Style Politics
Philipp Dorestal: Style Politics. Mode, Geschlecht und Schwarzsein in den USA, 1943-75. Bielefeld: transcript 2012
Der Titel ist Programm, und so verwundert es nicht, dass das wohl berühmteste Bild der Black Panther – Huey Newton posierend auf einem Korbsessel, gekleidet in der Black Panther Uniform (schwarze Lederjacke und schwarzes Barrett) in der einen Hand ein Gewehr, in der anderen einen Speer – das Cover von Philipp Dorestals Style Politics. Mode, Geschlecht und Schwarzsein in den USA, 1943-75 ziert. Klar hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, beispielsweise den Button Free Angela, der Angela Davis mit ihrem visuellen Markenzeichen – dem Afro – zeigt, oder ein Bild von Pam Grier im legendären Film Foxy Brown. Doch die 1967 veröffentlichte Aufnahme Huey Newtons, bis zum heutigen Tage eines der meist publizierten Bilder der Black Panther, ist die visuelle Verkörperung von Dorestals Anliegen, nämlich aufzuzeigen, dass Style immer politisch ist. „Mithilfe von Style werden Identitäten konstruiert und dekonstruiert. Es handelt sich um eine performative Praxis, die Strukturkategorien wie Race, Class, Gender und sexuelle Orientierung verhandelt. Style […] ist damit immer schon Style Politics, selbst wenn eine explizite ,politische‘ Aussage von den Träger/innen des Styles gar nicht intendiert ist.“ (Dorestal 2012, 13)
Dorestal wählt den Zeitraum 1943 (Beginn der Zoot Riots) bis 1975 (Blaxploitation Filme), wobei sein Schwerpunkt auf den 1960er-Jahren liegt und damit auf der Untersuchung des Bedeutung von Style im Civil Rights Movement, in der Black Power Bewegung, in der Black Panther Party for Self-Defense und in den beiden Organisationen US, rund um Maulana Karenga, und Amiri Barakas Committee for a Unified Newark (CFUN). Und bereits bei seinem ersten Beispiel – den Zoot Riots – kann Dorestal zeigen, wie Kategorien wie Race, Class, Gender und Nation in Diskurse rund um passenden oder eben unpassenden und daher gleichbedeutend antiamerikanischen – im Sinne von gegen die weiße Nation gerichteten – Style eingewoben wurden. Dabei konzentriert er sich aber nicht ausschließlich auf die Argumentationen der Gegner_innen von Träger_innen des Zoot Suits, sondern kann darüber hinaus auch aufzeigen, wie die Zoot Suiters selbst ihren Style einsetzten, um beispielsweise dem Militärdienst zu entkommen.
Die Stärke von Dorestals Buch liegt sicherlich im Zusammenbringen von Ansätzen aus der Performativitäts- und Geschlechtertheorie mit Cultural Studies, Style-Studies, postkolonialer Theorie und African-American Studies. Dabei stützt er sich auf einen eindrucksvollen Quellenkorpus und schafft es, Leser_innen mit Hintergrundinformationen und neuen Überlegungen zu überraschen. Style Politics. Mode, Geschlecht und Schwarzsein in den USA, 1943-75 ist demzufolge nicht nur lesenswert für Menschen, die sich für Style interessieren, sondern bietet gerade Leser_innen, die sich mit Schwarzer Geschichte im Amerika der 1940er bis 1970er oder aber auch mit deren Einflüssen auf die Ästhetik im Hip Hop und Rap auseinandersetzen wollen, wichtige Impulse und Informationen.
Das einzige Manko: mangelndes Bildmaterial. Schade, denn der vermehrte Einsatz von Bildern hätte Dorestals versierte Ausführungen und Argumentationen an den richtigen Stellen geschärft und nachvollziehbarer gemacht