Fühlen Sie sich unterfördert?

Anforderungen an eine Kulturpolitik abseits der Musealisierung

Anforderungen an eine Kulturpolitik abseits der Musealisierung

Wir haben keine Zeit über vergossene Milch zu sinnieren, über versäumte Chancen, über die vielen ignorierten Vorschläge an eine Kulturpolitik, die sich nicht nur an Bildungseliten wendet, oder an ein überalterndes Publikum. Die IG Kultur Österreich ist weiterhin dazu da, neben den Services und konkreten Unterstützungen, die wir unseren Mitgliedern bieten, den Finger in kulturpolitische Wunden zu legen. Denn das Feld der Kunst und Kultur unterscheidet sich kaum von der Welt, die sie umgibt: Öffnung der Schere zwischen Arm und Reich, struktureller Ausschluss von sozialen Gruppen, politische Entscheidungsfindung unter Ausschluss der Zivilgesellschaft, intransparente Geldvergaben, Prestigeprojekte für prestigeträchtige Personen und dergleichen stehen genauso auf der Kultur- und Kunst-Tagesordnung, wie in anderen Bereichen auch.

Die IG Kultur Österreich kann in diesem Sinne nur erste grobe Baustellen in der Kulturpolitik aufzeigen, die in den nächsten Wochen in die Regierungsverhandlungen eingebracht werden müssten. Wer diesen Bereich verhandeln wird, ist derzeit unklar, da sowohl die Bundesministerin Claudia Schmied, die SPÖ Kultursprecherin Sonja Ablinger sowie die ÖVP Kultursprecherin Silvia Grünberger aus ihren politischen Funktionen bzw. aus den Gremien ausscheiden.

Fairpay für Kulturarbeit
Im Bereich der freien Kunst- und Kulturarbeit gibt es keinerlei kollektivvertraglichen Bestimmungen oder andere arbeitsrechtliche Vorgaben, die eine Absicherung bedeuten würden. Die IG Kultur Österreich fordert daher die Einführung von Mindestlohn, Mindestgagen und Fairpay nach den von der IG Kultur Österreich und der IG freie Theaterarbeit erarbeiteten Schemata.


Anhebung des Budgets
Um Fairpay im Kunst- und Kulturbereich durchsetzen zu können, braucht es die Anhebung des Kunst-Budgets auf 1% (derzeit 0,12%) des Bundesbudgets. Um innerhalb dieses Budgets Umverteilung zu ermöglichen, fordern wir dass der Großteil der Erhöhung in die Förderung zeitgenössischer künstlerischer Produktion und politische Kulturarbeit fließt sowie die Einführung von Höchstgagen für mehrheitlich vom Staat finanzierten Kunst- und Kultureinrichtungen.

Wertsicherung für alle
Indexanpassung, Abgeltung der Inflation muss für alle SubventionsbezieherInnen gleichermassen gelten.

Spendenabsetzbarkeit
nicht nur für Museen, sondern für alle Einrichtungen im Kunst- und Kulturbereich.

Stiftungsrecht reformieren
Eine Reform des Stiftungsrechtes, das den Anteil der gemeinnützigen Stiftungen erhöht. Derzeit ist der Großteil der österreichischen Stiftungen zum Zwecke steuerschonende Privatanlage geschaffen worden. Diese Privilegierung muss abgeschafft und in eine Bevorzugung von gemeinnützigen Stiftungen verschoben werden.

Urheberrechtsreform
Die IG Kultur Österreich fordert ein Urhebervertragsrecht, das zum einen Kunst- und Kulturschaffenden eine stärkere Handhabe gegenüber RechteverwerterInnen ermöglicht sowie die Verankerung eines Rechts auf Privatkopie, bei gleichzeitiger Beibehaltung von den technischen Entwicklungen angepassten Umlagesystemen.

Ähnliche Artikel

Workshop "Modulare Synthesizer" in Kooperation von Inseminoid und Freirad © Barbara Alt Viele Kulturinitiativen beklagen, dass der Nachwuchs im Verein fehlen und junge Menschen sich nicht mehr ehrenamtlich engagieren würden wollen. Insbesondere wenn ein Leistungswechsel ansteht, wird die Übergabe an die nächste Generation vielfach als schwierig erlebt. Helene Schnitzer im Gespräch mit Lukas Trentini, Organisationsentwickler und Experte in der Kinder- und Jugendarbeit, über geänderte Erwartungshaltungen, Chancen der Partizipation und Faktoren für eine gelingenden Übergabe.
Ein vertiefender Blick auf das Kunst- und Kulturkapitel des Regierungsprogramms 2025-2029, mit Fokus auf freie Kulturarbeit.
Symbolbild zur Regierungsbildung durch SPÖ, ÖVP und NEOS – die Puzzleteile kommen zusammen: rot - türkis - pink; Die IG Kultur Österreich begrüßt das klare Bekenntnis der neuen Bundesregierung zur zeitgenössischen Kunst sowie Stärkung von Kulturinitiativen als kulturelle Nahversorger in den Regionen. „Wir freuen uns, dass sich die neue Regierung trotz schwieriger Budgetlage zahlreichender brennender Themen im Kulturbereich annehmen will – von der fairen Bezahlung und sozialen Absicherung der in Kunst und Kultur Tätigen bis zur Belebung von Leerständen und Zwischennutzung durch gemeinnützige Kunst- und Kulturvereine,“ so Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich, in einer ersten Reaktion auf das heute vorgestellte Regierungsprogramm.