgeladen fassbar.
Aussagekräftig findet sich in dem Namen der so genannten Agentur für „operative Zusammenarbeit“ an den Außengrenzen der Europäischen Union – eine Art territoriale Übersetzung solcher Sicherheitsvorstellungen – als zentraler Kern das Wort „Front“ wieder.
Die große Mehrheit der NGOs und RechtsberaterInnen versucht, im neuen Migrationsregime rechtlich zu agieren. Damit sind sie darauf verwiesen, so zu tun, als würde der Rechtsstaat in diesem Bereich noch voll funktionieren – und legitimieren die überwiegend unrechtsstaatlichen Anteile in einem strukturell rassistischen System.
Die inhaltliche und institutionelle Verstrickung von Migrationsforschung in die staatliche Migrationskontrolle ist selten zum Gegenstand politischer (Selbst-) Kritik und systematischer Analyse gemacht worden. Dies verwundert, da die Notwendigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse über Migration für ihre effektive staatliche Kontrolle immer wieder betont wurde.
Um die Besonderheit der EU-Grenzen deutlich werden zu lassen, sprechen WissenschafterInnen von der „Deterritorialisierung“ von Grenzen und der „Delokalisierung von Kontrolle“. Der Begriff der Deterritorialisierung ist gleichbedeutend mit der Tatsache, dass die Außengrenzen Europas nicht festen geographischen Grenzen gleichkommen, sondern sowohl innerhalb als auch außerhalb des Raums der EU verfolgt werden können.
Das öffentliche, symbolische und juridische Ordnungsraster von Migration wird hierzulande bis heute dominiert durch eine raumgebundene und -bindende Konzeption von Migration, d.h. Migration wird als unidirektionaler Ortswechsel, als raum-zeitlich begrenzter Prozess der Aus- und Einwanderung gedacht, vielfach konzeptualisiert in Anlehnung an naturalistische Vorstellungen von Entwurzelung und Wiedereinpflanzung.
Wie steht es um die andauernden Versuche innerhalb der EU, eine einheitliche Migrationspolitik zu kreieren? Welche Konfliktlinien zeichnen sich ab? Deklariertes vorrangiges Ziel ist der Versuch, die zukünftige Einwanderung planmäßig an den so genannten Bedürfnissen der Arbeitsmärkte auszurichten.
Der einseitige Fokus auf die Grenzen verstellt den Blick auf die vielfältigen Realitäten zeitgenössischer Migrationsbewegungen ebenso wie auf die widersprüchlichen Strategien staatlicher Kontrollpolitiken. Schließlich ist die – ihrerseits ja alles andere als einheitliche – Migrationspolitik in der EU bspw. weder daran interessiert noch dazu in der Lage, Migration einfach zu unterbinden.
Cafe Europa vs. Dog eat Dog erzählt vom Türsteher Menem, der sein Leben an der Schwelle eines Nachtclubs eingerichtet hat. Die Schwelle beschreibt paradigmatisch sein ganzes Leben: nicht drinnen und nicht draußen, die Stirn nach außen, der Arsch nach innen.