Vergütung ohne Güte

<p>Viele <b>Kulturinitiativen</b>, die bei der IG Kultur Österreich Mitglied sind, veranstalten Konzerte und Musikveranstaltungen aller Art an unzähligen dezentralen Orten in Österreich. Als Mitglied bekommen sie einen Rahmenvertrag bei der Verwertungsgesellschaft AKM und <b>zahlen ihren Anteil in den Verteilungstopf</b>. Kulturarbeiter_innen in ganz Österreich arbeiten oft schlecht bis gar nicht bezahlt daran, dass Bands aus Österreich, wie aus anderen Ländern ihre

Viele Kulturinitiativen, die bei der IG Kultur Österreich Mitglied sind, veranstalten Konzerte und Musikveranstaltungen aller Art an unzähligen dezentralen Orten in Österreich. Als Mitglied bekommen sie einen Rahmenvertrag bei der Verwertungsgesellschaft AKM und zahlen ihren Anteil in den Verteilungstopf. Kulturarbeiter_innen in ganz Österreich arbeiten oft schlecht bis gar nicht bezahlt daran, dass Bands aus Österreich, wie aus anderen Ländern ihre (ersten) Erfahrungen auf kleinen und mittleren Konzertbühnen machen können. Sie bieten im Rahmen ihrer Möglichkeiten technischen Support, Öffentlichkeitsarbeit und den Raum an sich, um diese Bands zu unterstützen. Je nach Bekanntheitsgrad und finanzieller Ausstattung der Kulturinitiativen kommen dementsprechend Honorare für die Musiker_innen hinzu.

Die derzeitige Diskussionen um Verschärfung des Urheberrechtes, generelle Überwachung des Internets, Festplattenabgaben und dergleichen zeigen die Komplexität der Materie und aber auch wie wenig kritischer Dialog über die Zusammenhänge von Vergütungssystemen, sozialer Lage von Künstler_innen, Bedeutung von alternativen, dezentralen Verbreitungskanälen (und somit auch wichtiger Kulturvermittlungsarbeit) geführt wird. Die lautstarken Rufer_innen in der Wüste, die mit kräftigen Ausdrücken wie „Raub“ und „Enteignung“ gegen die überall lauernden „Piraten“ einen Kampf gegen die – noch dazu falschen – Windmühlen führen, beschäftigen sich zu wenig mit eben jenen komplexen Systemen von immateriellen Kulturgütern und ihrer Bedeutung für die Gesellschaften. Weder der freie Markt (verstärkte Durchsetzung des Urheberrechtes), noch der Staat (durch subventionierte Kulturbetriebe, „Staatskünstler_innen“) werden dieser Tage die Antworten liefern, um den Anforderungen gerecht zu werden. Verwertungsgesellschaften, bei denen weder die Einzahlenden (z.B. Kulturinitiativen) wissen, wer das Geld bekommt, noch die Mitglieder über die Lizenz ihrer Werke frei bestimmen können, sind weit von heutigen Ansprüchen an Transparenz und Flexibilität entfernt. Das Leitmotiv der Umverteilung ist zwar unverändert richtig und die Verwertungsgesellschaften bilden ein wichtiges Glied in der Kette, jedoch zeugt schon die Forderung nach einer Festplattenabgabe vom angestaubten Image eben dieser.

Eine Kulturflatrate, wie sie dieser Tage auch Pamela Samuelson als derzeit adäquateste Lösung fordert sowie breite Diskussionen über Ausschüttungsmodalitäten, Transparenz und Alternativmodelle, wie der Kulturwertmark, kann nur eine Säule der Einkommensstruktur von Kunst- und Kulturschaffenden sein.

Weiterhin dringend notwendig ist eine Umverteilungsdiskussion und ein neues kulturpolitisches Verständnis für Fragen des Zugangs zu Kunst und Kultur, Zugang als Konsument_in gleichermaßen wie Kreative. Die UNESCO Konvention zur kulturellen Vielfalt hat völlig richtig erkannt, dass Kunst und Kultur keine Waren sind, die nach Kriterien des (freien) Marktes reguliert werden sollen. Unter diesen Vorzeichen braucht es neue Verhandlungen, die gleichermaßen Aspekte von Produzent_innen und User_innen (Positionen, die ja meist auch in einer Person zusammenfallen) berücksichtigen, ohne den Gestus der Almosenverteilung und ohne Überwachungswahn. Eine überhastete Reform des Urheberrechts, wie sie bereits in Aussicht gestellt wurde, wird diesen Anforderungen nicht gerecht werden.

Die IG Kultur Österreich fordert daher:

  • Transparenz der durch Verwertungsgesellschaften eingehobenen Mittel und ihrer Ausschüttung

  • Eine Reform des Urheberrechtes, die es den Kulturschaffenden ermöglicht, ihre Werke spezifisch zu lizenzieren (Creative Commons)

  • Veröffentlichung und Diskussion politischer Entscheidungsgrundlagen (z.B. Studien)

  • Förderung des Zugangs zu materiellen und immateriellen kulturellen Werken (z.B. Bibliotheken, Kulturinitiativen, Public Domain Webportalen)

  • Offene Diskussion und Pilotprojekte neuer Modelle wie z.B. Kulturflatrate, Kulturwertmark

  • Fairpay für Kulturarbeiter_innen

 


WEITERFÜHRENDE LINKS:

Creative Commons:
http://wiki.creativecommons.org/Austria
http://creativecommons.org/

Infos zur Kulturwertmark:
http://www.ccc.de/de/updates/2011/kulturwertmark

Fragenkatalog zur Kulturflatrate (PDF)
http://bit.ly/JsSpAj

Wiki zur Kulturflatrate der Deutschen Piratenpartei
http://wiki.piratenpartei.de/Kulturflatrate

KULTURARBEIT IST ARBEIT UND MUSS FAIR BEZAHLT WERDEN!

Interviews mit Kulturpolitiker_innen zu Fairpay und Kulturarbeit

 

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