Kulturrisse 01/01

Weil es wieder lau wird auf den Wiesen, soll auch in dieser Zeitschrift ruhig einmal was über Sportplätze zu lesen sein. Seit langem schon, spätestens aber seit Habermas, bin ich nämlich für Gerechtigkeit - auch im "außermoralischen Sinn". Und so möchte ich jetzt gegen das Verhalten von Nörglern oben auf den Rängen protestieren.
Tatsächlich ist der Umbau, der derzeit hierzulande von statten geht, nicht die 1:1-Übertragung britischer Verhältnisse nach Österreich. Dafür gibt es mehrere signifikante Gründe.
Einerseits kommt bekanntlich "zuerst das Fressen und dann die Moral" - bzw. zuerst der Euro und dann Kultur 2000.
Denn während der Kunststaatssekretär das ideelle Rahmenwerk der neuen Ordnung den Ressortkollegen überlässt, bastelt er weiter an seinen Plänen zur "organisierten Kreativität". Mitte Jänner 2001 bekräftigte Franz Morak beim Bundeskongress der ÖVP einmal mehr, dass Kunst und Kultur stärker zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Österreich in die Verantwortung zu nehmen sind.
Wenn die Farbcodes von Parteien traditionell den politischen Standpunkt symbolisch markieren, dann haben sich die Grünen spätestens mit Van der Bellen (aber vorbereitet durch Chorherr und den Rest der WU-Fraktion) aus dem politischen Farbenspektrum verabschiedet und in die Partei der Farblosen verwandelt. Denn ein politischer Standpunkt ist kaum noch zu erkennen.
Die Frage nach den Schwierigkeiten einer Oppositionsbildung in Österreich muss selbstverständlich heute umformuliert werden. Denn es hat sich ja erwiesen, dass sich eine spezifische Art von Opposition bis in die Regierensführung hat durchsetzen können. Sie musste sich nur des Hintergrunds von Ausländerfeindlichkeit und von Rehabilitation nationalsozialistischer Vergangenheiten beharrlich bedienen .
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, eine Partei, die nannte sich sozialistisch oder sozialdemokratisch und wurde gegründet, um sich für die Arbeiter einzusetzen und deren Interessen wahrzunehmen.
Was sind die Gründe für denMangel an einer überzeugenden Alternative zum "Austro-Thatcherismus"? Ohne Zweifel ist er teilweise den Versäumnissen der SPÖ und der Grünen zuzuschreiben. Aber das kann nicht die ganze Antwort sein.