Unternehmenskultur

Als im Jahr 2002 in Oaxaca im Südwesten Mexikos eine McDonald’s-Filiale eröffnet werden sollte, gab es Proteste über die Staatsgrenzen hinaus. Die Eröffnung der Fastfood-Filiale im von kolonialer Architektur geprägten Zentrum der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaates konnte verhindert werden. Aus Kreisen des Instituts für Grafische Künste (IAGO) kursierte damals ein Mobilisierungsplakat, das auf einer Fotomontage den charakteristischen gelben Doppelbogen des Fastfoodkonzerns auf den Ruinen von Monte Albán zeigte. Unter dem Bild stand zu lesen: "Die nächsten Filialen". Die Satire wird – wie so oft – von der Realität überholt.
Das Kreativsubjekt kann alles. Es platzt vor Potenz. Es ist frei, flexibel, spontan, mobil und insgesamt herrlich. Insofern liebt es jeder - und am meisten liebt es sich selbst. Für die einen ist es der perfekte Bürger, Subunternehmer und Selbstversicherer, ein "Unternehmer seiner selbst": emsig fortschreitend auf dem langen Marsch zu Fortbildung und Selbstmanagement, vertraut mit den arkanen Taktiken des Guerillamarketings, gestählt in den Schützengräben permanenter Bildungsoffensive. Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!
Das "ganzheitliche Unternehmen" fordert den "ganzen Menschen", Machtverhältnisse in Betrieben ändern sich, Slogans wie "Ich mache mit, weil der Mief von gestern endlich weggeblasen werden muss!" oder "Die da oben und die da unten müssen ein Team werden" sollen immer öfter Belegschaften auf "neue Unternehmenskulturen" inklusive eventuell anstehender Kündigungen einschwören.