Neues aus der Kleingartensiedlung

Der schöne Sommer war natürlich ein Geschenk für jeden Kleingartenbesitzer. Endlich konnten wir die Früchte unserer Arbeit wirklich ausgiebig genießen. Sie müssen wissen, dass wir KleingärtnerInnen ja oft belächelt, ja verlacht werden, weil wir herum graben und kompostieren, während andere Baden gehen oder Bücher lesen.

Der schöne Sommer war natürlich ein Geschenk für jeden Kleingartenbesitzer. Endlich konnten wir die Früchte unserer Arbeit wirklich ausgiebig genießen. Sie müssen wissen, dass wir KleingärtnerInnen ja oft belächelt, ja verlacht werden, weil wir herum graben und kompostieren, während andere Baden gehen oder Bücher lesen. Jetzt sind wir einmal tagelang im Lehnstuhl gesessen, die Füße in einem mit kaltem Wasser gefüllten Lavor, und haben dicke Wälzer gelesen. Und das eben nicht in überfüllten Schwimmbädern oder von Völkerwanderungen heimgesuchten Gastgärten, sondern an unseren selbst gestalteten, ruhigen, lauschigen und kühlen Plätzchen. Das entschädigt viele Anstrengungen und heilt so machen Hehme.
Aber wie so oft im Leben geht der sprichwörtliche Esel gerne aufs Eis tanzen, wenn es ihm zu wohl wird. Und unser Kleingartenvereinsvorstand gefällt sich offensichtlich in der Rolle dieses Esels. Jetzt haben diese menschlichen Unpaarhufer doch tatsächlich beschlossen, dass die „Umgangssprache in der Kleingartenanlage mit sofortiger Wirkung Deutsch zu sein hat“. Darf es so viel Blödheit auf einen Haufen überhaupt geben? Das kommt wohl heraus, wenn sich Dummheit und Präpotenz ungehindert paaren. (In diesem speziellen Fall plädiere auch ich gegen solche Mischehe).
Aber der Vereinsvorstand hat nicht mit der Renitenz seiner Mitglieder gerechnet. Denn kaum ist dieser Beschluss ruchbar geworden, haben wir auch schon die dicken Wälzer auf den Tisch geknallt, die Füße aus dem Lavor genommen und sind in den Garten des Obmanns gestapft, um ihn zur Rede zu stellen. In der Hand, wie zufällig, ein möglichst spitzes Gartengerät. Der hat im ersten Schock etwas von Leitkultur gestammelt und, dass eine gemeinsame Sprache Grundbedingung für Integration sei. Die Maria, die ja, wenn sie nicht gerade Kleingärtnerin ist, als Ethnologin an der Uni arbeitet, hat dem Obmann dann aber einiges erklärt. Ihres Wissens, so Maria, sei weltweit gesehen Einsprachigkeit ein Minderheitenprogramm. Die meisten Gesellschaften auf dem Globus verwenden ganz selbstverständlich mehrere Sprachen. „Und“, so hat Maria noch betont, „durchschnittliche Gehirne sind auch in der Lage, mit mehreren Sprachen umzugehen“. Das hat gesessen, besser als jeder Ohrfeige – für die ja ich anfangs plädiert hätte.
Der Obmann hat uns dann versprochen, dass diese blödsinnige Regelung wieder zurückgenommen wird, und Gustl hat beim heimgehen noch gemeint, dass er schon lange den Verdacht hatte, dass diese ganze Deutschredereigeschichte hauptsächlich dazu dienen soll, um das Volk blöd und (noch) leichter regierbar zu machen.

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