aus-sichten – auf-räumen – weg-weisen – an-ecken. oder: mein club darf nicht salzburg werden!

ich gewöhne mich schon langsam daran, dass leute vermeintlich autonome räume in lokalitäten erkennen, die von den angesagten marken gesponsert sind – und ausschreibungen für den besten popsong, den fetzigsten klingelton oder das kreativste logo für eine art karrieremöglichkeit betrachten, das abgeben der urheberInnenrechte inklusive.

neuerdings ziert das rote bullengespann auch schon die festung der schnarchigsten hauptstadt österreichs. aber das ist mir egal. sollen die festivalbesucherInnen auf dem roten teppich flanieren, auf roten klappstühlen ihren caffe latte schlürfen, sich im roten salon mit energisch angereichertem champagner zuprosten oder ihre bulligen lieblingsfußball- und eishockeymannschaften anfeuern. i don’t care. das machen eh schon andere und gründen „ihre“ eigenen klubs.

neuerdings ziert das rote bullengespann auch schon redaktionell betreute veranstaltungsankündigungen in der wochenzeitung meines ausgehvertrauens. ich vermute nichts böses und schon gar keinen wettstreit der schreiberInnen darüber, wie oft man die RB-buchstabenkombi in 3 kurzen sätzen unterbringen kann. z.b. RB proudly presents den im rahmen der RB-academy gastierenden dj xy, der die tanztauglichkeit seiner skillz unter beweis stellt, mit support der lokalen RB-academy-teilnehmerInnen. oder so ähnlich. absolut falsch!

neuerdings ziert ein unsichtbares SPÖ-logo das FLEX und die fluc_wanne. das haben die beiden clubs mit so mehr oder weniger verschickten aufreißzonen wie NACHTSCHICHT, VOLKSGARTEN, FLEDERMAUS und AFTERWORX gemein. für den sprecher der jungen SPÖ ein outing – laut falter – und sie freuen sich darüber, auch die coolen clubs mit ihrer verschnarchten junge mitglieder anwerbeaktion zu ihren unterstützerInnen zu zählen. da muss ich protestieren.

ich gewöhne mich schon langsam daran, dass leute vermeintlich autonome räume in lokalitäten erkennen, die von den angesagten marken gesponsert sind – und ausschreibungen für den besten popsong, den fetzigsten klingelton oder das kreativste logo für eine art karrieremöglichkeit betrachten, das abgeben der urheberInnenrechte inklusive. ich gewöhne mich daran, dass konzertlocations mittlerweile aussehen wie messehallen: du siehst die band vor lauter neonlogos nicht mehr.

das sind – scheints – pragmatische entscheidungen. die anlage soll vergrößert werden, der konkurrenzdruck der veranstalterInnen steigt, wenn festivals, die von ländern und sponsorInnen finanziert werden, unter dem schönen titel der geschützten werkstätte gagen bieten, die an der seriösitätsgrenze kratzen. da verdient die punkband aus england locker an einem abend das einkommen für alle mitglieder für ein jahr – und nicht jeden cent zweimal umdrehen müssend.

ein wiener pop-/underground-festival (genau in der halle, in der vor lauter logos der blick auf die akteurInnen verstellt wird) bietet die möglichkeit, eine szenelieblingsband zu supporten – als gage winkt der verkauf von einer anzahl – z.b. 50 – tickets, wobei zwei drittel an den veranstalter zurückgezahlt werden müssen. wir winken ab. so funktioniert zwar die gängige praxis im popgeschäft, aber diese gitarre wollen wir nicht spielen! 

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