Offener Protestbrief: Kultur braucht Perspektive.

Die letzte Pressekonferenz hat den Kultursektor fassungslos zurückgelassen. Während für Gastgärten ein konkreter Öffnungstermin beschlossen wurde, wurden Kunst und Kultur abermals vertröstet, dass irgendwann später über mögliche Öffnungsschritte beraten wird. In einen offenen Protestschreiben, initiiert von IG Kultur und IG Autorinnen Autoren, fordern an die 350 Kunst- und Kultureinrichtungen und 1.500 Kunst- und Kulturschaffende konkrete Planungsperspektiven für Kunst und Kultur.

Kulturprotest Offener Brief, Corona Lockdown

Kultur braucht Perspektive, Kultur braucht Planung. In einem offenen Protestbrief an Spitzenpolitiker*innen in Bund und Ländern fordern Kunst- und Kulturschaffende und Kunst- und Kultureinrichtungen vom Bund und von den Ländern, endlich Planungsperspektiven für Kunst und Kultur zu schaffen: Faktenbasiert, transparent und nachvollziehbar, im Gleichklang mit anderen Öffnungsschritten und vor allem vorausschauend, um notwendige Vorlaufzeiten zu berücksichtigen. Das setzt Wertschätzung und Dialog darüber voraus, wie ein verantwortungsvoller, geplanter Neustart möglich ist. Beides ist derzeit auf Bundes- und auf Landesebene nicht gegeben. Getragen wird diese Forderung von rund 350 Kunst- und Kultureinrichtungen und 1.500 Kunst- und Kulturschaffenden aus allen Kunst- und Kultur-Bereichen.

 

DER OFFENE PROTESTBRIEF IM WORTLAUT 

An die Österreichische Bundesregierung und an die Landeshauptleutekonferenz
 


KULTUR BRAUCHT PERSPEKTIVE, KULTUR BRAUCHT PLANUNG  
Wir fordern die Einberufung eines Kulturgipfels
 

Wir sind fassungslos, mit welcher Ignoranz sich die Regierung und die Landeshauptleutekonferenz über die existenziellen Grundbedürfnisse der Kunst und Kultur hinwegsetzen. Es genügt nicht, von der Bedeutung der Kunst und Kultur zu sprechen und sich um alles andere zu kümmern, nur nicht um sie.

Wir fordern mit allem Nachdruck die sofortige Korrektur des derzeitigen Öffnungsplans und die Einbindung der Kunst und Kultur in die schon beschlossenen Öffnungsschritte. Wir erwarten, dass Kunst und Kultur zumindest eine Gleichbehandlung gegenüber anderen Sektoren erfahren und nicht weiter mit vagen Ankündigungen vertröstet werden. Wir haben nicht nur penible Sicherheitskonzepte erarbeitet, sondern auch Monate an Erfahrung gesammelt, wie die Konzepte in der Praxis umsichtig und verantwortungsvoll gemeinsam mit dem Publikum umgesetzt werden können. Wir wollen weder auf einen April-Termin mit neuen Entscheidungen warten, um dann im Mai mit den entsprechenden Vorlaufzeiten aufsperren zu können, noch auf einen späteren Termin, um inklusive der Vorlaufzeit schon in der Sommerpause zu landen. Kultur braucht Vorlaufzeiten und damit einen konkreten Planungshorizont. 

 

Wir haben seit dem 3. November 2020 durchgehend keinen Veranstaltungsbetrieb. Wir brauchen keine Wertschätzung für unser bisheriges und weiteres Durchhalten, wir brauchen konkrete Maßnahmen, die diese Wertschätzung ausdrücken.

Wir fordern die umgehende Einberufung eines Kulturgipfels mit Beteiligung der Landeshauptleute und der Regierungsspitzen zur Festlegung der unverzichtbaren nächsten Schritte für einen verantwortungsvollen, geplanten Neustart in der Kunst und Kultur.

