Gelungenes "maniFEST für Kultur um 6" in Vorarlberg

Rund 1.000 Menschen fanden sich am Samstag, 28. April, auf dem Dornbirner Marktplatz ein und folgten der Einladung zahlreicher Vorarlberger Kunst- und Kulturschaffender. Die IG Kultur Vorarlberg und weitere kulturengagierte Vereine und Netzwerke hatten dazu aufgerufen, beim "maniFEST" den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an seinen Kulturauftrag zu erinnern und im Zuge dessen die Vielfalt der Vorarlberger Kultur hör- und sichtbar zu machen und sie zu feiern.

Rund 1.000 Menschen fanden sich am Samstag, 28. April, auf dem Dornbirner Marktplatz ein und folgten der Einladung zahlreicher Vorarlberger Kunst- und Kulturschaffender. Die IG Kultur Vorarlberg und weitere kulturengagierte Vereine und Netzwerke hatten dazu aufgerufen, beim "maniFEST" den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an seinen Kulturauftrag zu erinnern und im Zuge dessen die Vielfalt der Vorarlberger Kultur hör- und sichtbar zu machen und sie zu feiern. Anlass gab die von ORF-Landesdirektor Markus Klement im letzten Jahr veranlasste Verschiebung des Radioformats „Kultur nach 6“ auf nach 20 Uhr und sein Ausschlagen mehrfacher Einladungen zu einer öffentlichen Diskussion.

 

„Kultur braucht Öffentlichkeit und Öffentlichkeit braucht Kultur“ lautete das Motto des Abends, an dem zahlreiche Persönlichkeiten des Landes, Künstlerinnen und Künstler sowie kulturell engagierte Menschen aller Altersklassen sich mit Musik, Performance, Tanz und Poesie beteiligten und und sich mit treffenden Statements zum Thema Kulturjournalismus und Medienberichterstattung äußerten. Moderiert wurde das maniFEST von Manuela Mylonas (Alpinale Nenzing) und Hanno Loewy (Jüdisches Museum).

 

In nur acht Wochen wurde von der Initiative ein durchmischtes Programm erstellt, das auf insgesamt drei Bühnen stattfand und das Publikum aktiv zum Mitwirken anregte. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler aus Vorarlberg, Tirol, der Steiermark, Wien und Deutschland verzichteten allesamt auf ihre Honorare und nahmen in ihren Performances immer wieder Bezug auf das Thema des Abends. Mehrfach appellierten sie unter großem Applaus für die Wertschätzung ausführlicher Kulturberichterstattung und die Rückverlegung der Sendung auf ihren ursprünglichen Platz.

 

Dazu gehörten u.a. Michael Köhlmeier, der zwar nicht persönlich anwesend sein konnte, sich jedoch in einer Grußbotschaft an die Öffentlichkeit wandte und unter anderem sagte: „Das Beste, was eine Institution wie der ORF leisten kann, ist kritische Öffentlichkeit herzustellen, das Lebenselixier der Demokratie.“ (weiter unten die komplette Rede im Download)

 

Der Musiker Ulli Troy, der mit Evelyn Fink-Mennel, Andreas Paragioudakis und der Tanzkompanie bewegungsmelder den „Tango Regionale“ spielte, gab zu bedenken: „Wenn man etwas mit Gewalt hintertreiben möchte, dann drängt man es an den Rand und genau das ist mit ‚Kultur nach 6’ geschehen.“

 

Auch Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren aus Wien ließ sein über die Kulturzeitschrift veröffentlichtes Statement über die Verlegung von „Kultur nach 6“ öffentlich verlesen: „(...) Eine solche demonstrative Brüskierung einer gesamten Landes-Kunst- und Kulturszene muss man erst einmal zustande bringen. Dabei kann es nicht bleiben, so lange es ein ORF Landesstudio Vorarlberg gibt. (...)“

 

Die Kunsthistorikerin Verena Konrad vom Vorarlberger Architektur Institut betonte die wichtige Arbeit der Kulturjournalist_innen: „Wir haben heute in der Kulturredaktion des ORF das große Glück, dass hier nach wie vor Redakteurinnen und Redakteure am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen, die klug sind, die sprachmächtig sind und die eine Liebe zur Kultur haben, und ich möchte sie wirklich gern in dieser Arbeit unterstützen.“

 

Die Theaterschaffende Elke Maria Riedmann bestätigte ebenfalls die ausgezeichnete Arbeit der Kulturredakteur_innen des Landessenders und berichtete von ihren Erfahrungen durch die Verlegung des Radioformats.

 

Der bildende Künstler Gottfried Bechtold wandte sich direkt an den ORF Landesdirektor und erinnerte an dessen Fehlen bei einer öffentlichen Diskussion im Landesmuseum letztes Jahr:

„Herr Klement, Fehler dürfen Sie machen. Sie dürfen auch aus den Fehlern nichts lernen, aber wenn man nicht redet über Fehler, dann lernt man einfach nichts. Ich habe es als schamlose Frechheit empfunden, dass der Mensch, um den es geht, in dieser Diskussion im Museum nicht vorhanden ist. Das ist für mich eine extreme Provokation. Es ist ja eine öffentliche Diskussion, der ORF Vorarlberg gehört ja nicht dem Herrn Klement. Ich appelliere, dass diese Sendung wieder an ihren alten Platz zurückkommt. Mehr habe ich nicht zu sagen.“

 

Am Ende der gut vierstündigen Veranstaltung wies das Moderationsteam auf einen aktuellen Bericht in „Der Standard“ hin:

(...) So wurde in Dornbirn erst kürzlich bekannt, dass Klement die Programmentscheidung 2016 ohne vorherige Diskussion mit dem Redakteursrat getroffen und dem Stiftungsrat als beschlussreif vorgelegt hatte. Eine glatte Übertretung des Statuts. Er soll sich dafür auf Wunsch der Generaldirektion entschuldigt haben. (...)

 

Weitere musikalische, tänzerische und literarische Beiträge präsentierten das Blechbläser-Ensemble „Mixedhorns“,Prinz Grizzley and his Beargaroos“, Circle-Singer Robert Pakleppa, netzwerkTanz Vorarlberg, Konrad Bönig und Doro Rosenstock, den Poetry Slammern Agnes Maier, Martin Fritz, Sara Bonetti und Ivica Mijajlovic und der Band „Rosi Spezial“.

 

Hier Fotos von Matthias Rhomberg und ein filmischer Einblick .

 

Eine Veranstaltung von:

IG Kultur Vorarlberg, IG Freie Theater Vorarlberg, netzwerkTanz Vorarlberg, Landesverband Amateurtheater Vorarlberg, literatur:vorarlberg netzwerk und Plattform gegen den Kulturabbau im ORF.

 

 

 

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