Kulturarbeit ist eine politische Haltung, von der man nicht unbedingt leben kann
Vor 35 Jahren wurde LUAGA und LOSNA, das Theaterfestival für ein junges Publikum, als Teil des Theaters der „Figur/Minimus Maximus“ gegründet. Seit 21 Jahren wird es als Verein geführt. Zur Zeit der Gründung war die Kulturszene in einem bemerkenswerten Aufbruch begriffen. Die Anzahl der freien Theater und auch der freien Kulturveranstalter*innen hatte ein Ausmaß erreicht, das, teilweise unter politischer Förderung, die Gründung der diversen Interessensvertretungen notwendig machte und ermöglichte. Das alles passierte auf Grundlage eines grenzenlosen Optimismus und der Überzeugung, dass Kunst und Kultur ein unverzichtbares „Nahrungsmittel“ für eine liberale, demokratische Gesellschaft sind.
Im Laufe der Jahre hat dann die Kameralistik in einem erstaunlich kreativen Prozess (Kunst der Kameralistik) die manchmal anarchische Szene reguliert und gezähmt. Der Begriff Professionalität wurde geboren und bestimmt heute alle Fortbildungsangebote in diesem Bereich.
Große Kulturveranstaltungsunternehmen haben sich gegründet, in deren Vorständen gerne Vertreter*innen von kommunalen oder Landeseinrichtungen sitzen. Dazu gibt es fest angestellte Geschäftsführer*innen mit einer entsprechend qualifizierten Crew, welche dann in den Interessensgemeinschaften die berechtigten Fair-Pay-Regeln bestimmen, aber keine Lösungen für kleine, aus Idealismus geführte Kulturinitiativen bieten. Wirklich kleine, freie, politisch tatsächlich unabhängige und kritische Kulturinitiativen gibt es daher gefühlt immer weniger.
LUAGA und LOSNA ist eine dieser kleinen Initiativen mit der Notwendigkeit sich zu verjüngen. Aber das Finden von Nachfolger*innen in der Führung des Vereins gestaltet sich schwierig. Die Voraussetzungen entsprechen im Moment nicht mehr wirklich der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung.
Ein Vorstandsmitglied muss wirklich überzeugt sein, dass er oder sie gewillt ist, am Erhalt einer liberalen, demokratischen Gesellschaft über das Medium Kultur mitzuwirken und aus der Tätigkeit für eine erstrebte Gesellschaftsform persönliche Zufriedenheit generieren. Das heißt aber, dass er oder sie nicht zuallererst an möglichen finanziellen Vorteilen interessiert ist. Sie oder er sollten sogar bereit sein, in schwierigen Situationen nach Möglichkeit dem Verein finanziell kurzfristig beizustehen.
Der Vorstand sollte sich auch permanent über Inhalte und Ziele des Vereins austauschen und diese der gesellschaftlichen Entwicklung anpassen, ohne seine Ziele zu verraten. Natürlich müssen die Vorstandmitglieder sich auch laufend über die gesetzlichen Entwicklungen und Bestimmungen informieren und von der Idee einer Work-Life-Balance Abstand nehmen, da die Auseinandersetzung mit diesen Themen einen beträchtlichen Anteil der Freizeit beansprucht.
Für die Erstellung des Programmes müssen sich die Vorstandsmitglieder auch einen ausreichenden Überblick über das internationale Geschehen im Bereich des Theaters für junge Menschen verschaffen. Auch wenn für das Programm des Festivals ein*e Kurator*in beauftragt wird. Einladungen als Gast zu internationalen Festivals können dann ruhig als Belohnung betrachtet werden.
Da diese Anforderungen natürlich einen großen Teil der zur Verfügung stehenden Zeit des einzelnen Vorstandsmitglieds beanspruchen, ist in Zeiten, in denen das Leben individualisiert wird und jede*r immer mehr auf persönlichen Gewinn fixiert ist, das Finden von Nachfolger*innen sehr schwierig und kostet vielen mit Elan gegründete Kulturinitiativen die Existenz.
https://www.luagalosna.at
Johannes Rausch, der auch Mitbegründer und langjähriger Obmann der IG Kultur Vorarlberg war, kam 1982 nach Vorarlberg. 1989 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Margit das internationale Theaterfestival für ein junges Publikum „Luaga und Losna“. Seit 2003 wird das Festival als Verein geführt. Hannes war bis vor drei Jahren Obmann und ist jetzt Vizeobmann.
Seiner leider sehr früh verstorbenen Frau versprach er, das gemeinsame Theaterprojekt weiterzuführen. Dieses Versprechen macht die Übergabe noch viel persönlicher. Für Margret Broger ist und war Hannes Rausch ob seines Idealismus und seiner Korrektheit immer ein Vorbild. Seine Kommentare und Diskussionen sind immer kulturpolitisch geprägt.

Dieser Artikel ist in der Ausgabe 1.25 „ÜBERGABE KULTUR“ des Magazins der IG Kultur Österreich - Zentralorgan für Kulturpolitik und Propaganda erschienen.
Das Magazin kann unter office@igkultur.at (5,50 €) bestellt werden.