Theorie

Es ist an der Zeit, ganz einfach klassische Sprachkritik wieder zu betreiben, wenn man von den Reden der Intellektuellen, über die Intellektuellen, durch die Intellektuellen des Deutschsprachigen zur Lage der Welt hört.
Im Gegensatz zum 20. Jahrhundert, das ein Jahrhundert der "überbordenden staatlichen Gewalt" gewesen sei, in dem sich zwei Totalitarismen gegenüberstanden, "in denen das staatliche Gewaltmonopol zu einem staatlichen Tötungsmonopol verkommen" sei, werde das 21. Jahrhundert das Jahrhundert "einer privatisierten, kommerzialisierten, entstaatlichten und absolut gesetzlosen Gewalt sein".
Oh!, diese vielen Zeilen des Aneinanderreihens von Brutalphrasen, mit denen keine Theorie, keine Praxis und keine Theorie-Praxis etwas anfangen können, die des weiteren nichts zu Kunstproblemen enthalten und keine Einsichten bieten, außer dass dem Herrn Slavoj Zizek am demokratischen Alltag alles schnell so fad wird.
Als "absolut" wurde "Auschwitz" gedeutet, weil das, was mit diesem Namen genannt wird, "beispiellos" (Arendt) ist, und zwar nicht vorrangig in dem Sinne, dass man es schlechthin nicht mit anderem vergleichen könnte, sondern in dem Sinne, dass es kein Modell gibt, für das "Auschwitz" Beispiel sein könnte: dass es umgekehrt seinerseits als - negatives - Modell (Adorno) verstanden werden muss.
Im Jahr 1997 veröffentlichte "Le Monde Diplomatique" unter dem Titel "Warum wir kämpfen" eine ausführliche Analyse der globalen politischen Situation von Subcommandante Marcos. In ihr identifiziert Marcos sieben Puzzleteile der gegenwärtigen Lage der Welt, die er den "vierten Weltkrieg" nennt.
Kultur ist nicht nur der Ausdruck individueller Interessen und Orientierung, sondern sie bietet auch die Identifikation mit einem Wertesystem. In diesem Sinne hat auch die Konstruktion des kulturellen Gedächtnisses zur Herstellung einer symbolische Ordnung eine lange Tradition.
Immer wieder versuchen Flüchtlinge, von Frankreich aus nach England zu kommen. Viele von ihnen sind in Sangatte, einem kleinen Ort an der Atlantikküste in der Nähe von Calais, untergebracht. Sie leben dort in einem Lager, das vom Roten Kreuz betreut wird. Dort kommt ihnen außer Verpflegung und Schlafmöglichkeit keinerlei Hilfe zu, keinerlei Möglichkeit, selbst in irgendeiner Form tätig zu sein. Das Lager besteht aus einer Halle, in der während der Zeit des Tunnelbaus die Betonteile, die zur Konstruktion nötig waren, aufbewahrt wurden.
"Männer bekommen Migräne, Stimmungswechsel, Hormonausschlag, Bulimie." (Format) "Boys grow up in a world of far fewer certainties than their dads enjoyed." (The Face) Welcherart schlampige Verhältnisse machen hier Schluss mit männlicher Gemütlichkeit?
Die Frage sollte vielmehr lauten: Wo finden sich denn überhaupt noch Diskussionen über Themen wie: Brauchen wir eine parlamentarische Demokratie? Gibt es eine "andere", eine partizipatorische Demokratie? Brauchen wir einen Staat? Wird es zukünftig Kommunismus geben? Sozialismus? Kapitalismus?
Weil es wieder lau wird auf den Wiesen, soll auch in dieser Zeitschrift ruhig einmal was über Sportplätze zu lesen sein. Seit langem schon, spätestens aber seit Habermas, bin ich nämlich für Gerechtigkeit - auch im "außermoralischen Sinn". Und so möchte ich jetzt gegen das Verhalten von Nörglern oben auf den Rängen protestieren.
Einerseits kommt bekanntlich "zuerst das Fressen und dann die Moral" - bzw. zuerst der Euro und dann Kultur 2000.
Über das Gespräch, das Konrad Paul Liessmann und Peter Sloterdijk mit Wolfgang Schüssel im Juni während eines gemeinsamen Essens führten, ist mir nichts bekannt. Wohl aber nahm ich an einer Podiumsdiskussion Ende Juni teil, die von der Grünen Bildungswerkstatt veranstaltet wurde. Bei dieser Gelegenheit hörte ich Liessmann über Perspektiven des Widerstands gegen die neue Regierung sprechen.