Das süße Europa und seine sauren Seiten

<p>Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft stand heute ganz im Zeichen von süßen Nachspeisen: Die Veranstaltung “Sweet Europe", die am heutigen Europatag in 27 europäischen Hauptstädten über die Bühne ging, war ein Paradebeispiel „schöner und sinnlicher“ Repräsentationskunst. Ins Cafe Central in der Wiener Herrengasse begaben sich die Initiatoren (das Institut der Regionen Europas unter der Leitung von Franz Schausberger) um über europäische Identität zu

Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft stand heute ganz im Zeichen von süßen Nachspeisen: Die Veranstaltung “Sweet Europe", die am heutigen Europatag in 27 europäischen Hauptstädten über die Bühne ging, war ein Paradebeispiel „schöner und sinnlicher“ Repräsentationskunst. Ins Cafe Central in der Wiener Herrengasse begaben sich die Initiatoren (das Institut der Regionen Europas unter der Leitung von Franz Schausberger) um über europäische Identität zu diskutieren, Schulklassen kamen, brav vorbereitet und wurden von Barbara Rett zu Europa befragt.

Die sagenumwobene Kaffeehausliteratur sollte wieder belebt werden, eine Kultur, die insbesondere auch vom internationalen Austausch lebte und von MigrantInnen, die mit ihrem kritischen Blick und ihrer harten Arbeit dieses Europa mit aufgebaut haben und nach wie vor aktiv mitgestalten. Die österreichische Regierung sieht aber genau für jene kein “Europa für alle" vor, die Süßspeisen (im österreichischen Fall der Guglhupf) sind jenen vorbehalten, die ihre Identität mit dem Immer-schon-da-gewesen-sein begründen. Nicht von ungefähr begann die EU-Ratspräsidentschaft mit der Einführung des neuen Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetzes, das die Bewegungsfreiheit u.a. auch von KünstlerInnen massiv einschränkt. Gab es zuvor für KünstlerInnen quotenfreie Aufenthaltstitel, etwa für zeitlich begrenzte Projekte, aus welchen auch Niederlassungsbewilligungen erwachsen konnten, so wurde diese quotenfreie Niederlassungsmöglichkeit mit der Novellierung abgeschafft. Aber nicht nur das, auch wurden Drittstaatsangehörige, die über eine aufrechte Niederlassungsbewillung als KünstlerIn verfügten, auf befristete Aufenthaltspapiere zurückgestuft. Die in der Verfassung verankerte Freiheit der Kunst und ihre Ausübung werden auf Kosten von MigrantInnen eingeschränkt.

Zurück zum Café d'Europe, wo bezeichnender Weise am Podium nicht vorrangig LiteratInnen Platz genommen hatten, sondern die Sponsoren der Aktion selbst, Versicherungen, Banken und Glücksspielunternehmen. Der Autor Josef Winkler - kritischer, wie auch unbequemer Autor - hatte sicherlich ein schweres Los gezogen in dieser Inszenierung nicht unterzugehen.

Ähnliche Artikel

Das europäische Parlament will die Arbeitsbedingungen im Kulturbereich bessern. Um die Anliegen zu untermauern, führt „Culture Action Europe" in Zusammenarbeit mit „Panteia" eine Umfrage zur Situation und Arbeitsbedingungen von Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen in ganz Europa zu bewerten. Die Umfrage ist bis zum 9. Februar geöffnet.
Fassade des EU-Parlaments Vor kurzem wurde vom EU-Parlament ein Bericht zur Absicherung und Einkommenssituation von Kunst- und Kulturschaffenden verabschiedet. Der Bericht enthält – neben Problembenennungen und Einblicken – auch konkrete Empfehlungen zur Verbesserung der sozialen Lage und zur EU-weiten Garantie von Fair Pay. Als Mitglied des Kulturrats unterstützen wir das Dokument und sehen wertvolle Ansätze, die sich mit unseren langjährigen Forderungen auf nationaler Ebene decken.
Angesichts der hohen Inflation beträgt auch die empfohlene Entgelterhöhung für Kulturarbeit 2024 +9,47% gegenüber 2023. Parallel dazu gibt es – als Ergebnis unserer Mitgliederbefragung – ein Update des Schemas. Ein notwendiger Schritt, um die Unterstützung der Gewerkschaften in unserem Kampf um eine faire Förderpolitik zu stärken. Welche Änderungen das Schema 2024 im Detail enthält, was dies für die Praxis bedeutet und wie ihr Fördereinreichungen nach Fair Pay kalkuliert, beantworten wir in InfoSessions am 6. und 16. Oktober.