Emanzipation

Dass wir uns gegenwärtig in einer der tiefsten Krisen des kapitalistischen Weltsystems befinden, ist kein Geheimnis mehr. Dass die neoliberale Propaganda des „Mehr Privat – Weniger Staat!“ sich zwecks Sozialisierung der immensen Krisenverluste nachgerade ins Gegenteil verkehrt hat, ebenso wenig.
Feminismus ist plötzlich wieder salonfähig – zumindest in den Zirkeln des liberalen deutschen Feuilletons, dessen Ausläufer auch in sanften Wellen in Österreich ankommen. Dort tummeln sich „Alphamädchen“ (Meredith Haaf/Susanne Klingner/Barbara Streidl) in den Tiefen sexuell-ekliger „Feuchtgebiete“ (Charlotte Roche) oder auch wahlweise in den Luxuskarossen einer „neuen F-Klasse“ (Thea Dorn).
Innerhalb der frühen Frauenbewegung bildete das historisch nachholende Erobern eines öffentlichen Subjektstatus ein zentrales Anliegen der Autorschaft von Frauen und ihrer literarischen Konzeptionen. Literatur von engagierten Autorinnen wurde als wichtiges Medium im öffentlichen Selbstverständigungsprozess auch politisch aufgewertet. Ihre reale Vorbildfunktion trug den Autorinnen ein großes rezeptionsästhetisches Charisma ein, das der in der übrigen westlichen Gesellschaft längst besiegelten Marginalisierung von Literatur zeithistorisch entgegen lief.
Seitdem sich die so genannte "Clubkultur" während der letzten Jahrzehnte zu einem profitablen Geschäft herausgebildet hat (in einigen Ländern wie Großbritannien kann von einer regelrechten Industrie gesprochen werden, die mit hiesigen Verhältnissen kaum vergleichbar ist), finden sich auch verstärkt Frauen in traditionell männlich definierten Positionen wieder: als DJs, VJs (Visual Artists), Musik-Produzentinnen, Technikerinnen usw.
Das Tiroler Kulturlabor Stromboli spricht von einer "Wiederkehr des Biedermeier". Es drohe eine "Zeit der Bespitzelung, der Kulturzensur, des Versammlungsverbotes und der [Zensur] kritischen Meinungsäußerungen durch Gerichtsbeschlüsse und Polizei". Tasos Zembylas vom Institut für Kulturelles Management setzt eine weitere Warnung nach: Die öffentliche Kulturförderung laufe Gefahr, zu einer Art "indirekter Zensur" zu werden.