Wissensarbeit : Prekär : Organisiert : 15 Jahre IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen

Die Broschüre zu den „Lebens-, Arbeits- und Organisierungsverhältnissen an den Universitäten“, erschienen anlässlich 15 Jahre IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen, ist ein Kooperationsprojekt, das nicht den Abschluss der theoretischen und praktischen Auseinandersetzungen mit und um Wissensarbeit darstellt, sondern den aktuellen Stand der Diskussion dokumentiert.

Die Broschüre zu den „Lebens-, Arbeits- und Organisierungsverhältnissen an den Universitäten“, erschienen anlässlich 15 Jahre IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen, ist ein Kooperationsprojekt, das nicht den Abschluss der theoretischen und praktischen Auseinandersetzungen mit und um Wissensarbeit darstellt, sondern den aktuellen Stand der Diskussion dokumentiert. Versammelt werden widerständige, sich den herrschenden Wissensproduktionsverhältnissen widersetzende Geschichten (Organisierungen und Kampfgeschichten), Manifeste und Positionierungen ebenso wie Texte zur unibrennt-Bewegung. In den Beiträgen verhandelt wird auch, wie sich die gegenwärtigen Wissensproduktionsverhältnisse de jure und de facto gestalten und auf welchen Wegen gemeinsam und organisiert gegen die bestehenden Wissensproduktionsbedingungen vorgegangen werden kann.

Wissensarbeit prekär: organisiert. Kettenvertragsregelungen, aufgrund von finanziellen Engpässen unterbrochene Lehrtätigkeiten (es sich leisten können, als Lektor_in an der Uni zu unterrichten) als Ausschließungsgrund für einen Sitz im Betriebsrat … – das ist (noch immer) Neuland für traditionelle Standesvertretungen, welche die zunehmende und zunehmend als selbstverständlich betrachtete Prekarisierung von Wissensarbeiter_innen insofern nicht als „ihre Sache“ betrachten. Um gemeinsame Anliegen über die jeweiligen spezifischen Dienstverhältnisse hinausgehend zu artikulieren und durchzusetzen, haben sich die Herausgeber_innen während verschiedener Streik- und Protestbewegungen organisiert: die IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen (früher: IG externe LektorInnen und Freie WissenschafterInnen) 1996 im Zuge einer Streik-Bewegung an den österreichischen Universitäten; das Linke Hochschulnetz als eine Vernetzung der bologna burns- und der unibrennt-Bewegungen; das PrekärCafé 2009 im Rahmen des EuroMayDay; die Squatting Teachers als Arbeitsgruppe bei unibrennt.

Wissensarbeit: begrifflich organisiert. Angesichts der heterogenen Gruppe von Wissensabeiter_innen bildet der Begriff „Wissensarbeit“ die Basis für ein solidarisches Wir. Die oft leeren Versprechen, die unangemessene Bezahlung und die prekären Arbeitsverhältnisse durch die Akkumulation von symbolischem Kapital kompensieren zu können (die sprichwörtlichen Karotten, die vor den Nasen von dienstrechtlich schlechter gestellten Wissensarbeiter_innen baumeln), führen zu einer relativ hohen Bereitschaft, die herrschenden Wissensproduktionsverhältnisse hinzunehmen. Sich als … Arbeiter_innen zu verstehen und zu positionieren bedeutet in diesem Zusammenhang, auf eine entsprechende Entlohnung ebenso zu bestehen, wie sich über althergebrachte akademische Standes-Unterschiede und disziplinäre Grenzen hinausgehend zu organisieren.

Wissensarbeit: prekär organisiert. Begriffe wie „Wissensarbeit“, „Wissen“, „Bildung“ werden nicht festgeschrieben, sondern auf Wanderschaft geschickt, indem sie befragt und (neu) verhandelt werden. Wissensarbeit : Prekär : Organisiert ist kein Nachschlagewerk, das Auskunft gibt über Begriffe, die einmal ausgearbeitet worden sind, über Bewegungen und Proteste, die einmal stattgefunden haben, sondern: ein aus verschiedenen Ansätzen, Vorschlägen und Erfahrungen gewobener Leitfaden, der aus seinen jeweiligen Kontexten heraus auf die Wege verweist, die – schon/noch – vor uns liegen hinsichtlich der Auseinandersetzungen um und mit Wissensarbeit, um und mit Prekarisierung sowohl als Umstand hegemonialer Lebens- und Arbeitsverhältnisse als auch als (Wissens-)Ressource.

IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen, Linkes Hochschulnetz, PrekärCafé, Squatting Teachers (Hg.): Wissensarbeit : Prekär : Organisiert : 15 Jahre IG LektorInnen und WissensarbeiterInnen. Eigenverlag: Wien 2011

Ähnliche Artikel

Am vergangenen Donnerstag lud der Kulturrat Österreich anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl zu einem Podiumsgespräch über die zu erwartende Kunst- und Kulturpolitik ins Wiener Depot. Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), Eva Blimlinger (Grüne), Josef Schellhorn (Neos), Nikolaus Kohlberger (KPÖ) und Sabine Aigner (Keine) (gereiht nach den Wahlergebnissen 2019*) stellten ihre kulturpolitischen Perspektiven vor und präsentierten ihre Antworten auf offene Baustellen in Kunst, Kultur und Freien Medien. Was ist von welcher Partei zu erwarten - Ein Rückblick auf die Diskussion „Kulturpolitik zur Wahl“.
Anlässlich der Nationalratswahl hat die ARGE Kulturelle Vielfalt den wahlwerbenden Parteien einen kulturpolitischen Werkzeugkoffer überreicht. Er enthält praktische Tools und Anleitungen für effektive Kulturpolitik in der kommenden Legislaturperiode.
Prekär leben viele, prekär ist vieles. Einmal im Jahr – am transnationalen Arbeiter*innenkampftag – gehen wir gemeinsam auf die Straße, versammeln Anliegen und Kämpfe um Details wie auch ums große Ganze. Aufruf zur Teilnahme am MayDay 24 - Parade der Prekären am 1. Mai.