SCHWEIGEN für FAIR PAY – jetzt erst recht!

„Eine Möglichkeit, mit den schrecklichen Seiten des Lebens umzugehen, ist deren Darstellung durch Kunst; überhaupt lasse sich das Dasein nur durch Kunst rechtfertigen.“ (unbekannt)

Bild vom ersten Event Schweigen für Fair Pay in Salzburg, Juni 2020

Es ist nicht neu, dass Künstler*innen kaum Geld zum Leben haben. Es ist aber, jedenfalls in der westlichen Welt, neu, dass die Schere zwischen der Bezahlung von Künstler*innen und allen anderen Berufsgruppen immer unverhältnismäßiger auseinanderklafft. Warum? Wir wissen es nicht, aber FAIR ist etwas anderes.

Am 17.7.2020 SCHWEIGEN wir erneut für FAIR PAY diesmal im Rahmen des Festivals Zwischenräume.  Freie Autor*innen, bildende Künstler*innen, Filmemacher*innen, Kunstliebhaber*innen, Musiker*innen, Performer*innen, Techniker*innen, … schweigen im sicheren Abstand von 1,5 Metern zueinander eine Stunde lang (von 18-19 Uhr) vor dem Theaterzelt im Volksgarten. 
 

Wir fordern, dass freie Kunst- und Kulturprojekte in Österreich nach dem FAIR PAY-Schema und nach fairen Honoraren bezahlt werden.

Wir fordern, dass sich die Stadt Salzburg klar zu Fair Pay bekennt und ihre freien Künstler*innen nicht mehr länger hungern lässt.

Wir fordern das Gespräch darüber, wie wir Absicherung für freie Künstler*innen umsetzen können.


Kulturarbeit muss FAIR entlohnt werden! Denn es kann nicht sein, dass 5000 Euro das durchschnittliche Netto-Einkommen von freischaffenden Künstler*innen aus ihrer künstlerischen Tätigkeit in Österreich im Jahr sind.

FAIR PAY wurde vom BUND ins aktuelle Regierungsprogramm aufgenommen, Die Landespolitik hat mit dem KEP (Kulturentwicklungsplan) schon einiges an Umsetzung von FAIR PAY erreicht! Und dennoch: Nur 14% der über den Dachverband Salzburger Kulturstätten vertretenen Institutionen konnten ihre Arbeitnehmer*innen FAIR PAY bezahlen; Freie Kulturarbeiter*innen wurden in dieser Studie noch nicht berücksichtigt und es ist zu vermuten, dass diese zu 100% nicht in der Lage sind FAIR PAY zu bezahlen.

 

Kurz: Die Kulturförderungen sind - vor allem im freien Bereich - massiv zu niedrig, Institutionen müssen, um den Zielvereinbarungen gerecht zu werden, viel produzieren und können daher nicht FAIR PAY zahlen und die freien Künstler*innen selbst stehen am Ende einer ohnehin brüchigen Kette und arbeiten für Stundenlöhne, die oft genug an der 1-€-Marke kratzen.

Selbst schuld? Könnte man meinen, wäre da nicht das, was Kunst und Kultur ausmacht: die Passion, das Berühren, das Verstören, das Diskursive, das gesellschaftliche Reflektiv. Die Liste des immateriellen Werts von Kunst ließe sich unendlich fortsetzen. Und wäre da nicht die Tatsache, dass wir Menschen uns mitunter über Kunst und Kultur definieren. „Wir dürfen nicht vergessen, dass Kunst vor allem eines kann, Gefühle erzeugen!“, meint Ben Pascal, einer der vier Initiator*innen von SCHWEIGEN für FAIR PAY.

Neben humanistischen Argumenten ließen sich noch genügend wirtschaftliche Argumente und Fakten aufzählen, womit Kunst imstande ist der Wirtschaft und dem Menschen zu dienen. Klingt wie eine Wunderwaffe – nur billiger! Und doch stehen – gerade jetzt – viele Künstler*innen vor dem finanziellen Ruin. Und auch wenn es (endlich) ein paar begrüßenswerte Maßnahmen gibt, um Künstler*innen jetzt zu helfen, ist das Thema FAIR PAY damit nicht vom Tisch. Wir alle fürchten 2021…

Die Aktion „Schweigen für FAIR PAY“ greift eine Kampagne auf, die bereits vor Jahren von der IG Kultur Österreich initiiert wurde.

In Innsbruck schwiegen 450 Kunstschaffende gegen unrealisierbare Corona-Maßnahmen im Kulturbetrieb und gegen den Kulturtod, in Wien ging Ende Mai bereits die dritte 2-Meter-Abstands-Demo für Kunst und Kultur mit namhaften Kundgeber*innen über die Bühne. Und jetzt zieht Salzburg nach: Wir wollen eine Veränderung, wir wollen FAIR PAY in der hiesigen Kulturbranche. Eine professionelle freie Kunst- und Kultur-Szene, und dies wissen wir aus Berlin, München oder Wien, ist ein Garant für ein diverses, vielinteressiertes, progressives und zahlungswilliges Publikum. SCHWEIGEN für FAIR PAY steht am Anfang von Aktionen, die alle in dieselbe Richtung zielen: FAIR PAY für Kunst und Kultur.

Wir richten uns nicht gegen etwas, sondern fordern Zukunftsperspektiven. Wir wollen da weitermachen, wo die Gespräche vor der Pandemie aufgehört haben. Wir lassen uns nicht Totschweigen: Wir Schweigen für FAIR PAY!

Nähere Infos und Anmeldung unter: https://www.facebook.com/events/250853452649639/ oder kollektiv.kollinski@gmail.com

 

Foto: © Kay-Michael Dankl