Vor rund vierzig Jahren sorgte der amerikanische Import der Gemeinwesenarbeit für Irritationen in der heilen österreichischen Welt. Sie nimmt Sozialräume zum Gegenstand sozialer Intervention und sorgt auf vielfältigste Art dafür, dass sich Menschen für die Gestaltung ihres Lebensraums engagieren. Der Erfolg dieser Arbeit zeigt sich anhand vieler BürgerInneninitiativen.
„Fanmeile“ und „Freiwillige Ausreise“ wurden 2006 von der Gesellschaft für deutsche Sprache als Wort bzw. Unwort des Jahres prämiert. Ein drittes Wort – „Parallelgesellschaften“ – hat es zuletzt zwar nur auf den zweiten Platz in dieser Rangliste geschafft, ist aber nach wie vor in aller Munde.
Was ist das Verhältnis von Staat als Gesellschaft und dem suggerierten Bestehen von Parallelgesellschaften? Welche Idee liegt dieser Vorstellung zu Grunde? Die einer einheitlichen Nation, einer einfachen, überschaubaren Welt klarer Identitäten? Wo sind die Grenzen der Gesellschaft und wer fährt im Parallelschwung nebenher mit?
Das Art Center, das einzige Zentrum für KünstlerInnen in Slowenien, sah sich aufgrund einer Kontroverse zwischen seinen GründerInnen – dem Verein Onej einerseits und der Gemeinde Moravske Toplice andererseits – im November 2006 mit der Ausweisung der dort ansässigen KünstlerInnen und der Räumung der zugehörigen Gebäude konfrontiert. Es folgte ein Protest von KünstlerInnen und AktivistInnen vor dem Gemeindeamt in Moravske Toplice sowie die Wiederbesetzung der Räumlichkeiten des Art Centers zwei Tage nach dessen Räumung, die jedoch nicht lange währte, da die Polizei neun Menschen inhaftierte und die Türen des Art Centers versiegelte.
Im Jahre 2006 entstand in Spanien eine bürgerliche Selbstorganisation. Die Wohnrechtsbewegung wurde gegründet mit dem Ziel, einen Konflikt sichtbar und die Tatsache, dass viele Menschen in der spanischen Bevölkerung keine Behausung haben, öffentlich zu machen.
Nach einem kurzen Spaziergang gehen die BrecherInnen ans Werk. Da das gewaltsame Öffnen der Tür den einzig illegalen Aspekt einer Besetzungsaktion darstellt, bildet der Rest der Gruppe einen Halbkreis um die BrecherInnen, als Schutz vor Kameras und der Polizei. Mit Zange, Schraubenzieher, Flipperkarte, Motorflex, eigens angefertigten hydraulischen Geräten und natürlich dem Brecheisen werden beinahe jeden Sonntag Türen aller Art gebrochen.
Dieser Haufen hatte schon zum Neujahrskonzert 1982 für einen „rosa Wirbel“ gesorgt, und unvergessen sind die beiden Nackten (Florian Sommer und Robert Herz nur mit einer Fliege bekleidet), die pünktlich zur Polka „Die Emanzipierte“ im traditionsreichen Wiener Musikvereinssaal die Bühne stürmten und „Freiheit für Schwule“ forderten.
Vor einigen Jahren entstand die Gruppe „Freiraum“, die sich um die Nutzung leerstehender Gebäude bemühte, u.a. durch Besetzungen. Der Begriff ist eher zufällig entstanden: Aus Italien kannte mensch die Parolen „Nehmen wir uns die Stadt“ oder „Her mit dem ganzen Leben“ und das wurde mit dem Raum zur Nutzung verbunden.
Der Begriff Ladyfest steht für ein feministisches Kunst- und Kulturfestival, das zumeist von Frauen, Lesben und Transgender nach dem „Do-It-Yourself“-Prinzip organisiert wird, das aber für alle BesucherInnen offen ist.
Als exemplarische Vorform heutiger Strategien des Aufbegehrens im städtischen Raum war in den frühen 1990er Jahren in London und Umgebung in der Allianz aus RaverInnen und UmweltschützerInnen eine Praxis entstanden, die die Straße nicht nur als Ort der Umweltzerstörung bekämpfte, sondern zugleich als neue Öffentlichkeit besetzte: An der Kreuzung von antikapitalistischen und hedonistischen Strategien versuchte Reclaim the Streets, die Aneignung der Straße als Insurrektion und konstituierende Macht zu erproben.
Nicht erst seitdem Anfang Mai auch der zweite von Oppositionsparteien boykottierte Anlauf zur bereits sicher geglaubten Wahl Abdullah Güls von der regierenden AKP (Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) zum Staatspräsidenten durch ein umstrittenes Urteil des Verfassungsgerichts für ungültig erklärt wurde, überstürzen sich in der Türkei die Ereignisse.
Seit der Räumung des Ungdomshuset, einem besetzten Jugendzentrum in Kopenhagen, das heuer sein 25jähriges Bestehen gefeiert hätte, ist die Frage nach aktiver (Frei-)Raumbeschaffung durch Besetzung wieder verstärkt in den Fokus medialen Interesses gerückt.