Hoffnung auf Kulturstrategie zerplatzt

Andrea Mayer und Werner Kogler bleiben im Rahmen des „Forum Kultur“  unverbindlich zur Kulturstrategie und vertrösten mit weiteren angekündigten Diskussionsrunden. 

Grüne Kulturstrategie, Forum Kultur, Andrea Mayer

Die aktuelle Regierung ist angetreten, um eine Kunst- und Kulturstrategie zu entwickeln. Dieser Auftrag ist im Regierungsprogramm verankert und nachzulesen. 

Im Herbst 2021 erfolgte der Startschuss zum Diskussionsprozess der Kunst- und Kulturstrategie des Bundes im Rahmen einer Kick-Off Veranstaltung. Seit dem wurden etliche Diskussionsrunden organisiert, unzählige Expert*innen und Praktiker*innen eingeladen sowie zahlreiche Stellungnahmen und Inputs produziert um Anregungen zu liefern, die in die angekündigte erste Kunst- und Kulturstrategie des Bundes fließen könnten. 

Am 28. Februar 2023 fand auf Einladung des Kulturressorts die Veranstaltung „Forum Kultur“ statt, die ein Ergebnis der Kulturstrategie sein soll. Die Strategie selbst jedoch suchte man dabei vergebens. Wer sich von der Strategie die Formulierung von kulturpolitischen Zielsetzungen, Leitlinien des Handelns und Maßnahmen zur Zielerreichung erwartet hat, wurde im Rahmen des „Forum Kultur“ bitter enttäuscht. Lediglich die Sicherung und Bündelung der bisherigen Diskussionen im Rahmen eines Zwischenberichts wurde in Aussicht gestellt. Dies ist zwar ein wichtiger Schritt, stellt jedoch noch keine Strategie dar. Viel mehr wird es die Dokumentation ohnehin bereits bekannter, vielfach jedoch stets konsequenzlos eingebrachter Problemsammlungen, Empfehlungen und Ideen. Das „im Gespräch bleiben zur Kulturstrategie“ wird so zur Alibihandlung der Beteiligung.  

Die Förderung des kulturpolitischen Diskurses und regelmäßigen Austausches zwischen Politik und Szene ist zwar sehr zu begrüßen. Erschöpft sich die Strategie jedoch darin, sich einmal jährlich auszutauschen und Inputs an eine E-Mail Adresse schicken zu können, ist das Vorhaben eine Kunst- und Kulturstrategie zu entwickeln gescheitert. Daran ändert auch die Beteuerung, dass Inputs und Anregungen aus dem „Kulturstrategieprozess“ in die Kulturpolitik einfließen werden nichts. Denn dass Anregungen aus der Praxis und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen von der Politik aufgegriffen werden, ist Usus in fast jedem Politikfeld; ebenso sollte es das „im Gespräch bleiben“ sein. Beides bedarf keiner Inszenierung als „Strategie“. Dabei hätte die Kulturpolitik einiges an Erreichtem bereits vorzuweisen, dass als Grundlage für eine Strategie hätte dienen können.

„Natürlich möchte niemand ein weiteres Papierl, das in der Schublade verschwindet,“ so Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich, „sondern eine Strategie, die auch umgesetzt wird. In eineinhalb Jahren wird gewählt. Dass bis heute noch immer nichts vorliegt, lässt am Umsetzungswillen des grünen Kulturressorts zweifeln. Die Hoffnungen, die in eine partizipativ erarbeitete Kulturstrategie gesetzt wurden, drohen damit zu zerplatzen.“ 
 

Ähnliche Artikel

Fair Pay Sujet vor Gang, im Hintergrund Verhandlungsraum Die letzte Regierung bekannte sich 2020 erstmals zu Fair Pay und leitete Schritte zur Umsetzung ein, zu denen sich auch die Bundesländer, Städte und Gemeinden verpflichteten. Auch wenn der Prozess vielfach noch am Beginn steht, darf er nun nicht abgebrochen werden. Regierungswechsel dürfen nicht dazu führen, dass erreichte Schritte zur Etablierung von Mindeststandards im Arbeitsleben wieder zur Verhandlungsmasse werden. Die Aufgaben der kommende Bundesregierung.
Fair Pay Kunst Kultur „Historisch“ – so wurde der Abschluss der Fair Pay Strategie bezeichnet. Bund, Länder, Städte- und Gemeindebund verpflichteten sich, einen größeren Beitrag zu fairer Bezahlung in Kunst und Kultur anzustreben. Wie dieses Ziel in der Förderpraxis umgesetzt wird, sollte individuell – also durch jede Gebietskörperschaft selbst – festgelegt werden. Was ist bisher geschehen, wie sieht die Situation aktuell aus und welche Entwicklung zeichnen sich angesichts enger werdender Budgetspielräume ab? Ein Update zum Stand von „Fair Pay in Kunst und Kultur“.
Zukunftsgerichteter Kulturpolitik: Welche Rolle spiele Kulturstrategien für Kunst und Kultur in stürmischen Zeiten. Mit Thomas Philipp, Fabian Burstein, Elena Stoißer, Mika Palmisano. Welche Rolle spielen Kulturstrategien für Kunst und Kultur in stürmischen Zeiten? Gerade im Angesicht der derzeitigen Wirtschaftslage ist es angebracht und weitsichtig, sich Gedanken und Konzepte zu machen, um ein langfristiges und zukunftsfähiges Stadtleben mit einer lebendigen Kunst- und Kulturszene zu gewährleisten. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf Best-Practice-Beispiele, wie den erfolgreichen Kulturstrategien in Linz oder Salzburg, und schauen über den Tellerrand zu Perspektiven für Kunst und Kultur im gesellschaftlichen Wandel. Außerdem liefern wir Hintergrundinformationen zur aktuellen gesellschaftlichen Situation allgemein und auch speziell in Kärnten | Koroška und der Landeshauptstadt Klagenfurt | Celovec in unserem Mittagsformat am 4. Dezember um 13 Uhr, online via Zoom.