Ähnliche Artikel

Der Dachverband Salzburger Kulturstätten lädt am 26. Februar nach Hallein zu Vernetzung und Austausch zum Thema: Der Kulturinitiativen-Beirat des Bundes.
Der Regierungswechsel unter der Führung der steirischen FPÖ hat bei den steirischen Kunst- und Kulturtätigen viele Unsicherheiten ausgelöst. Grund dafür sind unter anderem diverse Behauptungen, die die FPÖ in ihrem Wahlprogramm aufgestellt hat. Um für mehr Klarheit zu sorgen, hat die IG Kultur Steiermark die aktuellen Kernfragen und Fakten zusammengefasst.
Kulturbudget Regierung Verhandlungen Mit Blick auf die laufenden Regierungsverhandlungen zu Kunst und Kultur und die daran anschließenden Budgetverhandlungen appellieren wir an die Verhandler*innen: Setzen Sie sich für die Absicherung der Kunst- und Kulturfinanzierung ein und investieren Sie in die freie Kunst und Kultur! Erhöhen sie die Finanzierungszuschüsse des Bundes für freies Kunstschaffen und zeitgenössische Kunst- und Kulturarbeit um zumindest 50 Millionen Euro. Aktuell belaufen sich diese auf lediglich 0,1% der Bundesausgaben. Jeder mehr investierte Euro ist eine nachhaltige Investition in die Zukunft, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen.
Die Freiheit der Kunst und Kultur, der Meinungen und Medien sind unverzichtbare demokratische Werte und nicht verhandelbar! Wir appellieren daher: Keine Regierungsbeteiligung einer Partei, die angetreten ist, um das demokratische Wertefundament auszuhöhlen und zu zerstören. Jetzt den Aufruf unterstützen.
Der Kulturrat Österreich erneuert seine Forderungen zur Nationalratswahl 2024. Aber auch jetzt vor der Wahl sind noch wichtige Entscheidungen möglich und notwendig. Wir beharren auf unserer Forderung: KSVF-Zuschuss erhöhen! Jetzt. Mit einer entsprechenden Verordnung durch den Kulturminister ist das noch heute machbar.
Welche Vorstellungen die Parteien von Kunst- und Kulturpolitik haben, lässt sich in den Wahlprogrammen deutlich ablesen. Dabei manifestieren sich große Unterschiede in den politischen Lagern in der Ausrichtung ihrer Kulturpolitik. Eine Analyse der Kernpunkte der Parteien zu Kunst und Kultur für die Nationalratswahl 2024.
Wahlkampf 2024: ÖVP und Grüne nennen Zuschusserhöhung als wichtiges Anliegen. Erhöhen Sie den KSVF-Zuschuss! Jetzt.
Radikaler Konservatismus Konservative Parteien driften in ganz Europa stark nach rechts, adaptieren teilweise sogar rechtsextreme Ideen, kopieren ihre Strategien. Nicht nur Rechtsextreme, sondern auch einst staatstragende konservative Parteien agieren heute teils demokratiegefährdend - entgegen ihrer ursprünglich erhaltenden Rolle. Was bedeutet es, wenn Ideen der Identitären in allen Medien diskutiert werden, oder wenn man Positionen von Parteien wie AfD und CDU oder FPÖ und ÖVP nicht mehr unterscheiden kann? Was sind die Ursachen für die Radikalisierung der Konservativen und welchen Strategiewandel brauchen wir? Ein Gespräch mit Politikwissenschafterin Natascha Strobl.
Am vergangenen Donnerstag lud der Kulturrat Österreich anlässlich der bevorstehenden Nationalratswahl zu einem Podiumsgespräch über die zu erwartende Kunst- und Kulturpolitik ins Wiener Depot. Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), Eva Blimlinger (Grüne), Josef Schellhorn (Neos), Nikolaus Kohlberger (KPÖ) und Sabine Aigner (Keine) (gereiht nach den Wahlergebnissen 2019*) stellten ihre kulturpolitischen Perspektiven vor und präsentierten ihre Antworten auf offene Baustellen in Kunst, Kultur und Freien Medien. Was ist von welcher Partei zu erwarten - Ein Rückblick auf die Diskussion „Kulturpolitik zur Wahl“.
Anlässlich der Nationalratswahl hat die ARGE Kulturelle Vielfalt den wahlwerbenden Parteien einen kulturpolitischen Werkzeugkoffer überreicht. Er enthält praktische Tools und Anleitungen für effektive Kulturpolitik in der kommenden Legislaturperiode.