Leuchtturmprojekte brauchen feste Fundamente
Das angespannte Verhältnis zwischen der STEIERMARK SCHAU und der regionalen Kulturszene ist nicht neu, dennoch spitzt sich die Kritik in Anbetracht der derzeitigen prekären finanziellen Lage zu. Vor diesem Hintergrund scheint es wichtig, die bisherige Finanzierung der STEIERMARK SCHAU zu betrachten und die kulturpolitischen Prioritäten einzuordnen.

„Die Steiermark soll ein neues Kulturformat erhalten: Die STEIERMARK SCHAU wird das neue Ausstellungsformat als Nachfolge der Landesausstellungen sein und gezielt auch in den steirischen Regionen ihren Niederschlag finden.“ So hat die Landesregierung Schützenhöfer II im Regierungsprogramm Agenda Weiß-Grün im Dezember 2019 das neue Format angekündigt. Im selben Regierungsprogramm hat sich die damalige ÖVP-SPÖ-Landesregierung auch „zu den durch die Interessenvertretungen vorgeschlagenen Richt- und Mindestgagenmodellen wie Fair Pay“ bekannt. Nichtsdestotrotz erfuhren diese beiden kulturpolitischen Agenden in finanzieller Hinsicht sehr unterschiedliche Aufmerksamkeit.
Während die Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen noch bis 2024 auf ein Budget für die Fair-Pay-Zuschüsse von € 600.000 warten mussten, hat die Landesregierung in Bezug auf die STEIERMARK SCHAU laut Kulturförderungsbericht 2019 schon im Jahr 2019 einen ersten Teilbetrag von € 612.600 für die Umsetzung im Jahr 2021 bereitgestellt. Zu diesem ersten Posten kamen in den Jahren 2020 und 2021 weitere Zuschüsse in der Höhe von € 2.045.500 und € 6.302.100 hinzu. Darüber hinaus gab es im Jahr 2021 noch eine Finanzspritze in der Höhe von € 70.000 für die in Kooperation mit dem ORF-Landesstudio umgesetzte Bewerbung der STEIERMARK SCHAU. Somit betrugen die getätigten Ausgaben für die STEIERMARK SCHAU 2021 laut den in den Kulturförderungsberichten angeführten Daten insgesamt € 9.030.200. Im Kulturförderungsbericht 2021 hat der damalige Kulturreferent Christopfer Drexler festgehalten, dass die STEIERMARK SCHAU auf seine Initiative hin als „ein innovatives, richtungsweisendes Ausstellungsformat“ ins Leben gerufen wurde, und hat zugleich angekündigt, dass sie „in einem biennalen Rhythmus stattfinden wird“.
Im Kulturförderungsbericht 2022 wurde die zweite Ausgabe der Ausstellung im Tierpark Herberstein angekündigt, die sich im etwa gleichen finanziellen Rahmen wie die Ausstellung im Jahr 2021 bewegen sollte. Für die STEIERMARK SCHAU 2023 wurden schließlich sowohl im Jahr 2022 als auch 2023 Zuschüsse in der Höhe von € 3.000.000 getätigt. Weitere Ausgaben sind leider aufgrund mangelnder Transparenz nicht genau zuordenbar. Es lässt sich nicht eindeutig nachvollziehen, ob die jeweiligen Ausgaben zur Umsetzung der Schau oder zu den regulären Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen des Tierparks gehörten. Dennoch vermittelt die Beschreibung der Kostenpositionen einen Eindruck bezüglich ihrer Zugehörigkeit.
Zu diesen Ausgaben im Jahr 2023 gehören:
- Zuschuss für Tierwelt Herberstein, Errichtung eines Hauses der Biodiversität samt fünf Außenstationen in Höhe von € 529.500,
- Zuschuss für Tierwelt Herberstein, Errichtung einer Fußgänger:innen- und Radfahrer:innenbrücke über die L409 in Höhe von € 375.000,
- Zuschuss für Tierwelt Herberstein, Instandhaltungen und bauliche Investitionen im Jahr 2023 in Höhe von € 800.000 sowie
- Zuschüsse für den Betrieb der Steirischen Landestiergarten GmbH, die der öffentlichen Hand im Jahr 2022 und 2023 jeweils € 710.000 gekostet haben.
Zusammengenommen ergeben all diese Posten Ausgaben in der Höhe von € 9.124.500.
Laut dem Vorwort des Landeshauptmannes Christopher Drexler zum Kulturförderungsbericht 2023 starteten abseits der Umsetzung der STEIERMARK SCHAU 2023 im Jahr 2023 auch bereits die Vorbereitungen für die STEIERMARK SCHAU 2025 im Schloss Eggenberg und somit wurden auch die ersten dahingehenden Ausgaben in der Höhe von € 1.900.000 als Zuschuss für Generalsanierung und Infrastrukturmaßnahmen getätigt. Wie viel die dritte Ausgabe der Schau am Ende kosten wird, werden wir erst nach der Veröffentlichung der Kulturförderungsberichte 2024 und 2025 sehen, doch die Ungleichbehandlung der diversen kulturpolitischen Agenden ist nicht von der Hand zu weisen.
Während die Teuerungen der letzen Jahre die regionalen Kulturinitiativen ans Limit ihrer Kapazitäten und Kräfte drängten und sich die allgemeine prekäre Lage von Künstler:innen weiter vertiefte, flossen vom Land Steiermark Millionen in ein Prestigeprojekt, ohne dass dabei Rücksicht auf die Bedürfnisse der regionalen kulturellen Nahversorger genommen wurde. Dieses Vorgehen steht jedenfalls im Gegensatz zu den Grundwerten des Fairness Codex, zu denen sich das Land Steiermark bekannt hat. Zu diesen Grundsätzen zählen ein transparentes Vorgehen in der Gestaltung der Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur sowie ein respektvolles Miteinander, das mit Wertschätzung, Vielfalt und Nachhaltigkeit einhergeht. In diesen Sinne wäre es notwendig, vor der weiteren Planung etwaiger Prestigeprojekte erst strukturelle Maßnahmen zu setzen, die künftig eine nachhaltige Absicherung der regionalen kulturellen Nahversorger sowie eine Verbesserung der prekären Lage der Künstler:innen und Kulturarbeiter:innen gewährleisten.
Quellen: Agenda Weiß-Grün, Kulturförderungsbericht 2019, Kulturförderungsbericht 2020, Kulturförderungsbericht 2021, Kulturförderungsbericht 2022, Kulturförderungsbericht 2023, Fairness Codex