Bikerei Innsbruck

Hilfe zur Selbsthilfe in Sachen Bike - Lorenz Kiesel im Gespräch

Bikerei Innsbruck

Best Practice - Hilfe zur Selbsthilfe in Sachen Bike

Lorenz Kiesel im Gespräch

 

Wie ist die Bikerei entstanden und was macht ihr?
Der Verein wurde 2010 eigentlich als Selbsthilfewerkstatt gegründet. Wir sind ein Ort, an dem man das eigene Rad selber richten und andere Radfahrer*innen kennenlernen und sich dabei gegenseitig unterstützten kann – um schlussendlich (wieder) verkehrssicher am Weg zu sein.
Wir stellen selber nur Raum und Werkzeug zur Verfügung. Einmal in der Woche gibt es die offene Radwerkstatt, wo einem dann Leute vom Verein helfen, wenn man selber nicht mehr weiter weiss.

Mit welchen Rädern kann man zu euch kommen? Auch mit E-Bikes? Und welche Leute nehmen eure Angebote in Anspruch?
Man kann mit allen Rädern zu uns kommen. Mit den E-Bikes ist das eine eigene Geschichte. Wenn es da irgendein Problem gibt mit dem Motor oder mit dem Akku, da können wir wahrscheinlich nicht helfen. Dafür fehlt uns auch das nötige Werkzeug. Zur Frage, wer die Bikerei nutzt: Das ist wie mit den Fahrrädern: Es geht quer durch alle Schichten. Natürlich sind viele Student*innen dabei.

Wie erfahren die Leute, dass es euch gibt?
Wir sind in den Social-Media-Kanälen recht gut vertreten. Wir machen aber auch immer wieder externe Aktionen. Für die Stadt Innsbruck organisieren wir z.B. fünf Mal im Jahr eine kostenlose Radwerkstatt. Da sind dann immer zwei Mechaniker von uns vor Ort und führen Checks oder kleinere Reparaturen durch. Bei gröberen Sachen, die wir dort nicht schaffen, schlagen wir den Radbesitzer*innen vor, kommt am nächsten Dienstag zu uns in die Werkstatt, dann kriegen wir das zusammen hin. Und sowas spricht sich rum.

Ihr macht doch soziale Aktivitäten, gehört das auch zum Verein?
Es gehört zum Verein dazu, dass wir uns sozial engagieren. Es gab da schon verschiedene Projekte in Innsbruck und Tirol, wie z.B. Fahrradreparatur-Aktionen vor der Uni und auf dem Marktplatz, im Flüchtlingsheim Innsbruck oder Reparatur-Workshops für Frauen. Über das Klimabündnis hat es z.B. Reparaturkurse in Schulen gegeben.
Wir können das aber nicht selber organisieren, machen es aber gerne, wenn externe Organisationen an uns herantreten.

Wie finanziert ihr eure Arbeit?
Wir finanzieren uns über Spenden, d.h. die Leute, die unsere Werkstatt in Anspruch nehmen, bitten wir um eine Spende von vier Euro. Das war bei der Gründung des Vereins der Preis für ein Tagesticket der öffentlichen Verkehrsmittel in Innsbruck. Wenn sie länger brauchen oder man mehr Ersatzteile benötigt, kann es ruhig auch eine höhere Spende sein.

Ihr seid in der Kulturbäckerei untergebracht? Wie läuft das dort?
Die Kulturbäckerei hat eine große Veranstaltungshalle, ein Raum dahinter ist abgetrennt, und den nutzen wir als Werkstatt, der steht Vereinsmitgliedern auch immer offen. Bei der offenen Radwerkstatt verwenden wir die ganze Halle und bauen dort ca. zehn fixe Montagestände auf.

Was wären deine Wünsche für den Verein?
Als Verein wäre es cool, wenn wir wieder mehrere jüngere Mitglieder gewinnen könnten. Viele von den Gründer*innen haben jetzt zum Beispiel Familie, haben weniger Zeit oder aufgehört. Aber der Verein lebt davon, dass neue Leute kommen, die neue Ideen und Motivationen mitbringen.

Letzte Frage: Warum erzürnt man euren Werkstattleiter, wenn man zu viel WD-40 verwendet, wie auf der Homepage vermerkt ist (WD-40 ist ein Ölspray, Anmerkung der Redaktion)?
Das ist schon ein bisschen ironisch gemeint. Es gibt aber Leute, die fangen bei uns erstmals an, irgendwelche festgerosteten Sachen mit WD-40 einzusprühen, gefühlt eine komplette Sprühdose davon. Das gibt dann eine Mordssauerei auf dem Boden, wenn man zu viel von dem Zeug verwendet.

Morgen habt ihr euren Flohmarkt?
Ja, das ist er erste seit zwei Jahren, und ich glaube, der könnte recht voll werden. Und das Wetter ist auch richtig: nicht zu schön, weil da gehen die Innsbrucker*innen dann lieber in die Berge.

 

 

IG Kultur Österreich im Gespräch mit Lorenz Kiesel

Lorenz Kiesel ist seit 2013 Mitglied der Bikerei und derzeit Obmann des Vereins. Studium der Mechatronic in Innsbruck, arbeitet derzeit in einem Forschungsprojekt über die Bodengegebenheiten auf Mountainbike-Trails.

 

 

 

 

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