Knapp vorbei ist auch daneben

Während die Presseaussendung der Bildungsministerin Erhöhungen und neue Schwerpunktsetzungen im Kulturbudget propagierte, zeigen die nackten Zahlen und Tabellen im Bundesfinanzgesetz etwas anderes:. Das Gesamtbudget sinkt (Ausgaben 2008: 80,.983.670 Euro) auf für 2010 budgetierte 79.667.000 Euro. Gefeiert wird jedoch eine Erhöhung (!) im Budget für 2009, wo tatsächlich 83.967.000 Euro veranschlagt sind. Diese Erhöhung verdanken wir dem Haydn-Jahr, einem neuen Dach für die Felsenreitschule sowie Lastenaufzügen für die Salzburger Festspiele und den Wertanpassungen der Salzburger und der Bregenzer Festspiele.

Von österreichischer Kulturpolitik zu verlangen, politisches Profil zu zeigen und Verantwortung zu tragen, ist eine ständige Aufgabe der Interessenvertretungen im Kulturbereich. Das Verlangen klappt auch ganz wunderbar, die Erfüllung ist jedoch nicht vorgesehen. In operettenhafter Manier werden Anfragen an PolitikerInnen an der Sache vorbei beantwortet, Forderungen verwässert und Kritik mal begrüßt und missverstanden, mal ignoriert und still begraben – und überhaupt wird ständig alles verwechselt. So vergeht Zeit, so vergeht eine Regierungsperiode, so (ver)gehen Scheinverantwortliche.

Als illustres Beispiel mag hier eine Anfrage des Österreichischen Kulturrates bei Bildungsministerin Schmied (für Kunst und Kultur ist sie auch zuständig) anlässlich der Beschlussfassung im Parlament zu den Kunstbudgets 2009 und 2010 dienen.

Während die Presseaussendung der Bildungsministerin Erhöhungen und neue Schwerpunktsetzungen im Kulturbudget propagierte, zeigen die nackten Zahlen und Tabellen im Bundesfinanzgesetz etwas anderes:. Das Gesamtbudget sinkt (Ausgaben 2008: 80,.983.670 Euro) auf für 2010 budgetierte 79.667.000 Euro. Gefeiert wird jedoch eine Erhöhung (!) im Budget für 2009, wo tatsächlich 83.967.000 Euro veranschlagt sind. Diese Erhöhung verdanken wir dem Haydn-Jahr (1,5 Mio. Euro), einem neuen Dach für die Felsenreitschule sowie Lastenaufzügen für die Salzburger Festspiele (2,8 Mio. Euro) und den Wertanpassungen der Salzburger und der Bregenzer Festspiele (300.000 Euro). Die Regierung spricht dann eben von Erhöhungen und Schwerpunktsetzungen, wir behaupten mit dem gleichen Recht, Kürzungen auf der Spur zu sein.

Rätselfrage: Von welcher Partei stammt die kulturpolitische Schwerpunktsetzung „Salzburger Festspiele und Haydn Jahr“? Finden Sie die richtige Lösung, und werden Sie die/der nächste KunstministerIn!

Zurück zum Budget: Beim Lesen des vom Parlament beschlossenen Kunstbudgets fiel dem Österreichischen Kulturrat auf, dass entgegen der Praxis der letzten Jahrzehnte in den Tabellen keine Zuordnung der Mittel zu einzelnen Kunstsparten bzw. Schwerpunkten ausgewiesen wurde. Dies führt dazu, dass Budgeterhöhungen (z. B. beim Film) nicht sichtbar sind, genauso wenig wie Kürzungen innerhalb des Kunstbudgets erkennbar werden. Zur Erläuterung: Wenn die Sparte X (Film oder Literatur oder Theater oder Kulturinitiativen etc.) als neuer Schwerpunkt der Kulturpolitik angepriesen wird, dem für 2009 um 500.000 Euro mehr (Kulturinitiativen), um 3 Mio. Euro mehr (Film), um 600.000 Euro mehr (internationale Präsenz österreichischer KünstlerInnen) und um 500.000 Euro mehr (Startstipendien) zur Verfügung stehen – alle Zahlen aus dem Antwortschreiben der Bildungsministerin an den Österreichischen Kulturrat –, die Gesamtsumme aber trotz dieser vielen Erhöhungen gleich bleibt, dann möchte man als aufmerksame Interessenvertreterin doch gerne wissen, wer denn nun eigentlich weniger bekommt.

Denn um zu erkennen, dass mit 83.967.000 Euro (Budget 2009) minus den oben angeführten Festspielerhöhungen für die anderen Sparten weniger als 2008 zur Verfügung steht, braucht es kein Betriebswirtschaftsstudium. Um zu erkennen, wo die Mittel eingespart werden, bedarf es aber tieferer Einblicke, die – aufgrund der Neugestaltung der Tabellen im Bundesfinanzgesetz – erstmals nicht mehr gewährt werden. Ja, und dass die Bildungsministerin in ihrem Antwortschreiben genau diese Frage unberührt ließ, verwundert nicht wirklich (Achtung: hier befinden wir uns auf dem Terrain der politischen Verantwortung!). Sie verweist stattdessen auf den Kunstbericht, der Ende 2010 Rechenschaft für die Ausgaben 2009 geben wird.

Ähnliche Artikel

Wir fordern alle verantwortlichen Politiker:innen auf, die Kulturkürzungen im Bereich der Freien Szene in der Landeshauptstadt Klagenfurt zurückzunehmen und für eine lebendige und vielseitige Kulturszene einzustehen. Gleichzeitig appellieren wir an die Politiker:Innen aller Landeshauptstädte, gemeinsam mit uns für eine vielseitige, lebendige und breit aufgestellte Kulturszene zu sorgen.
Der Kulturbericht 2023 liegt vor und die IG KiKK hat diesen mit Fokus auf die freie Szene analysiert. Der Kulturbericht 2023 liegt vor und die IG KiKK hat diesen mit Fokus auf die freie Szene analysiert. Das Kulturbudget 2023 zeigt, dass es mit vorhandenem politischem Willen möglich ist, Budgetniveaus zu halten. Durch die Erhöhungen war es möglich, die außerordentliche Inflation auszugleichen und die Kaufkraft des Kulturbudgets zu erhalten. Dabei ist positiv zu beurteilen, dass der Anteil für die öffentlichen Einrichtungen nicht vergrößert wurde, sondern die Erhöhung anteilsmäßig auch der freien Szene zugutekam. Dennoch zeigt sich eine Verteilungsproblematik, die viele Fragen aufwirft. Die gestarteten Kulturstrategie könnte die Antworten darauf bringen.
Einschnitte in der Kulturfinanzierung unter FPÖ-ÖVP Koalition geplant (c) Glen Carrie via Unsplash Noch gibt es wenig Klarheit. Eine Excel-Liste aus dem Finanzministerium zeigt aber, dass auch Kunst und Kultur auf der von FPÖ-ÖVP an die EU-Kommission übermittelten Liste zu geplanten Sparmaßnahmen für das Budgetjahr 2025 stehen. Der Kulturrat Österreich fordert die Absicherung der Kunst- und Kulturfinanzierung durch den Bund. Denn jeder kurzfristig eingesparte Euro kostet auf Dauer weitaus mehr. Zur Stellungnahme.