Neues aus der Kleingartensiedlung: Andere arbeiten lassen

<p>Die Frühsommertage sind den KleingärtnerInnen eine Zeit verstärkter Regsamkeit. Nun, wo alles sprießt, blüht und wächst, bedarf es vermehrter Anstrengung, um die Natur im Zaum zu halten. Mittlerweile gibt es zwar auch in unserer Kleingartensiedlung einige „Naturgärten“, aber wir gestandenen KleingärtnerInnen betrachten diese als eine reine Modeerscheinung. Und Modeerscheinungen haben wir schon viele an uns vorbei ziehen lassen. Wir KleingärtnerInnen des alten

Die Frühsommertage sind den KleingärtnerInnen eine Zeit verstärkter Regsamkeit. Nun, wo alles sprießt, blüht und wächst, bedarf es vermehrter Anstrengung, um die Natur im Zaum zu halten. Mittlerweile gibt es zwar auch in unserer Kleingartensiedlung einige „Naturgärten“, aber wir gestandenen KleingärtnerInnen betrachten diese als eine reine Modeerscheinung. Und Modeerscheinungen haben wir schon viele an uns vorbei ziehen lassen. Wir KleingärtnerInnen des alten Schlages betrachten die Natur als Gegenteil unseres Gartens. Denn Natur ist ungezügeltes Chaos, und ein Garten sollte sich durch Planung und Ordnung auszeichnen. Mein persönlicher Verdacht ist ja, dass sich „Naturgärten“ vor allem diejenigen anschaffen, die zu faul sind, um durch das Jahr die anfallenden Arbeiten zu verrichten. Als weltoffener Mensch habe ich mir aus der Bücherei einige dieser Gartenratgeber ausgeborgt und durchgeblättert. Aber das Durchblättern hätte es gar nicht gebraucht, denn schon die Titel dieser Bücher sind mehr als verräterisch: „Garten für Faule“ oder „Lass die Natur für dich arbeiten“ heißen diese Fibeln und Hefte.

Es ist ja überhaupt eine sich rasant verbreitende Unart, dass die Leute immer mehr wollen, aber nicht bereit sind, etwas dafür zu tun. Die Spitze dieser Haltung sind für mich ja patinierte Möbel. Leute kaufen sich tatsächlich Kästen und Tische, die schmutzig und alt aussehen. Sogar dafür sind die Leute schon zu faul, dass sie sich selber Kratzer in Türen und Tischplatten machen. Gut, das sind vielleicht Extrembeispiele. Aber weit verbreitet ist diese Haltung, viel zu bekommen und wenig dafür zu tun, beispielsweise beim Aktienhandel. Bei diesem Blödsinn macht ja auch schon jedeR ZweiteR mit. Und wenn man sie fragt, was sie sich dabei denken, dann sagen sie meist nur, dass sie ihr Geld für sich arbeiten lassen wollen. Aber bitte, wer hat jemals Geld arbeiten gesehen? Jeder Gewinn, den man mit Aktien erzielt, muss irgendwo auf der Welt erarbeitet werden. Und wenn nicht direkt, dann eben indirekt. Wie sich so etwas auswirkt, haben wir jetzt ja mit dem Benzinpreis gesehen. Der ist, dem Vernehmen nach, auch nur deshalb so in die Höhe gestiegen, weil viele an der Börse Spekulationsgewinne verwirklichen wollten. Und wenn trifft es? Natürlich wieder uns KleingärtnerInnen! Gerade jetzt, wo der Rasen so rasant wächst, muss mindestens jede zweite Woche der Rasenmäher getankt werden. Und unter den KleingärtnerInnen trifft es wieder vor allem die, die ihren Garten ordentlich haben wollen und nicht die „Lass die Natur für dich arbeiten“-Typen.

Es sind eben immer dieselben, die die Zeche für alle zahlen müssen.

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