Global Security Alliance. Von der Freiheit der Kunst zur Sicherheitskunst
Sicherheit ist nicht nur ein imperiales Produkt des „War on Terror“, sondern eines der Nachfrage von Industrie und Administration – und nicht zuletzt auch des individuellen Konsums. „Global Security Alliance“, ein neues Dienstleistungsunternehmen, erschließt nun auch das Terrain von Kunst und Kultur.
Sicherheit ist nicht nur der weltweit am schnellsten wachsende Wirtschaftszweig, sondern zugleich auch ins Zentrum gesellschaftlichen Interesses gerückt. Sicherheit ist nicht nur ein imperiales Produkt des „War on Terror“, sondern eines der Nachfrage von Industrie und Administration – und nicht zuletzt auch des individuellen Konsums. „Global Security Alliance“, ein neues Dienstleistungsunternehmen, erschließt nun auch das Terrain von Kunst und Kultur.
Die Konvergenz der neuen Sicherheits- und Kulturindustrie
Jede respektable Firmenzentrale betreibt mittlerweile einen eigenen War-Room. PR-Konzerne und Sicherheitsagenturen unterstützen Unternehmen, Regierungen und Diktaturen. Das Spektrum umfasst Dienstleistungen im Bereich strategischer Kommunikation und „Truth Projection“ sowie auch Risikoanalyse, Risikomanagement, Friedenssicherung oder humanitäre Hilfe. Globale Medien und Wirtschaftsnetzwerke realisieren Profite aus Konflikten, die u.a. im militärischen Unterhaltungssektor, in der Kulturproduktion und den Creative Industries ausgetragen werden.
Kunst und Kultur sind daher geopolitische Profitcenter mit hoher psychologisch emotionaler Wertschöpfung. In einer von strategischer Kommunikation dominierten Gesellschaft wird die Ausbildung von Kultur durch kulturelle Strategeme und Politiken bestimmt, die eine Auseinandersetzung mit künstlerischer Praxis voraussetzt. Bei der Konvergenz der neuen Sicherheits- und Kulturindustrie sind demnach insbesondere jene Unternehmen am besten aufgestellt, deren Betriebskultur nicht von den klassischen Polizeitechniken dominiert wird, sondern eine stark ausgeprägte künstlerische Leitung aufbieten kann. Kunst hat die besondere Qualifikation, gleichzeitig die „Hearts and Minds“ zu erreichen und unbewusste, emotionelle und intellektuelle Muster anzusprechen und auszubeuten. Kunst, die im Einklang mit ihrer Zeit steht, schafft nicht Bilder, sondern Wirklichkeiten. Im gewerblichen Sektor produziert Kunst Fetische und Artefakte in Kleinserien, erzielt jedoch keine Wertschöpfung und Zuwachsraten, die eine direkte Investition im wirtschaftlich und gesellschaftlich expandierenden Bereich der neuen Sicherheitskultur ermöglichen. Insbesondere im Bereich Neuer Technologien ist das Return of Investment im Sicherheitsbereich von besonderen Zuwächsen gekennzeichnet und von allen Wertberichtigungen unbeeinträchtigt geblieben.
KünstlerInnen als PR- und KommunikationsspezialistInnen
Zeitgemäße KünstlerInnen sind PR- und KommunikationsspezialistInnen, arbeiten mit Meinungsumfragen und Marketing, Spionage und Gegenspionage unter Verwendung von künstlichem Licht. Statt statischer Produktion geht es dabei um schnellen Transport und Flugbewegung. Die Kommunikation erfolgt über große Entfernungen und enorme Datenspeicher. Erst auf der Basis einer internationalen Zusammenarbeit in der elektronischen und philosophischen Vernetzung erreicht Kunst einen optimalen Wirkungsgrad, der geeignet ist, Ansichten, Wahrnehmungen, Verhaltensformen und öffentliche Gestaltungsräume zu beeinflussen. In Kontroll- und Sicherheitsdiskursen von Gesellschaften mit post-souveräner Gouvernmentalität wird alles Leben Teil eines kalkulierten Risikomanagements statistischer Wahrscheinlichkeiten. Wirklichkeit wird von mathematischen Computermodellen definiert, die durch Extrapolation Wahrscheinlichkeiten bestimmen und das Individuum statistischen Werten einer Verhaltensmatrix zuordnen. Dieses System, das auf der Vorhersehbarkeit von Abweichungen von der Norm basiert, übt eine selbsterfüllende, normalisierende Wirkung aus und ermöglicht es, Gewinne über das Gesetz der großen Zahlen zu realisieren.
Terror Management und die Ökonomie der Angst
Terror Management-Forschung belegt, dass durch eine subtile Auslösung von Angst vor Sterblichkeit Verhaltensänderungen verursacht werden, die eine Fixierung auf kulturelle Standards bewirken. Eine Reflektion dieses Zusammenhangs lässt sich direkt in eine wirtschaftliche Verwertungslogik überführen. Kunst und Medienkultur können diesen Terror wirksam eingrenzen, indem sie ein Gefühl der Sinngebung und Kontinuität vermitteln. Die Möglichkeit einer Verinnerlichung dieser Standards und Werte erhöht das subjektive Sicherheits- und Selbstwertgefühl.
In einer Ökonomie der Angst entsteht ein neuer Sicherheitsmarkt. Für KulturagentInnen ist es unverzichtbar, die Dienstleistungen von Wahrnehmung und Repräsentation auf eine technologische beschleunigte Risikogesellschaft abzustimmen. Medienkulturelle Spektakel sowie der Starkult bis hin zu persönlichen Websites sind Träume der Unsterblichkeit, die auf Technologien des Todes basieren. Die elektronischen Gadgets der Verdrängung und Selbsterweiterung verkörpern das direkte Ergebnis von Sicherheitsindustrie und militärischer Forschung.
Poetisch-intellektueller Terrorismus und die Global Security Alliance
Der Begriff der Propaganda der Tat des späten 19. Jahrhunderts wurde weiter entwickelt, um mehr als nur simple Akte der Gewalt zu beinhalten. KünstlerInnen wie auch TerroristInnen arbeiten asymmetrisch und unkonventionell und verwenden unorthodoxe Methoden und Praktiken. Bewegungen wie Dada oder die SituationistInnen wurden deshalb auch einem intellektuellen Terrorismus zugeschrieben. William Burroughs beschreibt in „The Electronic Revolution“ die Taktik psychologischer und gewaltfreier Attacken. Und Hakim Beys Arbeit zu „Temporären Autonomen Zonen“ stellt das Konzept eines poetischen Terrorismus vor. „Global Security Alliance“ interveniert als Sicherheitsdienstleistungsunternehmen in dieses Feld und bietet ein breites Spektrum von Systemlösungen und Einzelanwendungen für vielfältige sicherheitskulturelle Anforderungen. Die Palette der Aufgabenstellungen reicht von Fragen der Sicherheitsästhetik, symbolischer Verteidigung und Manipulation bis hin zu Tiefenanalyse und künstlerischem Personenschutz.
Konrad Becker leitet das Institut für neue Kulturtechnologien/t0 sowie das World-Information.Org Cultural Intelligence-Netzwerk und ist Betreiber der „Global Security Alliance“.
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