Jour Fixe mit Mag.a DDr.in Gabriele Russ

Jour Fixe mit Gabriele Russ, oberste Kulturbeamtin des Landes Steiermark

Jour Fixe am 19. April 2007, doku – Frauendokumentations- und Projektzentrum, Graz

Jour Fixe mit Gabriele Russ, oberste Kulturbeamtin des Landes Steiermark

Endbericht der Studie Fördersummen von Stadt/Land/Bund im Bereich der Bildenden Kunst von Bettina Messner und Rainer Rosegger.

19. April 2007, 17 Uhr, doku – Frauendokumentations- und Projektzentrum, Radetzkystr. 18, Graz

Als Auftakt der Veranstaltung gab es den Endbericht der Studie Fördersummen von Stadt/Land/Bund – „etablierte“ Institutionen und „freie Szene“ im Bereich der Bildenden Kunst im Vergleich von Bettina Messner und Rainer Rosegger.


G. Russ, B. Messner, M. Petrowitsch
G. Russ, B. Messner, M. Petrowitsch

Im Anschluss fand das Gespräch mit Frau Mag.a DDr.in Gabriele Russ statt. Einleitung und Vorstellung seitens des Obmanns der IG Kultur Steiermark, Michael Petrowitsch.

Michael Petrowitsch: Unser heutiger Jour Fixe findet im doku statt – einer Organisation, die sich mit der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft befasst und ihre Stellung verbessern will. Auch Sie haben sich als erste weibliche Chefin der APA Steiermark positionieren müssen. Wie geht es Ihnen heute als oberste Kulturbeamtin mit ihrer Rolle als Frau, wo Sie wieder eine Pionierrolle einnehmen?

Gabriele Russ: Die Zeiten haben sich geändert. Als ich bei der APA war, wurde ich noch gefragt, ob man meinen Chef sprechen könnte. Das ist heute anders. Ich werde die Dinge als Frau anders als mein Vorgänger machen und andere Spuren hinterlassen.

Michael Petrowitsch: Sie haben in einem Interview mir der „Kleinen Zeitung“ davon gesprochen, dass Kunst aktualisiert, verheutigt werden muss. Wie haben Sie das gemeint?

Gabriele Russ: Dieser Begriff bezieht sich auf das Zweite Vatikanische Konzil, das sich damit beschäftigt hat, wie man zu einer anderen Haltung kommt. Das ist auch auf die Kunst anzuwenden. Es geht darum, einen Zeitsprung mit Hilfe des neuen Kultur- und Kunstförderungsgesetztes zu schaffen: weg von Kunst als historisierenden Begriff, hin zu einer Aktualisierung.

G. Russ
G. Russ

Michael Petrowitsch: Kann man Kulturpolitik überhaupt in Zahlen gießen?

Gabriele Russ: Ja, ich habe hier eine erste Bilanz von 2006, dem ersten Jahr, in dem das neue Kulturförderungsgesetz zum Tragen kam. Das sieht folgendermaßen aus: Für 06 wurden 1617 Anträge eingereicht – das sind viel mehr als im Jahr davor - und die bewilligte Fördersumme beträgt € 15.938.000, also knapp 16 Millionen Euro. Und für 07 steigt die Kurve weiter an. Mit Stand vom 12. März 07 wurden 350 Anträge eingereicht und € 1,5 Mio. bewilligt. Anträge, die die Summe von € 3500 übersteigen, werden vom Fachbeirat begutachtet. Dieser stimmt in den meisten Fällen zu.

Michael Petrowitsch: Wie sieht die Zukunft aus? Bleiben die Dreijahresverträge bestehen?

Gabriele Russ: Nächste Woche findet die Budgetdebatte für 07/08 statt. Die Dreijahresverträge bleiben unangetastet, hier besteht ja ein Vertrag. Damit für die Fördernehmer keine Planungsunsicherheit besteht, wurden die Verträge bereits 2006 verlängert.

Michael Petrowitsch: Was oft fehlt, ist ein Ansprechpartner. Menschen, die sich länger als eine Stunde Zeit nehmen, zum Beispiel für Rechtsberatung, für das Einreichen von EU-Anträgen u.s.w. Wie sieht das bei der KSG aus?

G. Russ, M. Petrowitsch
G. Russ, M. Petrowitsch

Gabriele Russ: Die KSG wurde personell ebenfalls neu aufgestellt. Die neue Chefin, Frau Vauti, möchte wieder näher an die Abteilung heranrücken und mehr Veränderungen in Richtung Service machen. Die KSG macht Rechtsberatung, gibt Hilfestellung bei EU-Anträgen. Es gibt mit Frau Mag. Wachmann-Thaler auch eine EU-Spezialistin in meinem Referat.

Michael Petrowitsch: Sie sind auch für die Angelegenheiten des Landesmuseums Joanneum zuständig und damit auch für den Museumsquadranten. Wie schaut es dort aus?

Gabriele Russ: Der Museumsquadrant ist mit Abstand das größte Projekt für die nächsten Jahre. Entgegen einer großen steirischen Tageszeitung sind die Unterlagen rechtzeitig beim Rechnungshof eingelangt, wo die sehr umfangreichen Unterlagen geprüft werden. Ein Problem ist, dass der Wissensstand der Bevölkerung, was den Museumsquadranten betrifft, sehr schlecht ist. Hier wäre ein städtebauliches Signal – Stichwort Kunst im öffentlichen Raum – wünschenswert, um den Menschen bewusst zu machen, was hier passiert.

Michael Petrowitsch: Zu den Abrechnungen. Können Sie auch weiterhin garantieren, dass Honorare und Gehälter weiterhin bezahlt werden?

Gabriele Russ: Im Kunst- und Kulturförderungsgesetz steht, dass im Mittelpunkt die KünstlerInnen, also die Menschen stehen. Daher werden Honorare und Gehälter weiterhin abgerechnet werden können.

Michael Petrowitsch: Sie halten die Resolution der IG vom 2. Februar 06 in den Händen!

Gabriele Russ: Wie Sie sehen, habe ich meine Hausaufgaben gemacht. Die Resolution wurde am 19. September 2006 im Landtag beschlossen. Die Umsetzung dieser Resolution kann auch in Zahlen ausgedrückt werden. Im Jahr 2006 gab es ein Plus von € 3 Mio. für die Freie Szene. Auf 2004 zurückgerechnet gibt es Zuwächse im dreistelligen Bereich.

Michael Petrowitsch: Was ist mit der Landesausstellung neu?

Gabriele Russ: Für 2007/2008 stehen insgesamt € 4 Mio. zur Verfügung. Dieses Geld soll den Kunst- und Kulturschaffenden und nicht wie bisher oft der Ortsverschönerung zugute kommen. Genaues kann noch nicht gesagt werden. Die Zeit ist knapp, um ein Regionenfestival plus Intendanz bis nächsten Sommer auf die Beine zu stellen. Wir lernen ständig dazu, das erste Festival ist „work in progress“.


 

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