Zur Neugestaltung des Peršman Museums

Das Peršman Museum befindet sich seit 1982 auf einem abgelegenen Bergbauernhof in Koprein-Petzen/Koprivna-Podpeca in Kärnten/Koroška nahe der slowenischen Grenze. Es ist das einzige Museum in Kärnten, welches sich dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus widmet.

Antifaschistischer Widerstand in Kärnten/Koroška neu ins Bild gerückt.

Das Peršman Museum befindet sich seit 1982 auf einem abgelegenen Bergbauernhof in Koprein-Petzen/Koprivna-Podpeca in Kärnten/Koroška nahe der slowenischen Grenze. Es ist das einzige Museum in Kärnten, welches sich dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus widmet. Im 30. Jahr seines Bestehens wurde die Dauerausstellung vom Historiker Werner Koroschitz, der Historikerin Lisa Rettl sowie der Architektin Uli Vonbank-Schöller neu gestaltet.

Am 25. April 1945 war der Peršmanhof zum Schauplatz eines grausamen Kriegsverbrechens geworden. In einer Vergeltungsaktion hatten Mitglieder des 13. SS- und Polizeiregiments vier Erwachsene und sieben Kinder der Familien Sadovnik und Kogoj ermordet. Nur drei Kinder überlebten dieses Massaker. Der Peršmanhof hatte den PartisanInnen als Stützpunkt gedient. Dieses Ereignis, nur wenige Tage vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, nimmt eine herausragende Stellung in der Geschichte der Unterdrückung der slowenisch-sprachigen Bevölkerung Kärntens ein. Die Ursprünge dafür finden sich im Aufkeimen des deutschen Nationalismus ab dem Ende des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit sprachen große Teile der Landbevölkerung Kärntens Slowenisch, während Deutsch vorwiegend von der wohlhabenderen, städtischen Bevölkerung gesprochen wurde.

Mit der Machtübernahme durch die Nazis im Jahr 1938 verschärfte sich die Situation für die Kärntner SlowenInnen zwar, Slowenisch selbst wurde jedoch erst mit dem Überfall Hitlers auf Jugoslawien im Jahre 1941 verboten. Die erste große Welle von Deportationen im April 1942 betraf rund 1.000 Kärntner SlowenInnen. Als Reaktion darauf schlossen sich viele dem bewaffneten Widerstand an, oft auch um der eigenen Verhaftung zu entgehen. Bald schon gab es Kontakte zu den Tito-PartisanInnen, gemeinsam kämpfte man im gesamten Raum Unterkärntens. Ohne die breite Unterstützung durch die Zivilbevölkerung wäre der Kampf der Kärntner PartisanInnen nicht möglich gewesen.

1982 – Eröffnung des Peršman Museums

Zum 20. Jahrestag des Massakers werden 1965 am Peršmanhof als erstes sichtbares Zeichen zwei Gedenktafeln angebracht. 1982 wird schließlich das Museum eröffnet. Die Ausstellung, welche von Marjan Sturm gestaltet wurde, hatte eine vorwiegend militärhistorische Perspektive. Das hatte nicht zuletzt den Grund, dass viele jener Dokumente, die uns heute zur Verfügung stehen, damals noch nicht existierten oder nicht zugänglich waren. Dies betraf auch jene Gerichtsakten, die im Rahmen der Ermittlungen gegen die Mitglieder des 13. SS- und Polizeiregiments zwischen 1946 und den 1960er-Jahren angelegt wurden. Das Gericht konnte zwar nicht feststellen, wer die tödlichen Schüsse abgegeben hatte, für die grundsätzliche Täterschaft der SS- und Polizeieinheit gab es allerdings eindeutige Beweise. Berichte von ZeitzeugInnen fehlten in der alten Ausstellung. Zudem waren viele der Fotografien nur mit einem Namen der abgebildeten Personen beschriftet. Die BesucherInnen kannten diese aber oft noch persönlich und erzählten einander gegenseitig beim Rundgang durch die Ausstellung deren Schicksale. Auch Abzüge von Dokumenten der NS-Behörden dienten als Leitfaden für eine lebendige Kultur der oral history.

Besucht wurde die Ausstellung vorwiegend von Menschen mit direktem persönlichem Bezug zum PartisanInnenkampf. Seit Anfang der 2000er-Jahre wächst allerdings der Anteil von BesucherInnen, bei denen dies nicht der Fall ist. Die neue Ausstellung sollte daher die Lesbarkeit für beide Gruppen gewährleisten. Außerdem sollten die neuen Dokumente und wissenschaftlichen Erkenntnisse eingearbeitet sowie das Schicksal der betroffenen Familien ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt werden.

2012 – Neugestaltung der Ausstellung

Mit der Neugestaltung wurde der alte Ausstellungsraum um einen zweiten Raum sowie um den Gangbereich erweitert. Zudem wurde die Küche umgebaut, um die Stube des Hauses besser als Diskussions- und Seminarraum nutzen zu können. Die Ausstellung selbst ist in drei thematische Schwerpunkte gegliedert: die BewohnerInnen des Peršmanhofs und das Leben in der Region; die Unterdrückung und Deportation der slowenisch-sprachigen Bevölkerung in Kärnten; der Kampf der Kärntner PartisanInnen und die Ereignisse vom April 1945. Hinzu kommt noch ein Projekt von Ernst Logar mit dem Titel „Erinnern gegen das Vergessen“, welches im Keller des Hauses gezeigt wird. Die verschiedenen Thematiken werden auf durchgehend zweisprachigen Schautafeln behandelt. Ausziehbare Laden mit Abzügen von Originaldokumenten, Foto-Serien und konkreten Einzelschicksalen bieten die Möglichkeit für eine eingehendere Auseinandersetzung. Kleine, abnehmbare und mit Magneten an den Tafeln befestigte Lautsprecher bieten den BesucherInnen die Möglichkeit, sich Tondokumente anzuhören. Einige Fotoalben geben tiefere Einblicke in das Familienleben der ProtagonistInnen.

Teile der Ausstellungsarchitektur wurden von Lehrlingen des ÖGB Ausbildungszentrums für Maschinenbautechnik in Krumpendorf am Wörtersee im Rahmen einer Projektarbeit realisiert, die auch einen mehrtägigen Aufenthalt am Peršmanhof beinhaltete. Die Öffnungszeiten sind Freitag bis Sonntag, jeweils 10-17 Uhr, von Anfang Mai bis Ende Oktober.

Anmerkung

Peršman MuseumInfo und Kontakt: www.persman.at

Christian Sperl arbeitet als Musiker sowie im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit in Wien und führt in den Sommermonaten BesucherInnen durch das Peršman Museum.

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