Polizeirazzia am Peršmanhof
Am 27. Juli 2025 stürmten laut Zeug:innenaussagen rund 30 Polizeibeamt:innen, Einsatzkräfte der Schnellen Interventionsgruppe und eine Polizeihundeführerin mit Helikopter und Drohne die Gedenkstätte Peršmanhof. Anlass für die Razzia sollen angebliche Verwaltungsübertretungen im Bereich des Camping- und Naturschutzgesetzes während des dort stattfindenden Antifa-Camps gewesen sein. Der Vorfall löste einen internationalen Skandal aus und hinterließ tiefe Spuren bei den Teilnehmenden, den Organisator:innen des Camps, der slowenischen Volksgruppe und den Betreiber:innen des Museums Peršman.

Am Peršmanhof, einer zentralen Gedenkstätte des kärntner-slowenischen Widerstands, kam es am 27. Juli 2025 zu einem massiven Polizeieinsatz: rund 30 Beamt:innen, ein Helikopter, eine Drohne, eine Hundestaffel und die Schnelle Interventionsgruppe rückten gegen ein antifaschistisches Camp vor. Vorgeworfen wurden Verwaltungsübertretungen im Bereich Camping und Schutzgesetze. Die Betroffenen erlebten den Einsatz jedoch als Einschüchterung, Dramatisierung und öffentliche Kriminalisierung.
Am 1. August demonstrierten rund 400 Menschen vor der Kärntner Landesregierung gegen diesen Einsatz.
Redner:innen wie Mira Gabriel (Club slowenischer Studentinnen in Wien) betonten, dass durch das Vorgehen das Sicherheitsgefühl der Teilnehmenden massiv verletzt wurde.
Markus Gönitzer, Obmann des Vereins „Peršman“, schilderte die Ängste der Vereinsmitglieder und Campteilnehmenden. Der Einsatz habe auf mehreren Ebenen getroffen:
- psychologisch retraumatisierend für Nachkommen von Widerstandskämpfer:innen und NS-Opfern,
- ambivalent in der öffentlichen Wahrnehmung (zwischen Solidarität und Rufschädigung),
- organisatorisch eine enorme Belastung für den ehrenamtlich getragenen Verein.
Der Peršmanhof ist ein symbolträchtiger Ort: Hier wurden kurz vor Kriegsende 11 Angehörige der Familien Sadovnik und Kogoj von der SS ermordet. Das Museum erinnert an den Widerstand und die Verfolgung der Kärntner Slowen:innen. Der Polizeieinsatz wurde daher als besonders skandalös empfunden – ein Eingriff in einen sensiblen Erinnerungsort und eine Verschärfung der seit Jahrzehnten bekannten Kriminalisierung antifaschistischen Engagements.
Die Polizei warf den Veranstalter:innen „sittenwidrige Nutzung“ des Gedenkortes vor. Dem widersprachen Nachkommen und Vereinsvertreter:innen entschieden: Das Camp stehe in einer langen Tradition antifaschistischer Bildungsarbeit, bereits seit den 1980er Jahren seien Jugendgruppen durch Zeltlager am Aufbau des Museums beteiligt gewesen.
Eva Hartmann und Markus Gönitzer erinnerten daran, dass das Museum selbst seit seiner Gründung Ziel von Geschichtsrevisionismus, Einschüchterung und Delegitimierungsversuchen sei. Der aktuelle Einsatz sei Teil dieser Dynamik – neu sei aber die direkte Kriminalisierung einer Gedenkstätte.
Im Jahr 2025, das sowohl 80 Jahre Befreiung vom NS als auch 70 Jahre Staatsvertrag (Art. 7) markiert, wird die Razzia zum Prüfstein für die Glaubwürdigkeit der offiziellen Erinnerungspolitik Kärntens/Koroškas. Kritisiert wird auch, dass mutmaßlich Minderheitenrechte verletzt wurden (z. B. das Recht auf slowenische Amtssprache).
Das Innenministerium setzte eine Expert:innenkommission ein, deren erste Ergebnisse bis Ende September erwartet werden. Die Betreiber:innen des Museums und die Veranstalter:innen des Camps fordern:
- vollständige Aufklärung des Polizeieinsatzes,
- disziplinarische Konsequenzen für die Verantwortlichen,
- eine Entschuldigung an die Nachkommen der Opfer und die Teilnehmenden,
- ein klares Bekenntnis des Landes Kärnten/Koroška zum Peršman-Museum und zu Antifaschismus als Grundwert.
Am Ende ruft Mira Gabriel zu Solidarität und Handeln auf:
Antifaschismus sei eine gemeinsame Aufgabe, über ideologische Differenzen hinweg. Der Angriff dürfe nicht folgenlos bleiben.Ana Grilc (2713), IG Kikk (1725), Podcast (2400), kikk off za kulturo (3089), Queer (103), pride parade (1502)