Kultur-Neustart. Erste Maßnahmen auf Schiene

Zur Abwechslung gute Neuigkeiten: nach langem Warten wurde ein Neustart-Paket für Kunst und Kultur vorgestellt, dass etliche der Vorschläge der IG Kultur aufgreift. Dotiert ist das Paket mit 20 Millionen Euro. Die neuen Maßnahmen im Überblick und unsere Einschätzung dazu.


Das Maßnahmenpaket „Kultur-Neustart“ 

… soll den Kulturbereich auf dem Weg zurück in die Normalität begleiten. Es ist als Ergänzung zu den bestehenden Maßnahmen gedacht, die das Überleben des Sektors sichern sollen. Dotiert mit insgesamt 20 Millionen Euro, umfasst es folgende Maßnahmen: 
 

1. Förderprogramme, um Kunst und Kultur unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen (6 Millionen Euro) 

  • Förderprogramm „Von der Bühne zum Video“ (2 Mio. Euro) 
    für Video-Adaptionen und Streaming von Bühnenproduktionen im Bereich der darstellenden Künste und Musik 
    >> hier zur Ausschreibung 
  • Förderprogramm „Kultur im Freien“ (2 Mio. Euro) 
    für Zusatzkosten für Kulturveranstaltungen im Outdoor-Bereich 
    >> hier zur Ausschreibung
  • Förderprogramm für innovatives Kunstschaffen (2 Mio. Euro) 
    für innovative künstlerische Ausdrucksformen und Genres, die nicht in die bisherigen Förderschemata passen
    >> hier zur Ausschreibung

2. Investitionsförderung (10 Millionen Euro) 

… für Sanierung und Modernisierung von nach wie vor geschlossenen Kultureinrichtungen (z.B. Lüftungsanlagen, Adaptierung/Sanierung von Zuschauerräumen, Überarbeitung von Websites etc.)

3. Abo-Förderprogramm (4 Millionen Euro)

… für Abonnements und andere serielle Ticket-Angebote, sodass sie für das Publikum billiger angeboten werden können. Ziel: Publikum motivieren, Publikumsbindung schaffen 
 

Zugesichert wurde, dass die Maßnahmen kleinen Kulturinitiative wie großen Kulturhäusern offen stehen sollen. Details zur Umsetzung und Zeitplan sind bislang nicht bekannt (Links zu den Ausschreibungen wurden nachträglich ergänzt). 


Unsere Einschätzung dazu… 

Das Paket zum Neustart ist ein guter Ansatz. Es reagiert darauf, dass es nicht nur um die schiere Existenzsicherung geht, sondern darum, ein Arbeiten unter Pandemiebedingungen zu ermöglichen. Arbeiten unter Pandemiebedingungen erfordert Investitionen: sowohl um den digitalen Raum professionell zu erschließen, als auch um (neue) Lüftungsanlagen einzubauen oder für Open-Air Veranstaltungen notwendige Ausstattung anzuschaffen, etwa mobile Bühnensysteme, Licht- und Tontechnik oder Wettbefestigungen. Das Neustartpaket setzt hier an und bietet damit erstmals die Möglichkeit, Förderungen für pandemie-bedingte Investitionen zu erhalten, die auch über die Krise hinaus wirken werden. 

Mit Hinblick auf die geplante Maßnahmen, die das Publikum zurückgewinnen soll, ist mehr Flexibilität gefragt. Ausschließlich auf Abos zu setzten, greift zu kurz und schließt viele Kulturangebote, die nicht mit Abo-Modellen arbeiten, von vornherein aus. Hier braucht es mehr Offenheit in der geplanten Förderung. Kulturinitiativen wissen aus Erfahrung, welche Maßnahmen am besten greifen, um ihr Publikum zu erreichen und das Vertrauen in ein sicheres Kulturerlebnis wieder aufzubauen. Dazu zählen vielfach klassische Maßnahmen wie Öffentlichkeitsarbeit und Marketing. Das funktioniert nachweislich und ist effektiver, als nur Tickets billiger zu machen. 

Ein großes Fragezeichen ist schließlich die Dotierung mit insgesamt 20 Millionen. Das klingt im ersten Moment viel, ist aber für alle Maßnahmen zusammen für den gesamten Sektor in Österreich eher bescheiden. Von einem Investitionsvolumen wie etwa in Deutschland, wo Anfang März beschlossen wurde eine weitere Milliarde Euro in den Neustart der Kultur zu investieren, sind wir damit weit entfernt. Auch in Österreich gibt es auf Länderebene Vorstöße, die größer dimensioniert sind. So hat das Land Oberösterreich jüngst beschlossen,13 Millionen für Investitionen im Kulturbereich zur Verfügung zu stellen. Im Vergleich dazu stellt der Bund für Gesamtösterreich insgesamt 10 Millionen zur Verfügung stellt. Diese Vergleiche geben einen Eindruck von der Dimension, die andernorts als notwendig erachtet wird. Wir setzten darauf, dass der Bund die Budgetmittel für die Maßnahmen aufstocken und dem Bedarf anpassen wird, wenn die Mittel erschöpft sind - so wie dies auch in zahlreichen anderen Programmen bislang geschehen ist, die der Bekämpfung der Auswirkungen der Pandemie dienen.    

 

 

Presseaussendung BMKOES: COVID-19 Neustart für Kunst, Kultur und Sport (zuletzt aufgerufen am 11.3.2021)


 

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