Solidarität mit der steirischen Kunst- und Kulturszene

Ideologische Neuausrichtung, radikale Budgetkürzungen, parteipolitisch motivierte Umbesetzung des Kulturkuratoriums – in der Steiermark droht die Zerstörung der über Jahrzehnte gewachsenen kulturellen Infrastruktur des Landes für zeitgenössische Kunst und Kultur. Kunst und Kultur machen aber nicht an Landesgrenzen halt. Die Entwicklungen in der Steiermark sind keine Ländersache. Sie gehen uns alle an. Jeder Angriff auf freie Kunst und Kultureinrichtungen ist ein Angriff auf die Demokratie. Eine österreichweite, spartenübergreifende Solidaritätserklärung mit der steirischen Kunst- und Kulturszene – mit der Einladung zur weiteren Unterstützung.

Kunst und Kultur machen nicht an Bundesländergrenzen halt. Die Entwicklungen in der Steiermark sind keine Ländersache. Sie gehen uns alle an:


Solidarität mit der steirischen Kunst- und Kulturszene


Wir beobachten mit Bestürzung den Versuch der neuen steirischen Landesregierung, die vielfältige Kunst- und Kulturlandschaft der Steiermark auszuhungern und zu zerstören. Die ersten bis zu 100 Prozent reichenden Kürzungen wurden bereits vorgenommen, das für fachliche Entscheidungen zuständige Kulturkuratorium wurde parteipolitisch umbesetzt, darunter mit Vertretern extrem rechter Ideologien. Die FPÖ-geführte steirische Landesregierung beginnt mit Hilfe der ÖVP ihr auf „heimisches Brauchtum“ und „steirische Volkskultur“ ausgerichtetes Kunst- und Kulturprogramm zu verwirklichen.

Die behaupteten Sparnotwendigkeiten beruhen durch den Verzicht auf die hauptsächlich der Gegenwartskunst und -kultur gewidmete Landeskulturabgabe einerseits auf Selbstverursachung und sind andererseits einseitig adressiert. Den Kunst- und Kulturinitiativen werden die Finanzierungsgrundlagen und Förderungen entzogen, das Brauchtum soll mit einem Mehr an Förderungen und ihrer beabsichtigen „Aufwertung“ durch zahlreiche Maßnahmen vereinnahmt werden. Die politische Aufmerksamkeit gilt der populistischen Eventkultur, dorthin werden die Gelder verfrachtet.

Wir fordern die steirische Landesregierung auf, das Steiermärkische Kultur- und Kunstförderungsgesetz einzuhalten. Dieses sieht Vielfalt und keinerlei einseitige Begünstigungen vor, insbesondere keine Bevorzugung eines Teils der Kultur und schon gar nicht der Event-Kultur unter Benachteiligung der Gegenwartskunst und -kultur und ihrer Einrichtungen.  

Wir fordern die steirische Landesregierung auf, die in der Kulturstrategie 2030 festgehaltene Entpolitisierung des Kulturkuratoriums einzuhalten und die parteipolitisch motivierte Umbesetzung rückgängig zu machen 
 
Wir fordern die steirische Landesregierung auf, die drohende Zerstörung der über Jahrzehnte gewachsenen kulturellen Infrastruktur des Landes sofort zu stoppen.

Jeder Versuch, die Vielfalt der steirischen Kunst- und Kulturlandschaft zu beschneiden, jeder Versuch, das Kunst- und Kulturleben in getrennte Sphären von Volkskultur und zeitgenössischer Kunst und Kultur aufzuspalten und gegeneinander auszuspielen, jeder Versuch, Fachgremien durch parteipolitische Besetzungen zu instrumentalisieren und politische Verantwortung auf budgetäre Sachzwänge abzuwälzen, widerspricht nicht nur dem Wesen von Kunst und Kultur, sondern schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, dem Wirtschaftsstandort, den Bildungschancen und kulturellen Entwicklungs- und Partizipationsmöglichkeiten aller nachhaltig.

Kunst und Kultur machen nicht an Landesgrenzen halt. Die Entwicklungen in der Steiermark sind keine Ländersache. Sie gehen uns alle an. Jeder Angriff auf freie Kunst und Kultureinrichtungen ist ein Angriff auf die Demokratie.

Wir solidarisieren uns mit allen am Kunst- und Kulturleben der Steiermark Beteiligten und fordern die steirische Landesregierung dazu auf, den Interessen aller im Land anstatt ihren parteipolitischen Interessen zu dienen.
 

Unterstützt bisher von über 560 Künstler*innen und in Kultur Tätigen sowie 110 Kunst- und Kultureinrichtungen aus allen Kunst- und Kultursparten und aus allen Bundesländern (Unterzeichner*innen-Liste, Stand 12.03.2025
 

Bekanntgabe weiterer Unterstützungen für den Solidaritätsaufruf ist sowohl von Einzelpersonen (Name, Beruf/Funktion, Absenderort) als auch Einrichtungen möglich via Mail an:  g.ruiss@literaturhaus.at

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