Morgen soll das vom Finanzministerium im Mai präsentierte Sparpaket im Nationalrat beschlossen werden. Insgesamt sollen 6,5 Milliarden Euro im Jahr 2025 und 8,7 Milliarden Euro im Jahr 2026 eingespart werden. Das Kulturbudget bleibt davon nicht verschont – und besonders betroffen ist die Freie Szene.
Kürzungen im Detail
Für 2025/26 sind im Kulturbereich folgende Budgetentwicklungen geplant:
- + leichte Erhöhung des Kulturbudgets 2025 durch Valorisierung der Bundeskultureinrichtungen, dennoch
- – 10 Millionen Euro weniger für die Freie Szene bereits 2025, Fortschreibung des gekürzten Budgets 2026.
- – 40 Millionen Euro Kürzung im Jahr 2026 im Kulturbudget insgesamt
Überproportionaler Anteil für Film und Freie Szene
Die Filmbranche soll 22 Millionen Euro verlieren – vor allem durch Einschnitte bei der Förderstruktur ÖFI+, dem Finanzierungsmodell für österreichische Kinofilme. Das bedeutet, das heimische Filmemacher_innen alleine mehr als die Hälfte der Kürzungen im Kulturbereich tragen sollen. Die Förderschiene ÖFI+ ist eine der wichtigsten Säulen des Kinofilms und der Filmwirtschaft. Ihr Wegbrechen würde die Kreativen mit voller Wucht treffen.
Gleichzeitig trifft der Rückgang der allgemeinen Kunst- und Kulturförderung gezielt die Freie Szene. Die Kürzung von 10 Millionen Euro trifft vor allem Künstler_innen, Kulturvereine, Festivals, Initiativen und Projekte – also jene, die auf kleinteilige Förderungen angewiesen sind und unter prekären Bedingungen arbeiten. Gleichzeitig kürzen auch Länder und Gemeinden bereits ihre Kulturförderung. Das Ergebnis ist ein spürbarer Rückbau kultureller Nahversorgung.
Warum gerade die Freie Szene?
Der größte Teil des Kulturbudgets ist langfristig gebunden – etwa an die Bundesmuseen oder Bundestheater auf Basis gesetzlicher Vorgaben. Einsparungen erfolgen daher vor allem bei frei verfügbaren Ermessensausgaben – also dort, wo die Freie Szene angesiedelt ist. Rechtlich sind diese Mittel kaum abgesichert, Kürzungen politisch daher leichter und vor allem kurzfristiger umsetzbar. Dennoch bleibt es eine politische Entscheidung.
Zudem hat sich die lange unklare Budgetsituation 2025 bereits auf Arbeitsbedingungen in der Freien Szene ausgewirkt. Förderzusagen für 2025 wurden vielfach in Höhe von vorläufig nur 50% der Vorjahressubvention erteilt, so eine Förderung grundsätzlich von der Förderabteilung bzw. Beirat befürwortet wurde. Die zweite Hälfte steht bzw. stand unter Budgetvorbehalt, sodass viele bis in den Mai hinein nicht wussten, ob und in welcher Höhe sie ihre Jahresaktivitäten ab Juli fortsetzen können. Der Trend ist nun klar: Je größer die Förderung, desto wahrscheinlicher eine Kürzung. Kleinere Subventionen bleiben meist stabil.
Was bedeuten 10 Millionen Euro konkret?
Zehn Millionen Euro entsprechen:
- 0,008 % des Bundesbudgets
- 0,2 % des Sparvolumens 2025
- rund 5 % der Transferzahlungen für Kunst und Kultur 2025
Für die Freie Szene ist das massiv. Zum Vergleich:
- Fair Pay Zuschüsse 2024 für alle Sparten: 10 Millionen Euro
- Kulturinitiativenförderung 2023: 8,5 Millionen Euro
- Jahresprogramme und Projekte in der Sparte Musik 2023: 9,8 Millionen Euro
- Künstlerisches Medianeinkommen von 2.000 Künstler_innen: ca. 10 Millionen Euro
- Stipendien und Projekte in der Sparte bildende Kunst 2023: 11 Millionen Euro
Die Kürzung trifft somit direkt die Basis der künstlerischen Produktion und Kulturarbeit in Österreich.
Langfristiger Ausblick: Weitere Kürzungen in Sicht
Der mittelfristige Finanzrahmen für Kunst und Kultur ist gelinde gesagt besorgniserregend:
- 2025: 670 Millionen Euro
- 2026: 629 Millionen Euro
- 2027: 577 Millionen Euro
- 2028: 522 Millionen Euro
Das entspräche einem Rückgang um 150 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren.
Einziger Hoffnungsschimmer: Diese Vorschau ist nicht in Stein gemeißelt, der mehrjährige Finanzrahmen war in der Vergangenheit stets weitaus niedriger als das danach beschlossene Budget. Er zeigt jedoch, welchen Stellenwert die Regierung perspektivisch Kunst und Kultur zuschreibt.
Widerspruch zu ambitioniertem Regierungsprogramm
Das aktuelle Regierungsprogramm verspricht:
- faire Bezahlung
- bessere soziale Absicherung
- kulturelle Teilhabe
- stärkere Verschränkung von Kultur- und Bildungsarbeit
- niederschwelligeres Kulturangebot
Diese Ziele sind mit Budgetkürzungen nicht erreichbar. Stattdessen braucht es:
- eine Verdoppelung des Budgets für die Freie Szene (0,2 % der Bundesausgaben)
- öffentliche Ausgaben für Kunst und Kultur in Höhe von 1 % des BIP
- eine jährliche Valorisierung der Budgetmittel; fehlende Indexierungen sind für die prekär arbeitende Freie Szene existenzgefährdend.
- die Absicherung kultureller Infrastruktur als Teil öffentlicher Daseinsvorsorge
Fazit
Die Budgetkürzungen 2025/26 treffen die Freie Kunst- und Kulturszene hart. Die Zahlen mögen im Bundeshaushalt klein wirken – für Künstler_innen und Kulturarbeiter_innen sind sie existenziell. Eine nachhaltige Kulturpolitik braucht Verlässlichkeit, Planungssicherheit und den politischen Willen, auch kleinteilige Strukturen zu stärken.