Wie gelangen wir zu mehr Diversität im Kulturbereich?
Unser Thema heute umfasst die freie Kultur, die Perspektiven von kleinen bis großen Kulturvereinen und wie Diversität als Leitprinzip für soziale und kulturelle Veränderung wirken kann. Denn politische Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Relevanz werden durch Diversität in kulturellen Praktiken geprägt. Nadine Abena Cobbina hat sich darüber mit dem D-Arts Projektbüro unterhalten.
Diversität und Inklusion sind Begrifflichkeiten die immer wieder aufpoppen: in Forderungen, in Förderungen , in Gesprächen und heute ganz groß hier. Denn strukturelle Veränderungen aufbauen, verlernen von alten Habitaten und neu lernen, das lange Jahre unter den Teppich gekehrt wurde, braucht Umstrukturierung in den Köpfen und Mitdenken von vielen. Wir sprechen darüber, wie Diversität in Kulturinitiativen endlich ihren Platz findet.
So wie es das 2021 gegründete Diversitäts-Projekt Büro D-Arts tut- mit ihrer Geschäftsführung Dilan Sengül und Kuratorin Zuzana Ernst sprechen wir über Gesellschaftliche Relevanz, Perspektive für kleine bis große Kulturvereine Herausforderungen und geben Tipps für mehr Diversität für alle!
Wer wir sind und was wir tun
D-Arts – das steht für Diversität, dezentrale Strategien und diskriminierungskritische Konzepte. Seit Februar 2023 sind wir offiziell am Start, aber eigentlich haben wir schon 2021 mit Diskursreihen und ersten Projekten losgelegt. Mittlerweile vereinen sie 81 Mitgliedsvereine und Institutionen, die alle ein Ziel haben: eine faire und inklusive Kunst- und Kulturszene. Es wird ebenso auf Workshops, Fortbildungen, Netzwerktreffen und einen Kongress gesetzt, um Vielfalt in Vereinen & Institutionen aufleben lassen zu können.
Warum ist Diversität so wichtig?
Dilan Sengül (Geschäftsführung) bringt es auf den Punkt: Marginalisierte Perspektiven müssen ins Zentrum, sonst bleibt alles beim Alten. Unsere Kulturlandschaft spiegelt oft nicht die Realität unserer Gesellschaft wieder. Es geht darum, wer wirklich mitgestalten darf – und aktuell gibt es hier noch viel Nachholbedarf.
Wir sprechen von Diskriminierungsformen, die sich auf verschiedensten Ebenen zeigen. Unterschiedlichste „-ismen“ & Intersektionalität gilt es zu in diverse, inklusive und diskriminierungskritische Handlungsformen abändern.
Unsere Mission: Brücken bauen
Kleine Kulturvereine sind für das Diversitätsbüro ein Herzensanliegen. Sie sind oft die ersten, die neue Ideen einbringen, haben aber meist weniger Ressourcen. Wir helfen, diese Vereine mit Mittelbühnen und großen Institutionen zu verbinden, damit sie gestärkt werden und gehört werden. Informationen und Expertinnen-Wissen wird zur Verfügung gestellt. Da das Buttom-Up-Prinzip gilt, soll dies in keinster Weise ausgenutzt werden, Infos nicht einfach so informell an Institutionen weitergegeben werden. Künstlerinnen und qualifizierte Expertinnen können angefragt und für das Berater:innenprogramm „gebucht“ werden. Kollegial und untereinander hilft man* sich, wo es möglich ist.
Wie sieht die Arbeit bei D-Arts konkret aus?
Bei uns beginnt alles mit einem Diversity Check. Wo stehen die Institutionen gerade? Was fehlt? Unsere Fortbildungen und Workshops sind immer auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmer*innen zugeschnitten. Zuzana betont, wie wichtig es ist, auf mehreren Ebenen gleichzeitig anzusetzen: von der Zusammensetzung des Teams über das Programm bis hin zum Publikum. Gender sensible Sprache, Critical Whiteness or Ableism werden hier unter anderem betrachtet.
Schritt für Schritt zu echten Veränderungen
Wer spricht über welches Thema und warum? Diese Frage stellt sich auch, Echte Transformation braucht Zeit und Commitment, weshalb eine Letter of Intent formuliert und arbeiten an einem Code of Conduct. Dabei ist uns klar: Kleine Schritte sind besser als leere Versprechen. Unser Ziel ist eine Atmosphäre, in der diskriminierende Praktiken keinen Platz mehr haben. Von „kleinen, rassistischen Jokes“ bis hin zu Gehaltsunterschieden, Programmpunkten, Sprachen und Teamaufstellung kann hier alles beleuchtet und kritisch auseinandergenommen werden. Die Expertinnen betonen dabei die Wichtigkeit eines breiten Diversitätsbegriffs und die Notwendigkeit, auf verschiedenen Ebenen (Personal, Programm, Publikum) gleichzeitig zu arbeiten. Learnings sollen dabei zusammengeführt werden und Wissen gebündelt.
Herausforderungen und Visionen
Natürlich stoßen wir auf Hindernisse: ungleiche Ressourcen, Zugangsbarrieren und oft fehlender politischer Wille. Aber genau deshalb kämpfen wir für nachhaltige Förderungen und langfristige Veränderungen. Dilan Sengül sagt es ganz klar: „Wenn wir wirklich etwas bewegen wollen, brauchen wir strukturelles Monitoring, Quoten und Studien.“ Und vor allem: mehr Unterstützung von der Politik. Auch monetär. Sicherheit ist notwendig um langfristig er-arbeiten zu können. Strukturelle Probleme können nicht per Fingerschnips geändert werden, weshalb die Implementierung des Büros und Verständnis für die Arbeit notwendig sind-
Und in Zukunft?
Wir träumen von einer Kulturlandschaft, die alle miteinbezieht und niemanden ausschließt. Dafür brauchen wir Mut, Zusammenarbeit und den Willen, Dinge anders zu machen. Zusammen weiterdenken und handeln, mehr Wille von der Politik für die Arbeit und Teilnahme an Workshops wären hier auch recht hilfreich um langfristige Veränderungen in der Kulturlandschaft zu bewirken.
Aktionspunkte 1x1
- Gerade wird aus an einem Code of Conduct mit 81 Mitgliedsvereinen und Institutionen zu gearbeitet.
- D-Arts schlägt vor dass alle Kulturinstitutionen als 1. einen Selbstcheck-Prozess durchführen. Sich ebenso als Mitglieder einbringen und gemeinsam Diversiät durch Austausch und sich kritisch mit Programm, Schriftwerk, Bezahlung, Team-Aufstellung etc. auseinandersetzen.
- Die Einführung von Quoten und die Durchführung von Studien zur Diversität in der Kulturlandschaft werden gefordert.
- Dilan Sengül betont die Notwendigkeit, nachhaltige Ressourcen und Finanzierung für das Projektbüro zu sichern, um langfristige Planung zu ermöglichen.
- Veranstaltungsreihen wie das stattgefundene 'D-Arts in Aufbruch' im Metrokino und in der Brunnenpassage sind Events der Vernetzung und Zugangsfrei. Sich beim Newsletter unter d-arts.at anmelden hilft, um am Laufenden zu bleiben, garantiert Input und Auseinandersetzung mit den Themen Inklusion und Diversität durch Workshops, Fortbildungen und ein Beraterinnenprogramm.
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