Protest statt Budget

Die freie Kulturszene kämpft ums Überleben, denn die Klagenfurter Stadtpolitik schafft es nicht, sich auf ein Budget für 2025 zu einigen. Dieses hätte in der heutigen Gemeinderatssitzung beschlossen werden sollen – stattdessen machen Betroffene aus Kunst und Kultur auf ihre Existenzbedrohung aufmerksam.

„Klagenfurt, mach deinen Job!“ fordert die IG KiKK – Interessensgemeinschaft für Kulturinitiativen in Kärnten | Koroška in einer Petition, die bereits von fast 2000 Personen unterstützt wird. „Wir fordern den Bürgermeister, den Stadtsenat und den Gemeinderat auf, zügig ein Budget zu beschließen, das den Erhalt von Kultur, Sozialem und Sport gewährleistet. Denn der fehlende Beschluss führt zu einer Zwölftelregelung, heuer auslaufende Verträge dürfen nicht verlängert werden.“ so Elena Stoißer, Büroleitung der IG KiKK. „Fällt die Finanzierung der Stadt Klagenfurt aus, brechen auch weitere Finanzgeber weg: Der Bund finanziert nur, wenn auch die Stadt und das Land zahlen. Bricht eine Säule weg, stürzt ein Großteil der Finanzierung ein. Quasi alle freien Kulturorganisationen und Initiativen aus der Zivilgesellschaft müssten schließen!“, erklärt die Interessensvertreterin.

Versäumnisse der Politik

Kunst- und Kulturtätige machen heute darauf aufmerksam, dass die Stadtpolitik ihre Streitigkeiten auf dem Rücken jener austrägt, die sich das ganze Jahr für die Stadt Klagenfurt einsetzen. „Die Politik agiert kurzsichtig und das geht auf Kosten jener Menschen und Initiativen, die zum Gemeinwohl beitragen und stetig daran arbeiten, die Stadt lebenswerter zu machen.“ führt Stoißer weiter aus.

Der größte Budgetposten ist in Klagenfurt mit 39 % der Faktor Personal. Im Wochentakt werden neue Skandale bekannt, die aufzeigen, wo massenhaft Steuergeld verschwendet wird. Doch statt sich mit politischer Professionalität auf tiefgreifende Systemreformen zu einigen, stiehlt sich die Stadtpolitik mit der Zwölftelregelung aus der Verantwortung.

Die Stadtpolitik hat es verabsäumt, die wichtigen gesellschaftlichen Aufgaben, die Kunst- und Kulturvereine leisten, mit Mehrjahresverträgen abzusichern. Nun sind sie den politischen Streitereien ausgeliefert. Die Existenz der in Kunst und Kultur Tätigen stehen auf dem Spiel, ebenso wie eine pulsierende Innenstadt, die mehr zu bieten hat als Seenähe und Einkaufsmöglichkeiten. Um abzuwenden, dass Klagenfurt zu einer Provinzstadt verkommt, sind nun Bürgermeister, Stadtsenat und Gemeinderat am Zug: Macht euren Job! Erstellt ein zukunftsfähiges Budget, das Kunst, Kultur und Soziales absichert!
 

 

 

 

Unterzeichne jetzt – gib deine Stimme für die Absicherung von Kunst, Kultur, Sozialem und Sport!

Warum Kunst und Kultur eine günstige Investition sind

Die freie Szene ist ein zentraler Faktor für das kulturelle Leben in der Landeshauptstadt. 2019 erhob die IG KiKK 22 Initiativen mit Sitz in Klagenfurt, die mit 2.000 Veranstaltungen 76.000 Besucher:innen erreicht haben.(1)  2024 hat die IG KiKK fast 40 Mitglieder in Klagenfurt Celovec.

Für die freie Szene steht ein Budget von 800.000 Euro zur Verfügung, allerdings finanziert Klagenfurt damit neben zeitgenössischen Kunst- und Kulturvereinen auch alle Stipendien und Preise (etwa den Bachmannpreis, der für internationales Ansehen der Stadt Klagenfurt sorgt) ebenso wie alle Brauchtumsgruppen, Chöre und Faschingsfeiern. „Mit dem Einsparen dieser 800.000 € versucht die Stadtpolitik nun, ihr Budget zu sanieren – es fehlen jedoch über 50 Millionen! Einsparungen bei der Kultur sind merkbar klein, führen jedoch zum Ausradieren der gesamten Klagenfurter Kunst- und Kulturszene, da diese bereits seit Jahren chronisch unterfinanziert ist. Werden die letzten Mittel gestrichen, stehen Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen vor dem Aus. Übrig bleiben nur die wenigen öffentlichen oder kommerziellen Einrichtungen. Ein Wiederaufbau würde ein Vielfaches benötigen. Der verursachte Schaden ist damit weitaus größer, als der Nutzen kurzfristiger Einsparungen!“ hebt Stoißer den Ernst der Lage hervor.

„Die Effizienz dieser in Kunst und Kultur eingesetzten Mittel ist wissenschaftlich bestätigt: Jeder Euro kommt mindestens dreifach zurück!“ betont Stoißer. „Kunst und Kultur kurbeln die Wirtschaft an. Die gesamte Kreativwirtschaft hat in Kärnten Koroška eine Wirtschaftsleistung von 1,2 % des BIP. Kunst und Kultur sind Arbeitgeberin für Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen, sorgen für Aufträge im Handel, Dienstleistungen, Hotellerie, u.v.m.“ (2)

Kulturtätige und Künstler:innen sind Dienstleister:innen für die Stadt Klagenfurt. Sie erfüllen über Unterhaltung hinaus einen Bildungsauftrag, stoßen kritische Auseinandersetzungen an und befeuern innovative Entwicklung. Kulturangebote ermöglichen soziale Teilhabe und wirken der Abwanderung der Jugend entgegen. Entgegen dem allgemeinen Glauben besuchen erwiesenermaßen mehr Menschen Kulturveranstaltungen als Sportveranstaltungen.(3) Bis die Klagenfurter Stadtpolitik diese Fakten anerkennt und Kunst und Kultur mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausstattet, ruft die IG KiKK weiterhin zur Unterstützung der Petition auf: Klagenfurt, mach deinen Job! Budgetbeschluss jetzt!
 

(1) Basisdatenerhebung 2019 https://kaernten.igkultur.at/praxis/basisdatenerhebung-2019
(2) Ökonomische Bedeutung der Kulturwirtschaft und ihre Betroffenheit in der COVID-19-Krise https://www.wifo.ac.at/publication/54762/
(3) Kulturelle Beteiligung in Österreich. https://www.bmkoes.gv.at/kunst-und-kultur/Neuigkeiten/kulturelle-beteiligung.html

 

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