Kritik an Wiener Förderplänen für Netzkultur-Aktivitäten

<p>"Die Kulturförderung bedarf unbedingt der Verbesserung im Sinne von Transparenz und Verteilungsgerechtigkeit. Von Votingverfahren auf der Basis von undurchschaubaren Software-Lösungen ist diese allerdings nicht zu erwarten!" Mit großer Skepsis reagiert die IG Kultur Österreich auf die Ankündigung von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, die Finanzierung der Wiener Netzkultur-Aktivitäten auf neue Grundlagen zu stellen. Dabei soll fortan eine gegenseitige Bewertung

"Die Kulturförderung bedarf unbedingt der Verbesserung im Sinne von Transparenz und Verteilungsgerechtigkeit. Von Votingverfahren auf der Basis von undurchschaubaren Software-Lösungen ist diese allerdings nicht zu erwarten!" Mit großer Skepsis reagiert die IG Kultur Österreich auf die Ankündigung von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, die Finanzierung der Wiener Netzkultur-Aktivitäten auf neue Grundlagen zu stellen. Dabei soll fortan eine gegenseitige Bewertung innerhalb der Szene für die Höhe der Förderbeträge Ausschlag gebend sein.

"Mit dem neuen Fördermodell wird der Anspruch auf Partizipation völlig auf den Kopf gestellt", erklärt IG Kultur-Vorsitzender Bernhard Amann. "Bewertungssysteme, die wir von Online-Auktionen und Suchmaschinen im Internet kennen, sind bei politischen Prozessen nicht sinnvoll anwendbar!" Modelle der Selbstverwaltung benötigen einen adäquaten Raum zur Diskussion über Zielsetzungen und Strategien ihrer Umsetzung. Als bundesweites Netzwerk von über 350 Kulturinitiativen tritt die IG Kultur Österreich für ein partizipatives Verfahren ein, das eine breite inhaltliche Beteiligung und Auseinandersetzung vorsieht. Darüber hinaus muss gerade auch im Kulturbereich die dringend erforderliche Sicherheit für einen stabilen Basisbetrieb gewährleistet sein.

Das neue Wiener Fördermodell erweckt den Eindruck, als habe die Wiener Kulturpolitik der Mut verlassen, für aktuelle Probleme auch tatsächlich politische Lösungen zu suchen. Im Glauben an die Technik werden diese jedoch nicht zu finden sein. "Wir fordern Kulturstadtrat Mailath-Pokorny dazu auf, der öffentlichen Kulturfinanzierung einen Prozess der Entscheidungsfindung zu Grunde zu legen, der transparent gestaltet ist und auf inhaltlichen Debatten beruht", so Amann abschließend.

Hinweis: Partizipation als Demokratiemodell

Ähnliche Artikel

Angesichts der hohen Inflation beträgt auch die empfohlene Entgelterhöhung für Kulturarbeit 2024 +9,47% gegenüber 2023. Parallel dazu gibt es – als Ergebnis unserer Mitgliederbefragung – ein Update des Schemas. Ein notwendiger Schritt, um die Unterstützung der Gewerkschaften in unserem Kampf um eine faire Förderpolitik zu stärken. Welche Änderungen das Schema 2024 im Detail enthält, was dies für die Praxis bedeutet und wie ihr Fördereinreichungen nach Fair Pay kalkuliert, beantworten wir in InfoSessions am 6. und 16. Oktober.
Fair Pay Bund Land Nach fast zehn Jahren Kampagne hat es Fair Pay ins Regierungsprogramm geschafft. Auch einige Bundesländer sind nachgezogen, bzw. Salzburg zieht voran. Wo stehen der Bund, die einzelnen Bundesländer und die Städte in der Umsetzung von Fair Pay für Kunst und Kultur? Welche weiteren Schritte stehen an? Wie ist die Lage für Kulturinitiativen, wie für Einzelkünstler*innen in den verschiedenen Sparten?
Fair Pay Prozess Der Kulturbereich ist besonders von Prekariat, Unterbezahlung, schlechter sozialer Absicherung und unsicheren Arbeitsverhältnissen betroffen. Deshalb hat die IG Kultur schon vor über zwölf Jahren die Kampagne für Fair Pay im Kulturbereich gestartet. Fair Pay konnte erstmals ins Regierungsprogramm lobbyiert werden. Das ist nun drei Jahre her, das heißt die Legislaturperiode neigt sich langsam aber sicher dem Ende zu. Wir haben nachgefragt, wie es in Bund und Ländern in Sachen Fair Pay gerade steht.